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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2171 1803 7 15 Trübe, etwas Regen. Früh zum Grafen, dann auf die Glacis zwischen Burg und Schottentor zur Exekution des Kadetten, welcher Bancozetteln machte und durch eine Fleischhauerin entdeckt wurde. Er ist ein Pole, Kadett bei Schröder, sein Vater ist Starost, sein Onkel Oberster bei Kerpen. Er verfertigte schon zweimal falsche Banknoten mit Feder und Tusch und wurde um 9 h früh in einem Alter von 17 Jahren und 8 Monaten an einem Pflock gehangen. Immer weinte er und bat noch unterm Galgen schon gebunden um Gnade, aber vergebens; Reue versöhnt die Menschen, aber nicht die Gesetze. Er fiel als Opfer des strengen Gesetzes. Drei Minuten baumelte er, und der Freimann, der neben ihm stand, hielt immer seinen Kopf zwischen seinem Arm. Eine ungeheure Zahl von Menschen sammelte sich auf dem Glacis. Therese hatte vor Mittag Quartett und abends im Burgtheater mit dem ganzen Orchester Probe. Ich besuchte Kárner, mittags allein. Nach Mittag arbeitete ich, schrieb auch der Csekonics. Korntheuer besuchte uns und hielt nachher sein Rendezvous mit der Goldmann. Abends ins Kärntnertor-Theater „Due Svizzeri“ und „Isthmische Spiele“. Ich unterhielt mich meistens auf dem Theater. Im Parterre plauderte ich mit Sternfeld (?) und Worelly (?). Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 118r
2172 1803 7 16 Abwechselnd Regengüsse. Die Donau und Wien schwellen fürchterlich an. Vormittag beim Grafen und Kárner, Therese hatte zwei Proben. Mittags allein, nach Mittag und abends mit Kárner. Um 5 h holte er mich ab. Wir fuhren in den Prater, wurden plötzlich nass. Stellten im Zollerischen Haus ein, wollten der Beridez einen Besuch machen und fanden den erst angekommenen Braunecker. Um 7 h ins Leopoldstädter Theater „Schwestern von Prag“. Ich kam da mit Meisl (?) zusammen; mit diesem plauderte ich über das Marinellische Theater, ihre zukünftige Entreprise und Pachtung, und machte ihm den Vorschlag, es solle eine Oper schreiben und Umlauf wird hierzu die Musik komponieren. Ich bestellte ihn Montags früh. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 118r
2173 1803 7 17 Regen. Vormittag beim Grafen und Theaterkanzlei. Therese speiste zu Haus, ich mit Klimbke und Welker (?) im Römischen Kaiser, gut, aber sehr teuer. Nach Mittag zu Haus, studierte den Arzt im „Puls“, dann ins Kärntnertor-Theater „Puls“ und „Kohlenbrenner“. Weil Viganò krank ist und die „Isthmischen Spiele abgesagt wurden, sollte es Giojas Terzett mit der Fortunata Angiolini sein. Sie aber fuhr in die Brühl, und dann weiter mit ihrem Galan, dem englischen Gesandten, spazieren und war nirgends zu finden. Solche Geringschätzung eines ganzen Publikums ist unverzeihlich. Um ¾ auf 9 h war das Spektakel zu Ende. Ich ging in die Krugerstraße zum Walfisch und dann nach Hause. Band 04 (IV.), Seite 118r
2174 1803 7 18 Ein heiterer Tag. Den Vormittag beim Grafen, Therese hatte Probe, welche aber durch Neumann Husten und Halsweh unterbrochen wurde. Mittags allein, nach Tische arbeitete ich. Abends ins Theater an der Wien „Labyrinth" , Oper in 2 Akten von Winter, neu dekoriert mit Dekorationen von Gail. War schlecht besetzt und gefiel wenig. An Maschinen sah ich nichts Bedeutendes, an Dekorationen nichts besonders Schönes. Nach der Oper zur Generalprobe von „Marie von Montalban" ins Kärntnertor-Theater, ohne Neumann, welcher krank in Penzing liegt. Dem Theaterkutscher stahlen sie Wagen und Pferde vom Theater weg. Therese und die Schmalz mussten zu Fuß gehen. Um 11 h kamen wir von der Probe. Band 04 (IV.), Seite 118v
2175 1803 7 19 Ein warmer Tag. Früh zum Grafen. Mit Therese und der Töpfer Babett in die Porzellanfabrik; Passy und Gehring brachte ich Wein. Dann zur Ascher nach Erdberg gefahren; da speisten wir. Ich studierte nach Mittag den Arzt. Abends gingen Ascher, Kirstein, Therese und ich ins Rasumofsky-Bad, blieben eine Stunde und soupierten, kamen aber erst um 12 h nach Hause. Ich unterhielt mich angenehm. Mächtig ist die Donau wieder ausgetreten; sie reicht bis an die Hälfte des Badhaus-Hofes. Band 04 (IV.), Seite 118v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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