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Anzeige von 2201 - 2205 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2201 1803 8 14 In Eisenstadt. Trübe. Früh schrieb ich bis 11 h. Stotz brachte mir etwas zum Korrigieren. Um 11 h begaben wir uns ins Schloss zum feierlichen Amt. Zum Offertorium sang die Ascher und Kirstein akkompagnierte auf der Klarinette die Motette von Cartellieri. Regen verkündende Wolken werden uns so ziemlich unsere Lustfahrt für Nachmittag nach Pöttsching und dem nahen Sauerbrunn vereiteln, fatal !; ich wünschte ihn so gerne zu sehen. Mittags speisten wir bei meiner Mutter. Das Wetter hielt sich und wir fuhren in 3 Wägen nach Pöttsching, Therese, Ascher, Kirstein und ich, Babette, Pölt, Frau mit 2 Kindern, meine Mutter, Assessor Hall und Frau. In Pöttsching wurde etwas gesessen, gejausnet, während der Zeit wurde umgespannt und in 4 Wägen nach Sauerbrunn gefahren. Ich gesellte mich zum Verwalter Hohenrain, der junge Gall fuhr mit seinem Bruder, die Verwalterin mit Therese. Als wir schon dem Sauerbrunn nahe waren, fing es zu regnen an und regnete eine Stunde, solange wir die schöne Gegend durchgingen. Der Brunnen, mit Quadersteinen umgeben, sieht elegant aus und hat im Geschmack Ähnlichkeit mit dem Selters- und Gießhübler Wasser. Gleich beim Brunnen ist der Bau eines Gasthauses schon unter Dach. Hohenrain hat in den schönen Partien des nahen Gebüsches Tisch und Bänke angelegt, die für die Neustädter, deren sich öfters zu mehreren Hunderten hier einfinden, die angenehmsten Erholungsplätze sind. Er hat in den eingelösten Fronnerischen (?) Weingärten breite Gänge, in den Gebüschen und dem nahegelegenen Wiesner Wald die angenehmsten Schleichwege durchhauen und so das Ganze zu einem äußerst schönen, romantischen Erlustigungsort umschaffen lassen. Schon die Fahrt von Pöttsching zum Brunn wechselt dreimal von Wiesen, Wald und Weingärten ab. Das Tal hinter dem Brunnen, eingeschlossen von dem wilden, riesenmäßigen Wiesner Gebirge, ist schauerlich schön. Die Aussicht von dem nahen Hügel, auf welchem sehr passend in einer Nische Tische und Bänke angebracht sind, ist unbegrenzt. Man sieht in einem Umkreis von vielen Stunden die Pulvermagazine auf dem Theresienfeld, Ebenfurt, Pottendorf, Hornstein, Müllendorf, Großhöflein, Sigless, Frauenhaid etc. Unter einem Dache unweit des Gasthauses und der Kegelbahnen bewirtete uns der Verwalter mit einer vortrefflichen Jause und während derselben überraschte uns auf dem Hügel im Gebüsche Harmoniemusik auf die angenehmste Art. Es lässt sich kein schönerer Eindruck denken, als in einer romantisch einsamen Gegend Harmonie zu hören. Selbst das Mittelmäßige gewinnt durch die Überraschung und den Ort ganz außerordentlich. Nach 8 h fuhren wir erst vom Brunn weg. Es tat uns weh, uns so bald von dieser schönen Gegend trennen zu müssen. In Pöttsching spannten wir um, nahmen von Hohenrain Abschied, dankten ihm für die gute Bewirtung, diese gute Unterhaltung, und kamen um ½ 10 h in Eisenstadt an. Nany war mit den Mädchen in der Traube im „Donauweibchen“ und erwartete uns vergebens. Ich legte mich gleich. Band 04 (IV.), Seite 123r
2202 1803 8 15 In Eisenstadt. Maria Himmelfahrt. Trübe. Therese und ich richteten unsere Sachen zum Packen zusammen. Ich schrieb vor Mittag, wartete ein paar Güsse ab. Pölt besuchte mich und brachte mir zum Geschenk Zeichnungen von Pöttschinger Sauerbrunn und der Gegend, welche mich sehr freuten. Ich erwartete den Buchdrucker, mit welchem ich den 2. Bogen korrigierte, begab mich nachher mit ganzer Compagnie ins Schloss, wo eine Messe von Fuchs gemacht wurde. Nach dem Amt machten wir noch eine Promenade in den Hofgarten, Meierei, um die Stadt und nach Hause. Wir speisten bei meiner Mutter. Kirstein und ich gingen ins Kaffeehaus, sahen den Leichenzug der großen Resel, Geliebten des Rhode und holten unsere Damen ab, um die Gesellschaft des Porte (?) auf der Schießstatt springen zu sehen. Mehrere Regen hielten die Springer ab, ihre Vorstellung zu geben. Wir besuchten die Csekonics und Fuchs und gingen alle, auch meine Mutter, Nany und Franzl, ins Theater „Waldweibchen“, 1. Teil. Alles zusammen gab einen wahren Jux. Es war sehr voll; ich konnte es im Saal nicht aushalten, hielt mich meistens auf dem Gang auf. Plauderte mit dem Kretschmar, Frau, die ich nach dem Theater noch sprach, Hubasch (?), Michaelis (?) Direktor, Schenk, Dem. Daber (?) etc. Um 11 h legte ich mich, die anderen soupierten noch. Band 04 (IV.), Seite 123r
