Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 2151 - 2155 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2151 1803 6 25 Es gießt den ganzen Tag, es regnet nicht. Mein Lieblingsspaziergang an der Donau, beim Badhaus, Schüttel genannt, und der Prater bei der Rasumofsky-Brücke stehen ganz im Wasser; schreckliche Verwüstung richtet das Wasser an. Therese blieb den Vormittag zu Hause, ich besuchte meinen lieben v. Kárner, welcher gestern seinen Badener Séjour geendigt hat, brachte ihm 2 gesperrte Sitze im Kärntnertor-Theater. Ging zu Pfändler (?) und Riemer Fölsch um zu zahlen und wurde durch das Parapluie nass. Es regnet ganz außerordentlich; Brockmann, welcher gestern abreiste, um in Berlin Gastrollen zu spielen, wird schlimme Straßen finden. Des Kárner alte Resel sagte mir, dass meine liebe kranke Mutter sich noch nicht besser befinde, sehr gelb aussehe und so dahin welke. Dies bestürzte Therese und mich sehr. Ich schrieb ihr gleich, beschwor sie, alles Mögliche zu tun, fleißig vom Röckl zu brauchen, damit sie bald wiederhergestellt wird. Den 27. Mai nahm sie von hier Abschied, sehr schmerzlich war die Trennung. Gott gebe, dass die Gute bald genese. Mittags allein, nach Tische kam Korntheuer, empfahl sich aber bald wieder. Therese beschäftigte sich mit Zusammenräumen, ich mit Schreiben und Lesen. Wir erwarteten Salieri, den Part zu passieren und den Korntheuer, der heute Therese wieder, und zwar noch etwas älter wie gestern malen wird. Im Kärntnertor-Theater zum 2. Male die „Räuberhöhle“; die Oper gefiel heute noch mehr wie gestern, Therese und Saal sangen und spielten vortrefflich. Nach der Oper war ich noch auf dem Theater, plauderte mit Weigl und Mayer. Bei Kramer wurde soupiert. Band 04 (IV.), Seite 114v
2152 1803 6 26 Unaufhörlicher Regen. Die Holzgestätte und ein Teil der Roßau sind im Wasser. Morgen sollen die Betstunden beginnen. Außer bei der Theaterkasse war ich den ganzen Tag zu Hause, las und schrieb. Korntheuer und Korn besuchten mich, nach Tische fuhren wir zur Goldmann und nahmen sie mit in die Stadt. Abends blieb Therese zu Haus, ich ging mit Korntheuer und Goldmann ins Kärntnertor-Theater, „Puls“ und Pas de deux von DeCaro. Ich marschierte in den Stöcken herum und kam im 3. mit Braun zusammen. Da traf ich auch die Vogovics, Barany und Saar (?) etc. Koch suchte ich nach dem Stück im 2. Parterre, um mir das Buch zum „Puls“ von Babo zu geben; ich fand ihn nachher in der Theaterloge. Nach dem Theater zu Haus; es goss. Korntheuer und Goldmann plauderten bis ½ 11 h, ich legte mich. Goldmann schlief bei uns. Band 04 (IV.), Seite 114v
2153 1803 6 27 Heute beginnt es sich auszuheitern; welche Wohltat ! Früh schon besuchte uns Korntheuer, Goldmann blieb den ganzen Tag bei uns. Ich schrieb, las, rechnete unsere Hausausgaben zusammen und fand zu meinem höchst unangenehmen Erstaunen, dass die Küche in diesem Monat 100 fl. koste. Es ist doch traurig, dass wir mit aller Häuslichkeit bei unserem doch wirklich bedeutenden Einkommen nichts erübrigen können. Der Graf ließ mich um 9 h rufen, ich war den Vormittag bei ihm. Mittags fing es wieder zu regnen an und regnete in einem fort. Goldmann war unser Gast, nach Mittag kam Korntheuer. Ich war zu Haus, Therese sang im Kärntnertor-Theater die alte Leonarda in der „Räuberhöhle“ in Gegenwart des Hofes mit einem wütenden Applaus; die 2. Arie wollte man durchaus repetiert haben. Ich war darin und unterhielt mich sehr angenehm. Es war noch mehr voll als die ersten Male. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 114v
