Fahrt nach Forchtenstein. Früh trübe, etwas Regen, mittags heiter. Therese, Ascher, Babett, Kirstein und Baptist Pölt fuhren um ½ 5 h weg, beim Schafflerhof in Hirm hielten wir an, sahen den neuen Bau und kamen um ½ 10 h in Forchtenstein an. Der Weg im Keller, zum Schlosse den Berg hinauf war wegen drückender Sonnenhitze sehr beschwerlich, die Straße schlecht und von den vielen Regengüssen ausgewaschen. Schon auf dem Berg begegnete uns Wiener, er war extrem galant. Wir legten beim Pfleger Jean ab, kühlten ein wenig aus und begaben uns in den staubigen Keller, tranken von Luthers 1526er Donnerskirchner Wein, von 1764er etc. Dann ging’s zu einer kleinen Visite beim Wiener, der uns in sein Feuerwerks-Laboratorium, zur Zisterne, welche 75 Klafter tief und worin er eine Feuer-Kotze (?) hineinblies, und ins Zeughaus führte. Jean deckte uns im Eckzimmer des 2. Stockes auf und bewirtete uns mit einem geschmackvollen Mahl. Unbegrenzt und herrlich ist die Aussicht von allen Fenstern. Nach Tische durchstrichen wir alle Zimmer, Kapelle, Buchhaltung, stiegen um 5 h den Schwarzen Turm hinauf, sahen die Gefängnisse und hatten ein vollkommenes Burgverlies vor unseren Augen. Therese und ich stiegen bis an die Zinne des Turms. Um 6 h, nachdem ich vorher der Kastnerin Timmel einen kleinen Besuch gemacht hatte, verließen wir Forchtenau und kamen erst um ½ 10 h in Eisenstadt an. Viel wurde gelacht, angenehm gelebt und wirklich sehr gut unterhalten.
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Warm. Früh schrieb ich, Therese ging zu Fuchs, die Kantate probieren und sich Verschiedenes ändern zu lassen. Wir gingen in den Hofgarten, besuchten Ringer in seinem Zimmer, sahen die Pläne der neuen Kaserne an, den Keller, in welchem uns Fuchs selbst herum führte. Dann gingen wir zum Fuchs auf den Berg, holten Therese ab, und fuhren zusammen nach Müllendorf zum Rosenitsch, ehemals fürstlicher Kellermeister, speisen. Der Pfarrer Fux, der Wirt Fux vom Römischen Kaiser in Wien und noch zwei waren Gäste. Nach Tische kam Springer, wir besuchten den schönen, auf 12 Säulen gebauten Keller, tranken wacker Tokajer, Csobáncser, Menischer, Ruster; alle waren begeistert. Beim Pfarrer jausneten wir, da wurde der Babett sehr schlimm; mir wurde gewaltig bange. Um 7 h fuhren wir nach Haus, stiegen beim Berg ab, besuchten die Csekonics und Baptist Pölt und gingen nach Haus. Heute wird Freund Kárner erwartet.
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In Eisenstadt. Vormittag heiter, mittags Regen mit Donner, abends trübe und kühl. Früh besuchte ich Kárner im Schloss, plauderte, dann kam er zu uns. Mittags war bei uns großes Diner; nebst uns waren Ringer, Springer, Székely unsere Gäste. Nach Mittag gingen wir zum Troll ins Kaffeehaus, Therese und ich später zu Fuchs, wohin ich später wegen meiner Kantate den Buchdrucker Stotz (?) bestellte und mit ihm den Druck verabredete. Therese sang und probierte die Passagen. Ascher und Compagnie waren bei den Barmherzigen und Pölt. Um 8 h kam Kárner mit Kühnel, später Ascher mit Anhang zu Fuchs. Er probierte mit ganzem Orchester die 12 Menuette und Deutsche mit Trio, welche er für Kárner schrieb; sie sind sehr schön. Nach der Musik nach Haus. Er lud sich auf morgen zu uns zum Speisen ein.
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Trübe. Früh machten wir Besuche bei der Tomas, jetzt Pregler, und Scherr, den wir nicht trafen. Ich ging in den Garten, zu Kárner, schwätzte mit ihm, und mittags 12 h speisen. Kirstein fuhr in der Nacht nach Wien. Kárner, Kühnel und Ochs waren Gäste. Nach 3 h fuhr Kárner von uns weg nach Esterháza. Ich korrigierte beim Stotz den ersten Bogen. Um 5 h war im Schloss im Oratorium Probe von der Kantate, Therese war gut bei Stimme. Nach der Kantate gingen wir – die Csekonics mit Töchtern, Fuchs mit seiner Frau, Elsler, Pölt – ins Kaffeehaus zum Müller. Da ließ ich früh Marillen-Gefrorenes bestellen und bediente meine Gesellschaft. Nany mit der Kröss und den Kindern kamen nach. Das Gefrorene war sehr schlecht. Kirstein kam um 8 h von Wien ins Kaffeehaus. Um 9 h nach Haus.
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Kühl. Um 6 h fuhren wir in Sechsen mit Pölt durch den Tiergarten nach Donnerskirchen. Beim Bauernhaus bemerkten wir kaum eine Spur einer gewesenen englischen Anlage. Wir gingen von da bis zum Schweingarten, stiegen da ein und fuhren bis Donnerskirchen. Hier sahen wir das Bindhaus, den Keller, das große Fasss und hatten viel Jux mit der Schneider Regerl (?), welcher Pölt einen schwarzen Bart machte. Beim Fass wurde mächtig gepritscht. Um 11 h kamen wir zurück. Beim Absteigen fand ich Briefe von Klimbke und Korntheuer, die unsere Abreise auf Dienstag bestimmten, weswegen ich gleich Paur schrieb. Beim Wagen bekam ich den Komödienzettel „Tiroler Wastel“, von der Friedrich Michaeli'schen Gesellschaft, der mich gestern im Kaffeehaus aufsuchte und sich meiner Protektion empfahl. Beim Stotz korrigierte ich wieder, dann ging’s zur Csekonics speisen, Elsler war auch da. Nach Tisch blies Kirstein mit 6stimmiger Harmonie „Palmira“, übersetzt von Cartellieri, hernach tranken wir bei Csekonics Kaffee. Um 5 h gingen wir in die Bergkirche zum Segen, nach welchem die Ascher mit Kirstein die Motette von Cartellieri probierte. Der Einzug der Wiener Kirchfahrter mit Pauken und Tompeten erbaute uns sehr. Wir promenierten in der Allee bis zur Schießstatt und erwarteten vergebens den Caspar aus Wien. Nach 7 h gesellten wir uns 20 Personen zusammen und begaben uns zur Traube.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).