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Anzeige von 2206 - 2210 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2206 1803 8 19 Warm; ein schöner Tag. Vormittag arbeitete ich zu Haus, war bei Friess, dem Grafen, schrieb dort an Woller und besuchte Kárner. Mittags speiste Eckhart mit uns. Nach Tische zu Haus, bei Brandl und Cerutti. Ich soupierte im Bierhaus im Komödiengassel, abends ins Kärntnertor-Theater „Svizzeri“ und „Tänzerin aus Athen“. Den Brandlischen gab ich die Loge, ich war meistens auf dem Theater. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 124r
2207 1803 8 20 Vormittag heiter, nach Mittag Regen. Ich war bei Levi, Friess, Kárner und Kühnel, brachte Abdrucke von meiner Kantate, wovon mir der Buchdrucker 12 Exemplare vorausschickte. Fuchs schrieb mir auch und freut sich, dass ich den Tenoristen Spangler und Korner mitbringe. Mittags allein. Um 4 h ging ich zum Marsigli und um 5 h fuhr ich mit Kárner in den Prater zum Lusthaus, jausneten da, wurden aber im Retour wieder glücklich nass; ein Verhängnis schwebt über uns, dass wir bei jeder Praterfahrt vom Regen bedient werden müssen. Wie fuhren ins Theater an der Wien „Verwandelter Rittmeister“ und „Schatzgräber“. Ich traf die Mayer mit Sanenz, mit welcher ich nach Haus ging. Therese blieb den Nachmittag und Abend zu Hause. Band 04 (IV.), Seite 124r
2208 1803 8 21 Trübe und Regen. Im Kärntnertor-Theater „Maria von Montalban". Den Vormittag war ich bei Brandl, lud den Franz zum Speisen ein und schlich mit ihm am Vormittag herum. Therese war zu Haus und Franz unser Gast. Nach Tisch kam Neumann, später Salieri, Goldmann und Lavotta; letztere nahm Therese mit in die Loge. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, auf den Hof zu Bezeny (?), kam im Bierhaus im 1. Stock neben dem Kaffeehaus mit Baranyay zusammen, begleitete ihn und Franz wieder ins Kärntnertor-Theater. Therese gefiel außerordentlich, die Schmalz wenig. Ich nach dem Theater gleich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 124v
2209 1803 8 22 Kalt und Regen. Vormittag beschäftigte ich mich bei Kárner, beantwortete des Fuchs lamentablen Brief über die so groben Fehler des Druckes unserer Kantate, ging dann ins Kärntnertor-Theater in die Generalprobe von der heutigen neuen Oper „Helene“, in 3 Akten von Bouilly, Musik von Mèhul; ein Pendant zu Armand, jene Oper, welche die Direktion an der Wien durch eine eigene Staffette aus Paris kommen ließ, um den Hoftheatern zuvorzukommen und dafür 100 Dukaten zahlte. Die Rosalie Gerlitz hat darin den kleinen Part der Anna, Tochter des reichen Pächters Moritz, in welcher Rolle Hunnius zum 1. Male auftritt, Stengel aber als Gouverneur. Die Oper wird aber samt dem Hunnius, Stengel (?), der nicht einmal seine Rolle kennt, ebenso sicher missfallen. Kombinierte mit Coelestin Mayer meine Kantate mit dem Druck und fand Fehler, die in keinem Fall bleiben können. Ging zu Kárner, zeigte sie ihm und beratschlagten, dem Fuchs noch einmal zu schreiben, dass der Fux 50 neue Exemplare drucken und den anderen ein Blatt als Verbesserungen beilegen soll. Kárner, Kühnel und ich gingen in die 1. Vorstellung der Oper „Helene“. An der Wien sind sie trotz der Staffette nicht fertig und können selbe erst nach einigen Tagen geben. Heute ist „Palmira“, morgen „Das Labyrinth“. Die Oper gefiel. Die Schmalz, verkleidet als Bauernbube Jakob, war nicht verständlich, sah schief aus und machte kein Glück. Rosalie gefiel ziemlich. Stengel wurde totaliter ausgelacht, Hunnius wurde mit vielem Beifall vorgerufen, dankte für die Nachsicht, versicherte, dass eben selbe ihm Mut gibt, den Beifall zu verdienen, nach welchem er mit allen Kräften streben wird. Therese war in der Loge. Ich führte sie nach Haus und gab Therese ein Bravo für Rosalien, welches ich ihr nachher selbst gab. Band 04 (IV.), Seite 124v
2210 1803 8 23 Trübe, abwechselnd Regen. Therese ging früh zum Braun um ihn wegen der Reise nach Eisenstadt zu ersuchen, welches er sehr gerne zusagte. Ich ging in die Theaterkasse, zum Liebisch, Kaiser und Kárner. Der Fürst war um ½ 8 h gut und gesund angekommen, brachte dem Fürsten Paul und Kárner jedem eine goldene Repetieruhr mit seinem Wappen im Rükken mit. Samstag geht er nach Eisenstadt, also Samstag wird unsere Kantate. Mittags speisten wir allein, nach Tisch kam Spangler, mit dem ich alles verabredete. Mauchner (?) schickte ich wegen Wagen und Pferden zum Leitgeb. Dann schrieb ich an Fuchs, fügte ihm noch bei, dass Therese am Sonntag auf Kárners Ersuchen beim Amt singen wird. Nachher zu Kárner, von welchem ich Anweisungen für Quartier, Tafel und Tokajer für meine Musik erhielt. Walther brachte für den Grafen Fracks und Beinkleider mit. Kárner führte mich in des Fürsten Zimmer, wovon das Kabinett recht artig ist. Therese befindet sich nicht wohl, hat Kopf- und Zahnschmerzen und macht mir wirklich bange. Nach Tisch besuchte uns die Barany, der ich Schüsseln aus der Porzellanfabrik beschaffte. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, zum 2. Mal „Helene“, brachte dem Spangler die Anweisung auf die Wägen. Therese war auch einen Augenblick im Theater, um mit Weigl wegen der Choristen zu reden. Baranyay brachte ich nach Mittag Billetts ins Augarten-Konzert. Nach dem Theater gleich ins Bett. Therese befindet sich übel. Band 04 (IV.), Seite 124v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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