2154 1803 6 28 Den ganzen Tag Regen, mitunter auch Güsse. Den Vormittag beim Grafen. Ich musste in Geschäften in die Jägerzeil fahren und nahm Therese mit. Wir fuhren durch die Jägerzeil zum Bau der neuen Weissgärberbrükke. Die Donau ist da so ausgetreten, dass wir bei der Pferdeschwemm und noch eine Strecke weiter im Wasser fuhren. Von da zur Rossauer Brücke, wo das Wasser vom Scharfen Eck, dem Badhaus der Hackel bis zur Brükke in die Höfe läuft, fuhren wir immer im Wasser. Ein Teil der Holzgestätte steht auch im Wasser. Groß ist auch die Verwüstung beim Schanzel, wo das Wasser bis zum Tor drängt. Therese hatte einen Besuch von der Hakkel, welche sie um Rollen bat; sie gab ihr die Hippodamia in „Achille“, und der Nany Bohdanowicz die „Neris“ in der Medea zu studieren. Die Agnes war unser Gast. Nach Tische ging Therese zur Lienhart (?). Ich teils zu Haus, teils auf dem Rathaus wegen der Rotter, ging zur Baranyay, dann ins Burgtheater, wohin um 8 h auch Therese kam. Man gab zum 1. Male „Das war ich“, eine kindliche Szene, man sagt, des Polizeikommissärs Huth (?) erste dramatische Arbeit; vorher „Stumme Liebe“ von Ziegler. Es gilt zum morgigen Namensfest des Braun. Zwischen den Akten spielte man Symphonien von „Freut Euch des Lebens“, und „Ei, du lieber Augustin“, wie fein, wie passend ! Im 2. Stück hieß der Knecht Peter, als Koberwein (Peter) wurde zu Brauns Namensfest gratuliert. Die Ideen zu der Szene sind ganz artig, neu und erregen Lachen, aber die Szene selbst ist kaum zu erleben, so lang. Dazu gehört jemand, der geschickt streichen kann. Roose und sie als Pächter und Pächterin spielten vortrefflich, weniger gefielen mir Koberwein und Frau. Therese ging mit mir nach Haus. Korntheuer war mit Bernard (?) darin, war so kurios beklemmt, dass er sich einmal sprechen mit mir getraut. Nachher fuhr er mit Goldmann nach Haus. Band 04 (IV.), Seite 114v
2155 1803 6 29 Petri und Pauli. Ein schöner, heiterer Tag. Nach Mittag um 6 h kam ein kleines Gewitter; bald heiterte es sich wieder aus, der Abend war angenehm. Den Vormittag beim Grafen, beim Weggehen kam ich mit Hummel zusammen, den ich um Billetts zum heutigen Augarten-Konzert zum Besten des Handlungsdiener-Instituts ansprach; er gab mir zwei, die ich ihm im Augarten bezahlte. Bei Braun und Fürst Paul schrieb ich mich auf Ich war in der Theaterkanzlei, um 12 h fuhren Kárner und ich ins Konzert. Es war voll, vom Handlungsstand alles da. Um ¾ auf 1 h begann es mit einer Symphonie, welche Kramer dirigierte, später ein Pianoforte-Konzert von der Dlle. Stenzl (?) gespielt. Die Schmalz sang eine italienische Arie von Paër aus der „Camilla“, dann deklamierte Mad. Roose ein Monodram von Passy, die Musik von Nep[omuk] Hummel akkomodiert. Er schrieb sie bei einer anderen Gelegenheit auf eine Kantate seines Bruders. Die Roose sprach so leise, dass sie nur halb verständlich war. Nachher sang Brizzi eine Arie mit Chor, in welcher Angrisani und Massa und noch einer den Chor sangen; das fiel ins Lächerliche. Bis 3 h dauerte die Musik. Kárner fuhr noch vor dem Monodram weg. Die Einnahme mag an 2500 fl. steigen. Im Hereinfahren hielt ich mich beim Schanzel auf. Es drang das Wasser so vor, dass selbes nur 7 Schuh weit von der dem Tor nächsten Hütte entfernt ist. Um 4 h kam ich nach Hause, speiste, las und ging um 6 h ins Burgtheater, zum 1. Mal zu Brauns Namensfest „General Schlenzheim und seine Familie“, Schauspiel von 4 Akten von Spiess, wurde schon vor Jahren in allen Nebentheatern gegeben. Gefiel nicht, trotz des schönen Spiels des Koch, des richtige Adjustement der Offiziere und der gemeinen Kavallerie und des Spektakels am Schlusse. Krüger als General hatte seine Rolle gar nicht, und Lang als König wenig memoriert. Therese sang zum 4. Mal in „Räuberhöhle“. Es war voll. Korntheuer und Goldmann waren in der Oper. Nach dem Theater gleich in Morpheus' Arme. Band 04 (IV.), Seite 115r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b