Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2136 - 2140 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2136 1803 6 10 Ein heiterer, warmer Tag, abends Regen. Den ganzen Vormittag beim Grafen, dann bei Toth. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich zu Haus. Krieghammer und Kathi besuchten uns und nahmen Abschied, morgen reisen sie zurück. Abends hatten wir Probe beim Pichler. Therese war den Abend zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 111r
2137 1803 6 11 Feier des 3. Jahres unserer Vermählung. Früh regnete es. Die Barany, Toth, Brandl und Kühnel lud ich auf morgen zur „Aussteuer“ ein. Um 11 h fuhren Therese, Goldmann und ich in des Grafen Equipage ins Praterchen (?) Beim 1.Kaffeehaus erwarteten uns Korntheuer und Zrust. Wir begaben uns ins Panorama; es überraschte mich auf’s Neue, mir gefällt es außerordentlich. Beim Einsiedler speisten wir, beim Jüngling tranken wir Kaffee. Um 5 h kam unser Pirutsch. Therese, Zrust und ich fuhren im Pirutsch, Korntheuer und Goldmann im Batard zum Lusthaus, gingen die Allee durch und fuhren dann ins Burgtheater, „Medea“, Rosalie Gerlitz zum 1. Mal als Dirce. Therese und mir war wegen dem Mädchen sehr bange; sie sang über alle Erwartung brav, hat eine angenehmere, nur schwächere Stimme als die Saal, und erhielt allgemeinen Beifall. Die Woller Lisett und ihr Bruder kamen auch auf’s Theater um Rosalie zu sehen. Im 3. Stock fand ich Ascher und Anhang, die Kühnel und Beridez, im Parterre Vadász, die Müller Louise mit Tochter. Nach dem 2. Akt ging ich ins Kärntnertor-Theater, „Hausdoktor“ und Terzett von Giulio Viganò. Die Loge gab ich der Silberwäscherin Marianne. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 111r
2138 1803 6 12 Aufführung der „Aussteuer" von Iffland , in Liesing im Theater der Gräfin Breuner. Ein warmer Tag. Früh ließ ich mir die Haare vom Puder reinigen, dann waschen, um sie ganz dunkel zu machen. Den Brandl besuchte ich, Korntheuer holte ich um 9 h zur Generalprobe beim Pichler ab, Koch war dabei. Die Probe fiel zu aller Zufriedenheit aus, nur Holzinger bewies so wenig Achtung für die Gesellschaft und ging anstatt zur Probe im Prater spazieren. Dies verdross mich und alle in hohem Grade. Die Probe dauerte bis 1 h, Koch nützte uns sehr viel. Therese und ich speisten allein. Nach 3 h kam die Goldmann, später Korntheuer und Töpfer, welche mit ersterem sich einteilte. Therese, Goldmann und ich fuhren um ½ 4 h im Pirutsch. Draußen schlich ich herum, dachte meiner Rolle nach. Um ½ 7 h begann das Schauspiel.Rat Wallmann: Herr Pichler;Die Rätin: Mlle. Töpfer;Advokat Anton Wallmann, Sohn der beiden: Herr Holzinger;Sophie Wallmann, Tochter der beiden: Mlle. Schmirer;Kommissär Wallmann, des Rats Bruder: Herr Scheiber;Sekretär Benfeld: Herr Zrust;Jungfrau Jacobe Schmalheim, Erzieherin: Mlle. Lechner;Amtmann Riemen: Herr Kölbinger;Morfeld, ein Reisender: Rosenbaum Joseph;Präsident Darmer: Herr Korntheuer;Dessen Gärtner: Herr Krickel d. Ä.;Bedienter: Herr Krickel d. J.Es wurde mit vielem Beifall aufgenommen, auch ich hatte das Glück, nicht zu missfallen. Besondere Wirkung machte die Szene zwischen dem Präsidenten und Morfeld. Krickel blieb stecken und erregte Zorn und Lachen. Die Töpfer machte ihren ersten theatralischen Versuch und er