Vormittag beim Grafen, bei Kárner und zur Theaterkanzlei. Eckhart war unser Gast. Meine Mutter und Csekonicsschrieben uns. Ich beantwortete beide Briefe und schrieb letzterer, dass mit dem gestrigen Kurier aus London des Fürsten Bestätigung der 2. Pensionsklasse eingetroffen sei. Nina, Rosalie kamen, die ich mit Gefrorenem bediente. Korntheuer und Salieri besuchten uns. Therese ging zur Braunmüller gratulieren und unterhielt sich den Abend bei der Brandl. Ich schrieb, studierte, abends aber kam Korntheuer und wir gingen ins Josephstädter Theater in Wetzlars Loge „Zauberglocke“ von Gottfried. Grimmig schlecht. Wir unterhielten uns im Parterre mit Mayer und Scholz, mit den Oppenheimer. Schuster, welcher vom Guardasoni nach Prag engagiert ist, spielte zum letzten Male und soupierte mit uns in einem Bierhausgärtl. Seine Frau war im Theater an der Wien in „Labyrinth“ und kam nach. Ich lud sie und Korntheuer auf den Freitag zum Speisen. Wir plauderten von unseren alten Jugendzeiten und saßen bis 11 h.
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Wie gestern, sehr warm. Den Vormittag beim Grafen und einen Augenblick beim Kárner. Mittags allein, nach Mittag arbeitete und studierte ich, mit Korntheuer passierte ich meine Rolle. Therese ging zur Nina, auf morgen zum Geburtstag gratulieren, ich am Abend zu Pichler zur 1. Probe von „Puls“, Schauspiel in 2 Akten von Babo. Walther schrieb von London, dass er meine Aufträge besorgen wird. Einen Augenblick sah ich ins Burgtheater „General Schlenzheim“, sehr leer. Therese holte ich bei ihrer Mutter um 9 h ab. Wir gingen noch spazieren, aßen auf dem Hof Gefrorenes und besuchten auf einen Augenblick die Brandlin.
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Ninas Geburtstag. Schwül und trüb. Den Vormittag beim Grafen, der Therese und mich auf morgen nach Baden zum Speisen lud. Kárner besuchte mich, da machten wir aus, dass Therese und ich morgen früh mit Vadász nach Baden, und abends allein zurückfahren, um mit Fuchs wegen der Kantate zu reden. Mittags speiste der Schauspieler Schuster, Frau und Korntheuer bei uns. Nachher kam Bridgetower, welcher 8 Tage in Eisenstadt war, auf Besuch. Ich arbeitete, abends ins Kärntnertor-Theater „Buchstäbliche Auslegung“, „Gutherziger Alter“ und „Tanzschule“. Kühnel, Frau, Korntheuer, Bernard, Schuster und Vadász engagierte ich in die Loge. Therese hatte Kopfweh, sie blieb den Abend zu Haus. Nach dem Theater gleich ins Bett.
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Warm. Um 6 h holten uns Vadász und die Hauter Charlotte mit einem Kalesch ab und wir fuhren nach Baden. Unser erster Gang war zum Fuchs, dann zum Grafen. Fuchs gab eben der Leopoldine Lektion. Wir machten eine Promenade im Park, dann zu Fuchs. Therese sang den Part meiner Kantate durch, welcher für sie viel zu leicht und nicht brillant ist, und nahm dem Part wegen einiger Abänderungen mit. Um 12 h sahen wir im Park die beau monde, die ich aber nicht stark fand, dann zum Grafen speisen. Vor Tische arbeitete ich mit ihm. Wir waren mit ihm allein, aßen und unterhielten uns recht gut. Nach Tisch holten wir den Fuchs und Frau, spazierten in den Doblhoffschen Garten. Ich bewirtete sie mit Kaffee, gingen rückwärts in den Park, ins Theater. Man gab die „Eifersucht durch den Schuh“, Lustspiel in einem Akt von Richter, dann eine Pantomime in 2 Akten, „Pierrot der Bretzenbäck“. Die Pantomime unterhielt mich. Nach dem Theater noch in den Park und um 9 h nach Wien. In Neudorf soupierten wir, um 1 h kamen wir nach Haus.
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Sehr warm. Früh um ½ 9 h zum Pichler in die Probe vom Puls, wobei auch Koch war; sie machte sich ziemlich schlecht. Um 10 h hatte ich Institutssitzung wegen Erhöhung der Einlagen, sie dauerte bis 2 h. Korntheuer kam, wir passierten unsere Rollen, die Schmirer soufflierte. Mittags allein, nach Tische kamen beide Goldmann, Schmirer Carl und Jeanette, dann ganz unvermutet die Csekonics von Eisenstadt. Um 4 h fuhren wir nach Liesing, die Csekonics, Jeanette, Therese und ich, die Sepherl nahmen wir mit. Korntheuer gab mir einen Zettel, nach welchem verabredetermassen anfangs der „Verstellte Postmeister“ vom Reil und nachher der „Puls“ von Babo gegeben werden soll. Der Bube Zrust, schon als Kammerdiener im „Puls“ im Garten herumschwadronierend, warf sich dagegen auf, schimpfte über Korntheuer, wiegelte den ohnedies ganz eigenen Pichler, dieser wieder den Scheiber auf, und so beschlossen wir, das Komplott gar nicht zu spielen, wenn nicht der „Puls“ vorausging. Ich hielt ein, schwieg, setzte mich in den Garten um mit Lieben (?) meine Rolle zu passieren; die Liebe zum Spiel schwand ganz. Therese gab ich einen Wink, dass sie Korntheuer schon auf der Straße von diesem Bubenstück Kunde geben soll. Um 6 h kam Korntheuer und der Bubenlärm begann, sie wollten nicht spielen. Am Ende machten sies zu toll und Koch mengte sich mit den Worten ein: „Meine Herren, da sie sich einmal Herrn Korntheuer zu ihrem Directeur gewählt haben, so halte ich es für billig, und der Ordnung gemäß, sich seinen Anordnungen zu fügen und finde es gar nicht artig, solche Spektakels zu machen“. Dies traf die unbändigen Messieurs, sie bequemten sich zum Ankleiden und der „Verstellte Postmeister“ begann. Pichler hatte wenig memoriert, es ging matt und gefiel ungleich weniger als das 1. Mal. Die Abänderungen und Zusätze waren zum Nachteil des Stücks. Nachher ging’s an den „Puls“. Bondi soufflierte und herzlich schlecht. Es ging rasch weg und viel besser als das 1. Stück.Graf Vater: Herrr Korntheuer; Graf Sohn: Herr Holzinger;Arzt: Rosenbaum d. Ä.;Braut des Grafen: Mlle. Therese Goldmann;2 Damen: Mlles Enöckl und Lechner;Bedienter ohne Livrée: Herr Zrust;2 Bediente.Am Schluss läutete Bondi zu früh, die Kurtine fiel, ehe Korntheuer geendet hatte. Heute war es sehr voll. Bei solcher Gesellschaft verliert man alle Lust zu spielen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).