Rutscher nach Eisenstadt mit Therese. Kalt, windig. Früh ins gräfliche Haus, besorgte mehrere Geschäfte. Um 11 h kam ich nach Haus, da suchte mich Therese schon vergebens bei Richart. Burgerth ist hier, er schrieb mir und will durchaus, dass wir mit ihm heute nach Eisenstadt fahren sollen. Wir gingen zu ihm, um zu reden und bestimmten, mit ihm zu fahren. Mich freute es, weil ich Therese Vergnügen machen konnte. Er war unser Gast und um 2 h fuhren wir mit der Post nach Eisenstadt. Um 7 h kamen wir an. Unser erstes Objekt war Kleinrath (?), der sich mit der Illumination beschäftigte, leider vergebens wegen Wind. Zwischen den Stallgebäuden war eine Ehrenpforte mit der Inschrift „Vivat hereditarius Imperator Austriae Franciscus II.“ Bei meiner Mutter stiegen wir ab. Außer der Rosel war schon alles im Theater, in das wir uns auch gleich begaben. Alles staunte über unsere Anwesenheit, am meisten aber Kárner und meine Mutter. Wir sahen die höchst mittelmäßige Produktion von „Sonntagskind“, worin der unglückliche Tenorist, Gall, Maurer und der Scholar Hummels Krug (?) zu ertragen waren. Nach dem Theater ging ich zu Kárner und nach selbem um ½ 12 h schlafen. Meine Mutter plauderte noch lange mit uns.
Band 05 (V.), Seite 42v
2612
1804
9
27
In Eisenstadt. Kalt und mitunter Regen. Elsler und Prinster frühstückten mit uns. Ich ging mit Elsler zu Kárner, dann zur Dampfmaschine, wo mir Langreuter teils an der Maschine, teils am Modell den Gang derselben erklärte. Therese ging zu Hummel, um sich die vergessene Horn-Stimme zur Motette machen zu lassen. Bei Fuchs kamen wir zusammen, da wurde sie probiert. Mittags war Kárner unser Gast, nach Tisch kamen Elsler, Prinster und Röckl. Um 5 h führte uns Kárner zur Batterie, dann zum Galgen und Fuchs, wo wir uns den Abend mit Musik unterhielten. Therese sang die Motette, dann die Hof-Arie von Mayr, sang sie vortrefflich und entzückte alle. Es waren über 40 Personen, worunter Beinl, Kreitschek, Röckl, Kühnel etc. waren. Um 10 h schlafen.
Band 05 (V.), Seite 43r
2613
1804
9
28
Fahrt nach Wien mit Rosenitsch. Kalt, etwas Regen. Kárner ließ uns zu Rosenitsch führen, von da um 9 h nach Wien. Therese erhielt einen Part in Gyrowetz' Oper „Selico“ und hätte heute schon Probe machen sollen. Sie speiste zu Hause, ich ging mit Rosenitsch zum Wilden Mann speisen. Nach Tische besorgte ich einige Kommissionen, war zu Haus. Abends war ich im Kärntnertor-Theater „Mädchentreue“, war auf dem Theater, um Laucher Vadász’ Brief zu geben, welchen ich der Cilag (?) anvertraute. Therese sah im Burgtheater die „Französischen Kleinstädter“.
Band 05 (V.), Seite 43r
2614
1804
9
29
Ein schöner Tag. Am Vormittag blieb ich wegen Kopfschmerzen etwas länger im Bett, dann ging’s an meine Geschäfte. Therese hatte Probe von „Selico“ Die Töpfer Mutter war unser Gast. Nach Tische kam die Richart, der ich 4 Ellen Tuch zu einem Überrock abschnitt. Therese und ich besuchten die Kohl'schen und brachten ihnen den Schlüssel zu „Vaterhaus“. Therese war abends zu Haus in Gesellschaft von Töpfer und Caspar, dann ging sie mit ihnen etwas spazieren. Ich war im Burgtheater „Verwiesene“ und im Kärntnertor-Theater in der Loge, dann im Parterre. Nach dem Theater ins Bett.
Band 05 (V.), Seite 43r
2615
1804
9
30
Ein angenehmer Tag. Erst um 10 h ging ich aus, in die Kasse, machte meine gewöhnliche Promenade. Speiste bei Brandl in gewöhnlicher Gesellschaft ein gewöhnliches Mittagsmahl. Um 3 h kam ich nach Haus, ruhte eine Stunde und um 4 h mit Therese in den Prater. Es war eine außerordentliche Volksmenge und die ganze schöne Welt versammelt. Wir wandelten Arm in Arm in der Schönen [Allee ?] herum, sahen die Kohlischen, Müller, Tochter, Sonnleithner etc. Nach 6 h erhoben wir uns wieder nach Haus. Um ½ 8 h soupierten wir zusammen, fühlte mich recht wohl, denn Therese war heute wie ich mir wünschte in einer guten Laune und so mir sehr teuer. Um 8 h ging ich noch ins Kärntnertor-Theater „Gastrecht“. Ich hörte vorher dumme Streiche, die mit der DeCaro vorgingen, z. B. dass sie Türen aufzogen, Lichter und Tische zusammenschlugen, dann überzeugte ich mich selbst, dass keiner seine Rolle wusste. Ich fand Compagnie, plauderte, sonst würde ich es nicht ausgehalten haben. Nach dem Theater gleich ins Bett.
Band 05 (V.), Seite 43r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).