glückte sehr. Als ich nach Ende des Stücks mit meinem Binkel aus der Garderobe durchs Parterre ging, fing die Gräfin und Gesellschaft in der Loge zu klatschen an. Dies setzte mich so sehr in Verlegenheit, dass ich den Binkel weglegen und mich bedanken musste. Die Bernard (?), Lechner Nanett, Goldmann, Therese, Korntheuer und ich fuhren in die Stadt, den Töpfer teilte ich bei der Schmirer ein. Der Fiaker wollte ihn nicht einsteigen lassen, wurde grob; ich gab ihm ein paar Hiebe mit einem Stock, den ich einem entriss, und Korntheuer folgte mit ein paar nach. Therese und die Bernard (?) erzählten, dass Moreau seinen Witz über uns spielen ließ und während der ersten Szene sich Bonmots zu sagen erlaubte. Ich selbst hörte ihn während meiner Szene mit der Rätin lachen. Beim Kramer (?) soupierten wir. Moreau kam hin und wurde gleich wegen seines unanständigen Betragens hergenommen, leugnete zwar und suchte sich zu beschönigen; aber wer ihn kennt, zweifelt an allem dem nicht. Der Mensch macht sich mit jedem Tag mehr Feinde und hindert sein Fortkommen. Band 04 (IV.), Seite 112v
2139 1803 6 13 Antonsfest. Die ältere Goldmann schlief bei uns. Früh kam die jüngere und Therese lud sie zu einer Spazierfahrt ein. Wir fuhren zum Brandmayer, Porzellanfabrik, zur Rottruff gratulieren, dann zur Goldmann und in die Stadt. Mittags speisten wir mit der Goldmann allein. Nach Mittag kam Korntheuer, mit Dworschak die Schmirer, wir hatten viel Jux. Therese sang im Burgtheater „Achille“, Korntheuer, die Breuner, Zrust und ich duhren in den Prater, schlichen eine Weile herum und soupierten beim Einsiedler. Um 10 h ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 112v
2140 1803 6 14 Trübe. Heute machte das so launige Wetter 5 starke Regengüsse. Bis 5 h nach Mittag arbeitete ich zu Haus. Therese hatte Probe von Michael Lipperts – er hatte die Schwachheit oder falsche Scham, sich nicht mit seinem Taufnamen Michael, sondern Friedrich Carl nennen zu lassen – letzter Übersetzung und Arbeit „Caverne“– „Räuberhöhle“ – aus dem Französischen von Lessire. Eckhart und Neumann waren unsere Gäste. Neumann, Therese und ich fuhren in des Grafen Pirutsch nach Penzing, stiegen bei Neumann ab, gingen nach Hietzing ins Kaffeehaus, aßen da Gefrorenes und trollten uns dann ins Theater. Zrust mit Schindl (?), Korntheuer mit Goldmann, Dworschak mit meinem Bruder und endlich Holzinger kamen nach. Im Theater fand ich die Ziegler, Nouseul, Kronenfels und Stöffinger (?), welche mir eine Menge Komplimente wegen Morfeld in der „Aussteuer“ in Liesing machte. Man gab den „Stummen Liebhaber“ oder „Verwandelten Rittmeister“ von Richter, dann die „Heirat durch ein Wochenblatt“ mit der Parodie von Kotzebue, die „Cleopatra in Knittelversen“. Die Posse gefiel uns. Besonders zeichneten sich aus Mad. Berg (?) als Postmeisterin, Oechsel (?) als Operist, beide Deutsch als Schwestern, Gustl (?) als Knochen (?) und Ullmann als Schauspieldirektor. In der Parodie verdienen Mad. Baudrexel (?) als Cleopatra und Mad. Bratsch (?) eine Erwähnung. Zwischen beiden Stücken sang Mad. Kollmann (?) eine Bravourarie und zwang uns aus Bravour zu lachen. Im Hereinfahren schwammen unsere Pferde im Morast. Ich ging noch zum Kramer. Band 04 (IV.), Seite 112v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b