Maria Geburt; Norma-Tag. Den Vormittag beim Grafen. Begleitete Therese zur Braunmüller und spazierte eine Weile herum. Seit der Eisenstadt-Reise besuchte uns die Töpfer Babett zum 1. Mal. Ich gab ihr unsere Note über unsere Eisenstadt-Auslagen. Mittags allein. Nach Tische kamen Rösner, Salieri. Ich ging zu Marsigli, dann gleich zu Brandl, Therese ging voraus. Die Brandlin und wir beide machten eine Promenade zur neuen Brücke beim Prater, schon werden die Bögen gespannt. Auf Theresia soll sie geendigt sein. Therese empfand im Hereingehen Kopfschmerzen. Wir gingen nochmal zur Brandlin und blieben bis 10 h. Therese wurde durch die Ruhe besser. Ich halte den Tag für verloren, an dem kein Theater ist.
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Aprilwetter. Am Vormittag beim Grafen und in sein Haus. Therese hatte Probe von der „Räuberhöhle“. Wegen Quartier hatte ich mit Posch (?) und dem Grafen viel Verdruss. Der Verwalter Ruttrich schrieb mir und schloss mein Konto vom Engel-Wirt ein, das ich ihm korrigierte und samt einem Brief auf der Stelle zurückschickte. Turnau brachte mir den Theateralmanach, herausgegeben von den Souffleurs Geiger und Nadastini, für 3 fl. Er gefällt mir in keinem Betracht. Mittags allein. Nach Tisch schrieb ich gleich an den Grafen, arbeitete. Therese machte eine kleine Promenade. Abends ins Kärntnertor-Theater „Räuberhöhle“; Therese tat alles, was sie bei der noch fühlbaren Schwäche leisten konnte. Nach dem Theater ins Bett.
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Ein schöner Tag, ein wahres Phänomen. Therese, die Brandlische und ich fuhren in die Porzellanfabrik, zum Brandl, zum Juden Major in seine Fabrik, dann in den Prater bis zum Wasser. Im Rückweg stieg ich im Haus des Grafen ab, sah in den Zimmern nach, kaufte für die Brandlin einen niedlichen Fächer. Mittags allein, nach Tische sah Therese wegen Schmalz und kam ohne Hoffnung zurück, es ist keines zu haben. Sie brachte der Brandlin den Fächer und den Logenzettel. Ich schrieb an den Grafen und manche bittere Wahrheit, sah im Quartier und bei Marsigli nach, die krank ist. Abends waren bei Therese die Goldmann und Jeanette, erstere ging in die „Verwandtschaften“, ich mit ihr ins Burgtheater. Nach dem 1. Akt begab ich mich ins Kärntnertor-Theater, „Fassbinder“ und „Spanier“, besuchte die Brandlin in der Loge, wo die Walnefer war, die ich begleitete. Eine Weile hielt ich mich auf dem Theater auf.
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Marienfest. Vormittag trübe, nach Tische Regen. Früh zum Pausinger und Goldberg (?), dann in die Theaterkanzlei. Therese besuchte die Szilinska und brachte ihr ein Buch von der Kantate. Der Schneiderssohn Hiermer (?) stoppelte auf das 1. Auftreten ein Gedicht zusammen, und warb mehrere Burschen, um das Auswerfen zu veranstalten, auf eine recht bübische Art. Durch solche Jungens wird der Künstler Wert und des Publikums Beifall herabgewürdigt. So etwas schadet dem Mädchen sehr, weil alles des Beifalls Ursprung weiß. Mittags allein, nach Tisch schlief ich etwas. Therese begleitete ich später zur Brandl, der ich die Loge gab, und trug mich später ins Kärntnertor-Theater „Mädchen von Marienberg“. Weissenthurn spielte selbe. Aus Langeweile ging ich in den Stöcken herum, soupierte beim Riedl, wo mir auch Nadastini einen Besuch machte. Nach dem Theater holte ich Therese beim Brandl ab.
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Kalt und Regen. Vormittag arbeitete ich zu Haus, dann zu Levi wegen Obligationen, ins Haus, nachzusehen, zum Jahn wegen Banco-Quittungen. Therese blieb den Tag über zu Haus, abends besuchte sie die kranke Schreibers. Nach Mittag zu Haus, in No. 810, zum Levi und ins fürstliche Haus, wo ich meinen Freund Kárner von Eisenstadt erwartete. Zusammen gingen wir ins Kärntnertor-Theater „Haus zu verkaufen“ und „Isthmische Spiele“. Wir waren im 3. Stock; nach dem 1. Akt des Balletts ging Kárner nach Haus, ich zum Ballett ins Parterre. Nach dem Theater gleich ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).