Ein angenehmer Herbsttag. Therese hatte Probe von Gyrowetz' Oper „Selico“. Ich besorgte von der Gräfin einige Aufträge, schrieb ihr, arbeitete zu Hause. Mittags speisten wir mit der Wokurka Lisi. Nach Tische arbeitete ich. Um 5 h schickte Therese das Kind nach Hause und wir machten unsere Promenade. Mit Therese wegen Uhrkasten zum Tischler Seitl. Den Tischler fanden wir nicht, doch machten wir Bekanntschaft mit Wokurkas Vetter, Erfinder der Seng (?)-Maschine, der nebenan wohnt und mit dem wir uns gut unterhielten. Er sengt (?) alle Arten von Wollwaren, Manchester, Musselin, Wallis etc. Um 7 h kamen wir zum Burgtheater, ich blieb, Therese ging nach Hause. Im Burgtheater „Nemici generosi“, Lipparini als Buffo tritt auf. Im 3. Stock traf ich den Grafen, der heute nach Mittags ankam. Wir sprachen lange zusammen, dann ins Kärntnertor-Theater „Perükkenstock“ und „Verlegenheit durch Zufälle“. Sodann promenierte ich in Compagnie nach Haus.
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Ein schöner Tag. Früh zu Quarin und Grafen. Therese hatte Probe und ich sah im kleinen Redoutensaal Robertsons Luftball, der am Montag steigen wird. Von der Richart brachte ich Therese schwarzen Sammet zu einem Pilger-Kragen. Moreau war unser Gast. Nach Tisch sang Therese mit der Gulyás, dann kam Maurer von Eisenstadt. Therese und ich fuhren in die Porzellanfabrik und zum Tischler Seitl und Reimann. Abends begab ich mich ins Burgtheater „Hussiten“ und fand Berger, Zimmermann und Richart. Therese unterhielt sich zu Haus.
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Trübe. Den Vormittag wie gewöhnlich. Therese hatte Probe von „Selico“. Mittags allein, nach Mittags fuhren Therese und ich in die Porzellanfabrik, zum Tischler Seitl, der meinen Uhrkasten brachte, den ich gleich wegen Bronzearbeit zu Danninger bringen ließ. Er sieht gut aus. Ich ins Burgtheater „Aline“, dann promenierte ich eine Weile herum und begab mich zeitlich in Morpheus' Arme.
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Ein schöner Tag. Ein gewöhnlicher Vormittag. Therese hatte Probe, mittags allein. Nach Mittags arbeitete ich zu Hause, dann fuhr ich mit Therese in die Roßau, Alstergasse, Neustift, Mariahilf bis nach Gumpendorf und an der Wien nach Haus. Ich begab mich ins Burgtheater, zum 1. Mal „Totila, König der Goten“, Schauspiel in 5 Akten von Mad. Weissenthurn. Ist langweilig, nichts Neues und errang keinen Beifall. Es wurde gut gespielt, besonders von Lange, Brockmann, Roose und Weissenthurn. Ich fand Compagnie, Maurer Albert mit Mutter. Nach dem Theater ins Bett. Therese war den Abend zu Haus.
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Angenehm. Ich am Vormittag wie sonst, Therese hatte Probe, sah wieder den Luftballon. Mittags war Agnes unser Gast. Nach Tische war ich zu Haus, dann begleiteten Therese und Agnes mich ins Theater an der Wien „Caravane nach Cairo“, Oper in 3 Akten, bearbeitet von Süssmayer, Musik von Gretry. Die Damen gingen nach Hause und unterhielten sich zusammen, ich blieb in der Oper. Sie gefiel mir nicht und fast niemandem. Außer dem Scharmützel im 1. Akt, in welchem die Kavallerie einhaut und ein paar Mädchen von der Karawane raubt, und ein paar Musikstücken ist nichts Besonderes daran. Nach dem Theater nach Haus. Wegen Nadastini schrieb ich an Kárner.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).