Vormittag trüb und Regen, nach Mittag heiter. Korntheuer holte Therese ab, sie fuhr mit der Bernard und Lechner in den Prater. Ich hatte um 10 h Session, die 3 Stunden dauerte, aber nicht so verdrießlich war. Ich las meinen Vortrag vor und er wurde einstimmig gebilligt. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich. Um ½ 5 h kam Korntheuer, Goldmann und Schwester. Mit ersterem, Lechner, Tochter und Bernard (?) fuhr ich in den Prater, blieben bis 6 h, dann auf den Rennweg ins Härlingische (?) Theater. Man gab „Klara von Hoheneichen“ und wirklich ganz erträglich. Korntheuer ging nach dem 1. Akt, die Lechner Nanett und ich blieben. Nach dem Theater zum Kramer. Therese sang im Burgtheater in „Adelaide“. Heute schrieb ich dem Cziskowsky, dass wir Donnerstag kommen wollen.
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Abwechslung mit Regen. Den Vormittag zu Hause. Krieghammer und Kathi besuchten uns. Mittags grande table. Die Krieghammer, Kathi, Graf Troyer, Töpfer Babett, Korn und Moreau waren unsere Gäste. Nach Tische kam Bridgetower, später Stessel. Mit letzterem ging ich ins Burgtheater, zum 1. Mal „Tancred“, Trauerspiel in 5 Akten von Goethe. Gefiel und wird ein paarmal ein volles Haus machen. Lang als Tancred und Roose als Amenaide spielten vortrefflich, Koch als Arsir, Ziegler als Orbasan wollten nicht gefallen. Stessel und ich soupierten bei Kramer. Durch die Sepherl schickte ich Stessel 2 Bouteillen Champagner.
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Ein schöner Tag. Den Vormittag bei Lämel, später schrieb ich an Kárner und Grafen nach Baden. Therese ging schon früh zur Ascher und um 12 h folgte ich. Ging am Wasser und musste wegen Feuerwerk umkehren und einen Umweg von einer halben Stunde machen. Vor 6 h gingen die Babett und ich in die Stadt. Korntheuer kam, holte uns ab; wir gingen zum Pichler zur 1. Probe der „Aussteuer“, welche bis auf einen Zwist zwischen Korntheuer und Zrust ganz erträglich war. Therese blieb noch bei Ascher und kam mit Sepherl um ½ 10 h nach Haus. Heute war bei uns das große Ansetzen von 20 Maß Estragon-Essig.
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Früh fuhren Therese und ich wegen einem blauen Service für Ziegler von Metternich in die Fabrik. Dann ging ich ins Comptoir zu Holzinger und lud ihn und seine Frau für morgen auf den Cobenzlberg ein. Den Tag arbeitete ich zu Haus, Eckhart war unser Gast. Nach Mittag besuchte uns Klimbke mit Korntheuer. Mit letzterem plauderte ich über das Liesinger Theater und machte eine Austeilung der Stücke für den Sommer. Therese ging zur Chatrin und brachte Nachricht wegen dem Service. Ich arbeitete bis 7 h, dann zu Pichler, die 2. Probe von der „Aussteuer“. Therese sang im Burgtheater „Achille“; der Guten wurde sehr schlimm, ich war schon bange, sie würde krank. Die Lechner Nanett ging mit mir und übernahm das Kleid zur Jacobe Schmalheim, als Therese schon mit Kopfschmerzen lag. Ich aß noch etwas bei Kramer, dann legte auch ich mich.
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Fronleichnamstag, ein schöner, heiterer, warmer Tag. Scheiger, Korntheuer, die Bernard (?), Holzinger und Frau versammelten sich bei uns und wir gingen bis außer dem Schottentor, weil keine Wägen in die Stadt durften. Hier erwarteten uns 2 Kalesch vom Cobenzlberg. Korntheuer, Holzinger und ich fuhren zusammen. Als wir ankamen, kam auch eben Cziskowsky von Grinzing aus der Kirche; er bediente uns mit gutem Obers. Bei Cziskowsky bewunderten alle den niedliche Kaffee-Service mit seinem Namen in Gold, den wir ihm zum Präsent machten. Dann begann die Reise nach dem Leopolds- und Kahlenberg. In ersterem hielten wir uns lange auf, sahen des Prince de Ligne fast ruinierte Zimmer an, tranken Obers. Therese blieb im Garten in der Almen(?)-Hütte und erwartete uns da. Alles was ich sah, sah und bewunderte ich schon im Jahr 1798 am 17. Mai und 1801 am 30. Mai (Fahrt auf den Cobenzel-Berg). Ich freute mich innig, dass Therese sich heute wohl befand, und waren alle in der frohesten, herzlichsten Laune. Um 1 h kamen wir zurück, speisten vor dem Maierhof neben der Kegelstatt und hatten die Aussicht auf das Krapfenwaldl und das Marchfeld. Unter Tisch hatten viele Kindereien sich unser bemächtigt, besonders gab es grimmiges Lachen wegen dem Scheiger seiner Beindose, die wir ihm als Gaglbaum (?) anwendeten, dann wegen „Tancreds Pracht bei der Nacht“, dessen 1. Akt, in welchem am Anfang alle Ritter beisammen sitzen, ihm so wohl gefiel. Nach Tische wurden Kegel geschoben, im Garten herumgeschlichen, mit der Holzinger ihren Schuhen gespielt. Zu unserer Gartenpromenade gesellte sich die Wirtschafterin Nany, dann eine Gesellschaft aus Grinzing. Abends legten wir uns auf die Wiese vor dem Wirtschaftshof und sahen zu unseren Füßen Wien, alle umliegenden Orte, Schönbrunn, Hietzing, Meidling etc. Um 8 h fuhren wir in die Stadt. Ich legte mich gleich ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).