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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2231 1803 9 13 Dreimal regnete es am Vormittag. Früh arbeitete ich zu Haus, dann fuhr ich ins Rote Haus. Traf da Kárner, mit ihm fuhr ich in die Stadt, holte den Konto vom Leitgeb und er untersuchte die Reisewägen. Später kam er zu mir und ich speiste mit ihm im Casino für distinguierte Personen. Nach Tische arbeitete ich zu Haus, sah in No. 810 nach, ging ins Kärntnertor-Theater, um vom Doschan (?) Gedichte des Schneiderssohns Hiermer auf die Saal zu erhalten. Es gelang mir richtig, ich brachte sie Kárner. Er fuhr um 6 h nach Eisenstadt, war nicht zu bewegen, den Spaß mitzumachen und hinterließ mir seinen Sitz im Parterre. Ich begab mich also ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“, der Saal erster Auftritt, Saal als Wasserträger, die Gerlitz als Marcelline, Stegmayer als Leutnant. Es war voll. Beim Beginn der Symphonie machten sich die Jungen schon ihren Jux mit dem Auswerfen der Gedichte vom 4. Stock. Durch die Zuglöcher vom Plafond beobachtete es die Polizei. Das Publikum wurde durch den Verlust der schönen Ouvertüre durch die Kinderei äußerst unwillig und es entstand ein Tutti-Zischen. Beim Auftreten warf man Toten-(?) und andere Blumen der wohlfeilsten Art herab. Es wurde geklatscht, im Parterre noble war es sehr mäßig, und sie dankte sehr oft und lange, um das Klatschen zu erhalten. Nach dem 1. Akt warf die junge Compagnie wieder ein Gedicht aus, worin Braun ein Perikles genannt wird, und die Saal die Tugend. Beide Gedichte trugen den Stempel des Knittelhaften. Die Jungen waren unterrichtet, dass Braun der Saal erlaubt hatte vorzutreten; am Ende des Stückes klatschten sie nicht lang. Weigl und Treitschke befahlen, die Kurtine aufzuziehen, die Theatergesetze bekamen einen Streich auf’s Haupt und die Tugend und Schönheit erschien, hielt eine lange, ziemlich gut gesetzte Rede – man sagt von Treitschke – worin sie mit gerührtestem Herzen dankte, für die allgemeine Teilnahme, dass bald sie hätte diesen Vorhang aufrollen sehen. „Dank !“, rief sie aus, „nie werde ich diese Tage der Gefahr vergessen“, und dergleichen mehr. Von diesen Gedanken sprach man schon 3 Monate. Sie war ganz tragische Schauspielerin, der Zuhörer fühlte von allem nichts, was sie sagte, denn sie verstand selbst nichts; man sah nur affektiertes Wesen. Nach dem Theater nach Haus. Therese war allein und unterhielt sich mit der Verfertigung eines schwarzen Mantels. Band 04 (IV.), Seite 128v
2232 1803 9 14 Kalt. Vormittag regnete es etwas, nach Mittag heiter. Haupt-Artilleriemanöver in Simmering. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, ging in die Theaterkanzlei, um meinen Compagnon zum Manöver zu wählen. Pfersmann gesellte sich zu uns. Die Agnes war unser Gast und half Therese, den langen schwarzen Mantel zu verfertigen. Früh fuhr ich mit Therese zum Maler, zu Brandmayer und zum Türken, um Theresens Schal abzuholen, welchen sie ihm zum Abzeichnen der Bordüre geliehen hatte. Nach Tische schrieb ich an Stipsics nach Ofen, wegen der gekauften Kiteg (?) zu Möbeln (?). Um ½ 4 h holte mich Pfersmann ab. Wir fuhren zur St. Marxer Linie, dann ging’s zu Fuß. Die Artillerie beschoss eben eine Batterie und rückte mit den Kanonen immer näher. Der Kaiser, Ehz. Carl, der Palatin, Herzog Albert, die Prinzen, Prinz Württemberg und die ganze Generalität waren zu Fuß und avancierten immer mit der Artillerie. Dann wurde die reitende Artillerie exerziert, später eine Batterie von 2 Batterien beschossen. Zum Schluss wurde ein sehr starkes Tor mit einer Petarde gesprengt, und mit glühenden Kugeln ein Blockhaus, welches ganz massiv von Bäumen gebaut war, angezunden. Es war ein prächtiges Schauspiel; beim 12. Schuss, wovon 2 ins Schwarze waren, brannte es schon lichterloh. Nach Haus gingen wir ganz zu Fuß. Die Straßen waren von Menschen, Wägen und Reitern gedrängt voll. Ich ging gerade ins Kärntnertor-Theater „Achille“, nach 3 Monaten wieder. Ich war sehr müde und begab mich nach dem Theater gleich ins Bett. Wir mochten wohl in allem, samt Begleitung der Artillerie, wo die anderen ritten, 2 Posten gegangen sein. Band 04 (IV.), Seite 128v
2233 1803 9 15 Kühl. Den Vormittag in der Theaterkanzlei, in No. 810. Mittags zu Haus, nach Mittag bei Brandl und zu Haus, wo ich dem Grafen schrieb. Abends anfangs ins Burgtheater „Regulus“; heute tritt Brockmann, seit seiner Rückkunft aus Prag, Leipzig und Berlin, wo er Gastrollen spielte, zum 1. Mal wieder auf und wurde vom Publikum mit Klatschen bewillkommt. Es war voll; nachher ins Kärntnertor-Theater „Maria von Montalban“. Volles Haus; Therese fehlte heute ihre Arie, ihre Furcht ist so unbegreiflich als groß. Nach dem Theater nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 129r
2234 1803 9 16 Früh schrieb ich an Kárner und schloss ihm die Rechnung über die Ausgaben für die am 27. August d. J. aufgeführte Kantate bei. Mittags allein, nach Tische in No. 810. Abends ging ich ins Burgtheater „Graf von Burgund“. Im 4. Stock plauderte ich mit Firg (?) und Toms, dann ins Kärntnertor-Theater „Isthmische Spiele“. Band 04 (IV.), Seite 129r
2235 1803 9 17 Ein schöner Tag. Vormittag schrieb ich an den Grafen, war in No. 810. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich zu Haus. Therese fuhr mit der Brandlin und Rottensteiner zum Arzt, die Spieluhr zu hören. Ich musste wegen dem jungen Maximilian Rantsch (?), dessen Vater ihn zum Militär wegen liederlichen Streichen abgeben will, zum Marsigli, dann fuhr auch ich zum Arzt, traf aber Therese nicht mehr. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum 1 Mal „Der Schubkarren des Essighändlers“, Oper in 1 Akt, italienisch, Musik von Mayr, dann das beliebte Terzett. Die junge Tomeoni sang darin, gefiel aber samt der Oper nicht. Therese war in der Loge und wir gingen zusammen nach Hause. Band 04 (IV.), Seite 129r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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