2203 1803 8 16 Abwechselnd Regen. Reise nach Wien. Paur holte uns mit dem Göthen Fasching (?) vor 3 h ab, wir waren bereit und fuhren weg. Es regnete etwas, der Göth fuhr gut. Wir fanden unser Quartier sehr rein und alles zur vollen Zufriedenheit gerichtet. Der Bonbon lief den ganzen Weg. Er passierte mehrere Lacken und war so beschmutzt, dass er nicht herausgehen konnte. In 5 Stunden waren wir in Wien. Ich ordnete alles, ging in die Theaterkanzlei und avisierte Theresens Ankunft, weil heute hätte „Maria von Montalban“ sein sollen. Vor Tische noch besuchte uns Kárner und erzählte, dass Gio vorausgeschickt sei und der Fürst am Montag von Paris ankomme. Mittags aßen wir wegen Schlaf wenig, wir waren allein. Korntheuer besuchte uns. Ich sagte ihm, dass die Töpfer noch in Eisenstadt und er die „Emilia Galotti“ um 8 Tage verschieben möchte, dass er dieserwegen ein so braves Mitglied nicht disgustieren möchte, sondern für jemand anderen rede, dass ihr überhaupt so kuriose Leute seid, denen es gar nichts kostet, jemand zu beleidigen. Nach Tische erhielt ich von ihm einen sehr unbesonnenen Brief, den ich nicht einmal einer Antwort würdig hielt. Ich schrieb meiner Mutter und Fuchs wegen des Fürsten Ankunft. Um 4 h besuchte ich Kárner, mit diesem sah ich seinen Stall im Brandonischen (?) Haus. Dann fuhren wir in den Prater, in dem wir wohl Wasser, aber keine Menschen fanden. Von da ins Theater an der Wien „Wenn die Katze aus ist etc“, elende Farce, dann eine erst einige Male gegebene Operette in einem Akt „Die Schatzgräber“, von Mèhul, sehr mittelmäßig. Vor dem Theater jausneten wir in dem nahen Weichselgarten Salami und Weichselwein. Im Vorbeigehen sprach ich Woller mit der Lisett. Im Theater kam ich neben Salieri zu sitzen und konnte mich mit aller Macht des Schlafens nicht enthalten. Therese legte sich schon vor 9 h. Band 04 (IV.), Seite 123v
2204 1803 8 17 Ein schöner Tag. Den Vormittag beim Grafen, Kárner und Brandl. Mittags allein, nach Mittag bis 5 h zu Haus. Hernach gingen Therese und ich in die Porzellanfabrik, von da in den neu angelegten englischen Garten des Fürsten Liechtenstein, der wirklich sehr schöne Partien hat. Wir begegneten dem Hilger (?), der mit uns eine Weile saß. Therese besuchte noch ihre Mutter, ich ging in beide Theater. Fand sie leer, blieb im Kärntnertor-Theater „Essex“. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 124r
2205 1803 8 18 Heiter. Ich schrieb an Fuchs, dass der Schuft Bevilaqua eine eigene Kantate sich machen ließ, weil Fuchs nichts für ihn schreiben wollte. Den Vormittag beim Grafen und Kárner, mittags allein. Nach Tisch zu Haus, abends zu Baranyay, dann ins Kärntnertor-Theater. Zum 3. Male „Maria von Montalban“, volles Haus, Therese sang vortrefflich. Schuppanzigh sagte mir, dass Therese so schön sang und sich selbst übertraf. Bei ihrer Arie wurde dreimal applaudiert. Auf dem Theater sprach ich mit Korner und Spangler wegen der Kantate; mit Klingmann wegen seinem Abgang vom Hoftheater und Eintritt im Theater an der Wien. Ich sagte ihm meine Meinung offen und bat ihn, den Schritt der für ihn und seiner Frau Zukunft so entscheidend ist, ja nicht zu wagen. Gewisse Reue wird die Folge sein. Er versprach mir, darüber nachzudenken. Die heutige Oper hätten sie beinahe wegen Rausch der Frau Kathel nicht machen können. Sie hatte die Primstimmen der Violinen verlegt. Sie fingen erst um ½ 8 h an. Nach dem Theater nach Haus. Gestern war ich bei den Landrechten im 2. Stock, um der Lizitation des Marinellischen Theaters beizuwohnen. Ich war mit einigen im Saal selbst, der größte Teil der Gesellschaft musste außen bleiben. Die Lizitation geschah in Pleno unter dem Vorsitz des V[ize]-Präsidenten Menzinger. Ein sicherer Herr von Tadtler (?), Hensler und 4 Advokaten ließen sich als Lizitanten aufzeichnen. Der Ausruf war 8000 fl.. Vorher wurden die vom Regierungs[rat ?] Sievers, wirklich sehr zum Nachteil der Massa und für jeden Pächter sehr bitteren 26 Punkte durch Dr. Schlager vorgelesen. Nach einer langen Pause sagte Hensler 8200 fl.. Pause, Tadtler rief 8250, lange Pause, Hensler 8300. Niemand sprach ein Wort und dabei bliebs, Hensler ist Pächter. Mich sollte es sehr wundern, wenn die Massa ihm wegen so geringen Pachtschillings nicht Sprünge machen sollte. Band 04 (IV.), Seite 124r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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