Kalt. Den Vormittag beim Grafen, sonst den ganzen Tag allein und beschäftigt. Mittags speisten wir in zwei. Abends ins Kärntnertor-Theater „Octavia“. Die Lefèvre als Octavia ließ alle Wahrscheinlichkeit einer griechischen Octavia vermissen. Ich sprach im Theater mit Hunnius und sah die neu engagierte Sängerin Bianchi, deren Vater einst in Esterháza ein braver Buffo war. Nach dem Theater ins Bett.
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Trübe, kalt, mitunter Regen. Früh zum Grafen, dann zur Institutssitzung. Um 1 h kam ich zu Haus, wir speisten gleich. Therese kam nicht aus dem Zimmer, sie unterhielt sich mit Lesen und Arbeiten. Nach Mittag schrieb ich, dann suchte mit Hoffmann, der kam, den türkischen Juden Major in der Jägerzeil, neben Bogners Haus No. 3 auf, um mit ihm wegen meinem Geld zu reden. Wir fanden ihn im Kaffeehaus links neben der Schlagbrükke, führten ihn in seine Wohnung. Er versprach, morgen zu mir zu kommen. Ich hatte Besuch von der Hitzinger. Abends ging ich in beide Theater, im Burgtheater „Helene“, im Kärntnertor-Theater „Heiratsprojekte“ und „Isthmische Spiele“; da blieb ich anfangs im 3. Stock, dann auf dem Theater. Ich traf die Barany mit Töpfer und Barany mit Leifer an. Der Flötist Mayer begleitete mich nach dem Theater nach Hause.
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Kalt, dreimal Regen. Früh besuchte uns die Kreutzer und brachte uns ein Balsam-Rezept mit der Bitte, ihr in Eisenstadt einen Riss drucken zu lassen. Am Sonnabend war sie auch schon da, als ich zur Brandlin ging um ihr zur „Octavia“ die Loge zu geben. Am Vormittag zum Grafen und mit ihm in sein Haus. Therese besuchte ihre Mutter und war auch bei Eberl wegen Schmalz. Mittags allein. Nach Tisch ging ich zum Rühl wegen Aufnahme zweier Mitglieder und Quittungen. Zu Hause arbeitete ich. Abends ins Burgtheater, nach vielen Jahren wieder aufgewärmt „Die väterliche Rache“, Lustspiel in 4 Akten aus dem Englischen; missfiel und zwar mit Recht. Das Sujet ist sehr unmoralisch und langweilig. Ich war mir Stessel im Parterre und dann im 3. Stock. Therese war den Abend bei der Brandlin, wo ich sie abholte.
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Kalt, öfters Regen. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein. Therese beschäftigte sich den Tag über mit Arbeiten und blieb den Abend zu Haus. Ich sah im Burgtheater den 1. Akt von Salieri Oper „Eraclito e Democrito“, worin bei der Renovierung die Tochter der Tomeoni auftrat, aber mit einer Art Nasenstimme nicht gefiel. Nachher ins Kärntnertor-Theater „Väterliche Rache“. In beiden Theater leer, besonders aber in der Oper. Nach dem Theater ins Bett.
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Wie gestern. Den Vormittag beim Grafen und mit ihm in sein Haus, wo ich die Möblierung des ganzen 1. Stockes übernehmen muss. Eine große Last ! Dem Kárner schrieb ich. Mittags allein. Nach Tisch zu Stessel, zum Brandl und mit ihm in des Grafen sein Haus, wo ich ein paar Stunden blieb. Rösner hielt eine Bücher-Revision und verfasste mir einen Katalog. Moreau besuchte uns. Um 7 h ging ich ins Burgtheater „Verbrechen aus Ehrsucht“, später ins Kärntnertor-Theater „Svizzeri“ und „Tänzerin aus Athen“. Beim Ballett war ich meistens auf der Bühne. Therese blieb zu Haus. Heute erzürnte mich unser Mensch beim Essen so heftig, dass ich ihr den Porzellanteller samt dem Koch, welches die Veranlassung war, an den Kopf warf.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).