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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2116 1803 5 21 Regen, aber wärmer. Den Vormittag beim Grafen und Liebisch. Mittags alleine, nach Mittag arbeitete ich, erhielt Besuche von der Goldmann, Korntheuer, Werlen, Benkó Nanett wegen der Liste und Liebisch; mit diesem bestellte ich beim Fölsch ein Geschirr. Abends ins Burgtheater „Hussiten“. Während dem Theater und in der Nacht regnete es heftig. Therese unterhielt sich bei den Schreibers. Band 04 (IV.), Seite 108v
2117 1803 5 22 Warm, es heitert sich endlich aus. Die Saal bessert und Lippert verschlimmert sich. Den Vormittag beim Grafen, dann arbeitete ich. Mittags Familientafel: Der Vetter, Frau, Joseph und Wilhelm, meine Mutter und Bruder, Kren und Nany und Bruder Ignaz, zusammen 11 Personen. Es herrschte gute Laune. Nach Mittag besuchte uns Korntheuer, Lieben (?), wir plauderten vom Theater. Abends zum Vetter, zum Vergnügen meiner Mutter Wiederholung von „Wohltun und Herzensgüte“. Dahin kamen Korntheuer, Lieben, Poltoni, Pichler, die Woller Lisett und Carl. Es war sehr voll, und die Hitze zum Ersticken. Mein Bruder war vom Wein betäubt, spielte so wie alle heute unter aller Kritik; ich sah nie eine elendere Produktion. Mit mir und Therese gingen die Woller Lisette und Carl, beim Taroni bediente ich sie mit Gefrorenem. Ich soupierte mit Korntheuer, Scheiber (?), Krickel und Reil beim Kramer, dann ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 108v
2118 1803 5 23 Nach langen trüben Tagen endlich wieder ein heiterer, schöner Tag. Den Vormittag beim Grafen. Meine Mutter ist unpässlich, sie liegt. Ich bat Eckhart und Therese zu ihr zu gehen. Eckhart war unser Gast. Ich vollendete heute der Hausfrau Arbeit, trug sie hinauf, und klagte ihr zugleich, dass die Wand in unserem großen Zimmer vor Nässe triefe. Nach Mittag arbeitete ich. Therese sang im Burgtheater in „Medea“. Die Saal ist besser, Lippert schlimm. Gestern ließ er den Korntheuer rufen, berichtigte seine Angelegenheiten, empfahl ihm seinen August, und bat, ihn nach seinem Tod zum Baron Braun zu führen. Er liegt am Nervenfieber. Korntheuer kam, wir gingen zum Janschky, bestellten für 12 fl. auf den Sonntag den Gesellschaftswagen auf 14 Personen, machten dem Scheiber (?) im Taxamt einen kleinen Besuch, promenierten über die Bastei, tranken beim Marokkaner Bier. Dann zu Lippert, wo eben Frank war. Er fand Lippert sehr schlimm. Wir blieben eine Weile; den Korntheuer begleitete ich zu Krickel, wo von Rembolds Stück Leseprobe war. Korntheuer und Holzinger engagierte ich auf morgen mit uns in den Augarten zu Bridgetowers Konzert. Auf dem Graben begegnete ich die Barany, welche ich mit in die „Medea“ nahm. Wir waren im 3. Stock, fanden Kühnel, die Casentini etc. Nach der Oper soupierte ich beim Kramer, wir plauderten vom Theater. Heute wurde die Kriegserklärung zwischen England und Frankreich bekannt gemacht. Band 04 (IV.), Seite 108v
2119 1803 5 24 Ein schöner Tag. Ich war bis 11 h beim Grafen. Therese hatte Probe von „Achille“, wegen der Schmalz als Briseide. Konzert des Geigers Bridgetower im Augarten um 12 h. Korntheuer, Holzinger, Therese und ich fuhren zusammen. Es war nicht sehr voll, und eine gewählte Gesellschaft. Die Willmann sang, hatte aber wenig Beifall. Roose, Lang, Hoch (?), Rembold sprach ich da. Zu uns gesellte sich Lieben und zusammen gingen wir in den Prater zum Einsiedler speisen, da trafen wir Reil. Später tranken wir in der galanten Allee Kaffee. Therese war nicht wohl; sie fuhr mit Korntheuer in die Stadt. Ich blieb mit Holzinger, wir gesellten uns zu Etzelt, Poyt (?), Haupt (?), mit diesen gingen wir auch in die Stadt. Ich noch ins Burgtheater „Aussteuer“; ich unterhielt mich schlecht, denn die wenigsten hatten memoriert. Barany begleitete ich nach Haus. Therese fand ich in großer Hitze liegen, mir wurde sehr bang. Lippert ist heute viel schlechter. Band 04 (IV.), Seite 108v
2120 1803 5 25 Kühl, Regen. Sterbetag des verdienstvollen Künstlers Lippert im 46. Jahre. Den Vormittag beim Grafen, mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich. Abends ins Burgtheater zum 1. Male „Puls“, Lustspiel in 2 Akten von Babo. Hier hörte ich, dass Lippert um 6 h abends sanft entschlummerte. Kölbinger, ein Korporal, Bekannter von ihm, sein Bruder und ein Jäger vom Braun, der eben kam, waren Zeugen seines Todes. Ein sehr schwer zu ersetzender Verlust; seine Rollen, besonders im Schauspiel, sind wohl zu besetzen, aber nicht zu ersetzen. Die Kunst trauert um ihn. Er war ein sehr fleißiger Mann und trauter Freund des Korntheuer, der sich auch seines 11jährigen Sohnes August annehmen wird. Das Stück ist sehr angenehm und fein, voll Witz und wurde ganz außerordentlich schön gespielt. Koch als Graf ist einzig, Krüger als Arzt, Koberwein und Frau als Sohn und Braut, dann Roose als Kammerdiener wetteiferten um den Vorzug. Nachher „Kohlenbrenner“. Beim Kramer soupierte ich, da war allgemeine Trauer um Lipperts Tod. Wer hätte das gedacht, als er am 24. März bei mir speiste. Mir ist sehr leid. Meine Mutter und Therese sind auch kränklich. Band 04 (IV.), Seite 109r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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