Abwechselnd Regen. Vormittags beim Grafen. Therese hatte Probe von der „Räuberhöhle". Mittags allein, nach Mittag beim Lämel und Grafen. Abends ins Burgtheater „Medea“; die Gerlitz sang heute zum 2. Male die Dirce und viel besser. Dann ins Kärntnertor-Theater „Deutsche Treue“ von Mad. Weissenthurn und zum 2. Male „Der Scheintote“, Lustspiel in 1 Akt von Professor Rambach gefiel nicht. Korntheuer, Holzinger und mich langweilte es sehr. Nachher zum Kramer und um 10 h ins Bett.
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Abwechselnd Regen. Therese hatte Vormittag und abends Probe von der „Caverne“. Ich war den ganzen Tag mit Abwarten, Ankunft und Übernahme der Wolle mit der Lämel beschäftigt. Mittags allein, abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Fassbinder“, Oper in 1 Akt von Schenk, dann Pas de Deux der DeCaro. Plauderte mit Haim von der so schnellen Entlassung des Giulio Viganò und seiner Xanthippe, wegen Hasard des Salvatore Viganò mit dem Braun und Abgang der DeCaro in 8 Monaten. Von da ins Burgtheater „Tancred“. Da kam ich mit Barany zusammen, welche ich begleitete. Dann gleich in Morpheus' Arme. Therese hatte so viel Kopfschmerzen.
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Kalt und trübe. Den Vormittag beim Grafen. Therese hatte früh Quartett und abends ganze Orchesterprobe von der „Caverne“. Ich holte sie vor Mittag von der Probe ab, fand das ganze Arrangement so armselig, so wenig groß, die Finali, welche ganz auf Spektakel berechnet sind, so klein und leer, dass ich mit Überzeugung sagen kann, draußen wird dies alles ohne Vergleich besser gegeben. Nach Mittag kamen Goldmann, Korntheuer und Moreau. Ich studierte und arbeitete. Heute ist im Theater an der Wien die erste Aufführung der Oper „Die Höhle bei Kosire“, im 3 Akten, von LeSueur, Poesie nach Dercy (?) Ich ging hinaus, erwartete Korntheuer, Salieri kam nach. Ich bin auf den Beifall begierig; die Oper gefiel nicht. Vom Personal wurde niemand beklatscht als die Constantini, welche die Seraphine (?) spielte. Die Willmann und Mändl (?) fielen durch, Mayer machte nichts Besonderes. Sehr gute Wirkung machte am Schluss das Spektakel, welches groß und vortrefflich arrangiert war. Nach der Oper ins Kärntnertor-Theater zur Probe. Ich erzählte das Spektakel und suchte alles in Bewegung zu setzen, um selbes durch mehr Statisten und andere Mittel auf alle mögliche Art zu vergrößern; zum Teil gelang es mir. Nachher zum Kramer soupieren.
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Regen und kalt. Vor Mittag zu Hause und bei Baranyay. Therese hatte früh Quartett und abends Generalprobe von Dercy (?) „Räuberhöhle“. Ich ging in beide Proben. Mittags allein. Nach Tisch zu Haus und bei Toth, dann in die Generalprobe. Durch Schmalz, Salieri und Sacchetti suchte ich den Baron aufmerksam zu machen, dass das Spektakel viel zu menschenleer sei, die Gruppierungen schlecht rangiert sind. Etwas erreichte ich doch. Dem Feldwebel Wanzmann versprach ich noch, Pistolen und Gewehre zu beschaffen, um mehr feuern zu können. Nach dem Theater ins Bett.
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Kalt, trüb. Früh zur Kasse des Theaters. Dem Mayer Joh Bapt. legte ich ein Billett auf seinen Tisch. Zu Liebisch und Brandl wegen Pistolen und Gewehren. Koch passierte mit Therese die Rolle durch und sagte ihr viel Schönes darüber. Mittags waren Eckhart und Töpfer unsere Gäste. Nach Tisch zu Liebisch. Salieri passierte nach Mittag mit Therese die Rolle durch. Ich fing an die Rolle des Königs im „Abgebrannten Haus“, Farce von Schikaneder, zu schreiben. Bei Liebisch kaufte ich für Therese 13 1/6 Ellen sehr schönen Sisaca, gelb und grau gestreift, und für Nina 9 Ellen rot gestreiften Sisaca, ersterer kostet 45 fl., letzterer 13 fl. 45x. Therese hatte große Freude; ich fand aber Verdruss: erstlich eine Note von der Regierung, dass ich pro 1799 24 fl. Kriegssteuer nachzahlen soll, zweitens verlor mir Wanzmann den Schlüssel von Liebisch's englischen Pistolets. Ich schrieb bis ½ 7 h, führte dann Korntheuer in die Garderobe, wo er Therese alt machte. Wanzmann hob mir einen Platz im 2. Parterre auf. Es war außerordentlich voll und eine drückende Hitze. Um 7 h begann die Symphonie, die schon gegen außen, wo alle Soli wegblieben, nicht zu kennen war. Rolando, Räuberhauptmann Saal, Alphonso Neumann, Seraphine, seine Gemahlin Schmalz, Gil Blas, Alphonsos Diener Rösner, Leonarda, alte Wirtschafterin der Räuber Therese, Rustan Zeltner, Carlo Korner, Scapel Thilo etc. Saal und Therese gefielen besonders. Ihrer beider Arien im 2. Akt wurden durch Klatschen unterbrochen. Alles war von ihrem schönen, charakteristischen Spiel und schönem Gesang überrascht. Im letzten Akt machte das Quartett von Schmalz, Saal, Neumann und Therese Furore. Das Spektakel machte sich auch gut und dürfte jenem außen die Wagschale halten. Korntheuer, Haim und ich saßen zusammen, vor uns Stessel mit Frau. Das Publikum war gerecht und fühlte alle Schönheiten, jede brave Exekution. Die Chöre leisteten alles, was die kühnsten Erwartungen von ihnen zu hoffen berechtigt waren. Die Aufführung im Ganzen erhielt den entschiedensten Vorzug. Nach der Oper plauderte ich noch mit Joseph Weigl, Mayer und Katter. Alle freuten sich des guten Erfolges ihrer nicht geringen Bemühung. Alle dankten einstimmig Therese für ihren Kunstleiß und baten mich, ihr noch darüber viel Schönes zu sagen. Beim Kramer soupierte ich; da wurde nochmals über die verdient gute Aufführung gesprochen. Unter anderem erzählte man auch, dass durch den anhaltenden steten Regen die Donau ausgetreten ist, einen Teil des Praters, die Brigittenau, Reiterkaserne, Leopoldstadt und Roßau überschwemmte und bei Melk und Mannswörth die Orte, Wiesen und Felder im Wasser stehen, dass im Juli das Pfund Fleisch 9 x kosten wird und wirklich eine neue Steuer ausgearbeitet ist. Um ½ 11 h kam ich nach Haus und sagte Therese alle die Lobsprüche, welche sie über diese so richtig gespielte Rolle erhielt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).