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Anzeige von 2166 - 2170 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2166 1803 7 10 Windig, etwas Regen. Den Vormittag beim Grafen, Kárner. Therese ging früh zur Ascher, speiste da und blieb auch den Abend. Vormittag auf dem Bankel wurde erzählt, dass am 17. August die Lizitation des Leopoldstädter Theaters bei den Landrechten sein wird. Bei Brandl speiste ich, auch Martini, blieb bis 5 h, setzte mich zum Weidmann auf den Graben, dann ins Kärntnertor-Theater. Zum 1. Mal „Hahnenschlag“, Schauspiel in einem Akt von Kotzebue, vorher „Das Findelkind“. Viel wurde über Weidmann gelacht. Am Schlusse sagte er ungefähr: „Hat unser Spiel euch Gönner ja ergötzt, so ist erreicht das Ziel, das wir uns gesetzt. Des Publikums Wohlwollen fehle uns nie, denn neuer Beifall ist des Künstlers Paraplü. Gute Nacht. ihr Gönner, faveatis ! Ich empfehle mich. Punctum, satis“. Das kleine Vesper(?)schauspiel „Hahnenschlag“ ließ man so durchlaufen. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 117r
2167 1803 7 11 Kühl, windig. Therese fuhr früh zur Nussdorfer Linie, ging von da nach Döbling zur Rottruff. Ich begab mich zum Grafen, fuhr zur Woller in den Garten. Mittags speiste ich im neuen Saal zum Römischen Kaiser. Nach Tisch besuchte ich Kárner, welcher mit dem Schuft Paur speiste; da empfahl ich mich gleich. Nach Mittag arbeitete ich. Die Goldmann, später zum Rendezvous auch Korntheuer kamen. Um ½ 7 h ging ich ins Kärntnertor-Theater zur Generalprobe von dem Ballett „Die isthmischen Spiele“. Die Sepherl schickte ich nach Döbling, die Frau abzuholen. Die Probe dauerte bis auf ¾ auf 12 h. Die Unterhaltung für mich war gut, die Konfusionen, Fehler, unglaublich groß. Wenn das Ballett etwas ordentlicher aufgeführt wird, so muss es Furore machen, denn es hat wirklich viele schöne Sachen. Ich unterhielt mich mit Joseph Weigl, Weidmann, Cerutti. Weidmann erzählte mir, dass er seine theatralische Laufbahn vor mehreren 40 Jahren in dem abgebrannten Kärntnertor-Theater unter Prähauser (?) als stummer Advokat begann. Prähauser konsultierte über ein Mädchen mit 2 Statisten meinen Weidmann, als Statist, welcher sich in einer Farce als Jungfrau ausgab, und fragte in diesem verwickelten Fall: „Meine Herren Kollegen, was ist hier Ihre Meinung ?“ Weidmann sagte: „Um einen Siebener rede ich nichts !“ Mit wütendem Beifall wurde diese Antwort vom Publikum aufgenommen und Prähauser wirklich geschlagen. Er war darüber so erbost, dass er Weidmann vom Theater jagen ließ. Weidmann kam nach einiger Zeit nach Olmütz, seinem erstem Theater, zu einer Bande, welche ihm 1 fl. zahlte, und ein papierenes Theater hatte. Als er als Liebhaber auftrat, wurden ihm papierene, steife, damals Mode gewesene Flanquets – Rockschösseln, die wie ein Strickrock stunden – angemacht. Mit diesen ging er auf die Bühne und nahm gleich beim Heraustreten 2 papierene Kulissen mit. Er dachte nicht, dass er sich gedreht zwischen dem so schmalen Raum der Kulissen herauswinden musste und wurde wegen diesem Fatum vom Directeur grimmig ausgescholten. In Linz spielte und tanzte er 10 Jahre ! Die gestrigen Verse vom Findelkind rezitierte mir Weidmann folgendermassen, die ich niederschrieb: „Ihr Gönner ! Hat anheut auch unser Spiel ergötzt, so ist das Ziel erreicht, das wir uns vorgesetzt. Nur Euer Beifall lohnt des Künstlers Fleiß und Müh, und Eure Gnad und Huld ist unser Paraplü. Blickt ferner väterlich auf uns et faveatis ! So bin ich Euer Knecht auf ewig. Punctum, satis“. Bei einer anderen Gelegenheit sagte er als Affenpreis folgende von Lippert gemachte Reime, die mir aber zum Einschalten zu lang sind. Band 04 (IV.), Seite 117r
2168 1803 7 12 Trübe. Ich war den Vormittag beim Grafen. Therese hatte Probe von „Maria von Montalban“. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Therese sang im Burgtheater in „Medea“; ich blieb da den 1. Akt und ging dann ins Kärntnertor-Theater „General Schlenzheim“ Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 117v
2169 1803 7 13 Trübe. Den Vormittag beim Grafen. Platzer brachte ich die Anzeige im „Freimütigen" über sein Bild „Cleopatras Tod“. Therese hatte Probe von „Maria von Montalban“. Mittags allein, nach Mittag zu Haus und bei Baranyay. Nachdem Salieri weg war, ging Therese Therese mit Nina nach Döbling zur Rottruff und Kirche und kam nach 9 h nach Haus Abends im Kärntnertor-Theater „Beide Billetts“, dann zum 1. Male „Isthmische Spiele“, Ballett in 5 Akten von Salvatore Viganò, Musik von Joseph Weigl. Kárner beschaffte ich ein Billett im Parterre noble, er tauschte mit meinem im 3. Stock. Dem Kühnel ließ ich Plätze aufheben. Ich war im Parterre noble plaziert comme il faut. Das Ballett gefiel nicht sehr. Danach ging ich noch auf’s Theater, sah die Köpfe zusammenstecken über eine Art Missglükkung. Nachher ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 117v
2170 1803 7 14 Trübe und großer Staub. Den Vormittag beim Grafen, mit ihm zu Brandmayer und in die Porzellanfabrik. Therese hatte Probe von „Marie“. Die Rosalie war unser Gast, nach Mittag zu Haus. Abends ins Burgtheater „Räuberhöhle“, zur Arie Therese im 2. Akt, welche heute wieder am meisten applaudiert wurde, dann ins Kärntnertor-Theater „Hahnenschlag“ und „Isthmische Spiele“. Ich kam zum Schluss des 1. Akts; bei der Verwandlung blieb alles stecken. Ich war meistens auf dem Theater und unterhielt mich gut. Koch soupierte mit uns. Therese erhielt heute von meiner Mutter eine Gans, welche wir uns gebraten schmecken ließen. Band 04 (IV.), Seite 117v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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