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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2106 1803 5 11 Kalt und Regen. Den Vormittag beim Grafen, dann lud ich die Brandlin und Lienhart (?) zu Theresen auf den Abend ein. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich. Später besuchte ich Kárner, abends ging ich ins Kärntnertor-Theater zur Generalprobe von „Wagen gewinnt“, Singspiel in 2 Akten aus dem Französischen, übersetzt von Treitschke, Musik von Méhul. Mich unterhielt sie nicht sehr, besonders langweilte mich der 2. Akt. Lippert als komischer intriganter Bedienter näherte sich kaum dem Charakter, und gefiel mir so wenig, so wenig ich glaube, dass die Oper Glück macht. Als ich nach Haus kam, fand ich die Brandlin mit der Reserl, Lienhart (?) mit der Sophie. Sie blieben bis 11 h. Band 04 (IV.), Seite 106v
2107 1803 5 12 Trüber kalter Tag. Früh in die Theaterkasse, wo ich hörte, dass wegen einem Ausschlag, den die Saal in der Nacht erhielt, die neue Oper geschoben wurde, auf mehrere Wochen. Gestern in der Probe schon ließ ich durch Koch rügen, weil ich es schon vorher dem Treitschke und Mayer vergebens sagte, dass fas Zimmer des Malers viel zu prächtig und gar nicht passend sei. Der Baron selbst befand es in der Probe und befahl, wenigstens das Haus grösser und eleganter zu machen. Heute sagte der Koch zu Platzer in der Kanzlei, es sollte auf Befehl des Barons ein neues Zimmer gemalen werden. Mayer suchte es zu hintertreiben, doch Platzer ging selbst zum Baron und Koch begleitete ihn. Selbst die Dekoration des Platzes mit Palästen und Türmen taugt nicht daher, weil sehr bestimmt im Buch vorkommt, das Haus des Malers liegt in einem abgelegensten Teil der Stadt. Wenn was Gutes gewirkt werden soll, muss immer ein Schleichweg eingeschlagen werden. Ich bin nun begierig, was geschieht. Ziegler und Baumann waren auch bei der Geschichte; es gab viel Spaß. Therese, Moreau und ich gingen auf die Mehlgrube in die große Lizitation, ich dann in die Linzer Zeugfabrik, sah ihr neues Warenlager im Lorenzer Kloster und kaufte vom Noe schwarzen und blauen Casimir auf Beinkleider. Moreau war unser Gast. Nach Tische ging Therese zur Uhrmacherin, und später wegen Sticken zur Lienhart (?), wo sie den Abend blieb. Ich arbeitete bis 4 h, dann zu Kárner, blieb da bis 6 h, wo wir – Kárner, Kühnel und ich – ins Josephstädter Theater fuhren. Man gab die „Theatergarderobe“, Lustspiel in 2 Akten, worin Carl Mayer einen betrunkenen Garderober und Carl Schikaneder den Wirt, mein Schulkamerad Schuster aber den Hamlet spielte. Nachher ein Ballett „Das listige Stubenmädchen“ von Kampel (?), worin Mad. Schuster, ein artiges, schlankes Figürchen als 1.Tänzerin glänzte. Korntheuer, Zrust, Krickel (?), Klos (?), die Constantini und Bullinger (?) fand ich da. Ich unterhielt mich gut. Nach dem Theater gleich ins Bett. Therese kam erst um ½ 11 h von der Lienhart (?). Heute schrieben wir uns in der Marie Kohl, vermählten Petschke (?) Stammbuch. Band 04 (IV.), Seite 107r
2108 1803 5 13 Trübe, heiter und Regen, Aprilwetter. Außer einem Besuch bei Liebisch, wo ich auf einen Sisaca hoffte, den ich auch richtig für Nina zu einem Angebinde auf ein Kleid kaufte, dann noch ein Piquet-Gilet zum Geschenk erhielt, war ich den ganzen Tag zu Hause; auch Therese, die sich mit Stikken unterhielt. Heute sind wir – da wegen Trauer der Kaiserin Louise keine Theater sind – zum Schmirer abends geladen, die „Vier Jahreszeiten" werden gegeben. Mittags speisten wir allein. Moreau der Ältere besuchte uns; dem gab ich die Interessen-Quittung von den Schwandnerischen Obligationen. Nach Mittag zu Haus. Therese machte eine Promenade zum Burgtor hinaus und zum Schottentor herein. Man hatte eben einen gemeinen Soldaten auf der Glacis erschossen, der früh Spiessruten lief, sehr stark lief, weswegen ihn der Major anrief. Er drang durch die Gasse, riss dem Major den Degen aus der Faust, wollte ihn erstechen. Der Major retirierte sich, der Gemeine wurde umgerungen, ein Korporal entwand ihm den Degen und erhielt eine kleine Verwundung. Dies geschah um 11 h Vormittags. Auf der Stelle wurde Standrecht gehalten. Das Urteil bestätigte Ehz. Carl und um 3 h war schon die Exekution. Kárner machte ich einen Besuch, er fuhr mit dem Kühnel in die Leopoldstadt. Therese und ich gingen zum Schmirer um 7 h. Die Jeanette und beide Schuster sangen, Lipavsky (?) dirigierte am Pianoforte sehr brav. Das waren die Violinen doppelt besetzt, Violoncell und Violon. Mit den Knaben mögen 16 Chorsänger, worunter Pfeiffer (?) war, gewesen sein. Die Aufführung gelang. Die Gesellschaft war zahlreich, Lang, mit dem ich mich viel unterhielt, dann der Dichter Weissenbach (?), welchen ich kennen lernte, die 2 Strack. Wir unterhielten uns recht angenehm und blieben bis ½ 12 h. Band 04 (IV.), Seite 107r
2109 1803 5 14 Aprilwetter, kalt, auch Schauer, abwechselnd Regen. Früh zum Rahl mit Nadastini. Dem Koch erzählte ich, dass Mayer die Zimmer-Dekoration zu malen richtig hintertrieb, von welcher wir am 12. sprachen, dann dass ich Korntheuer bat, zu Liesing in der „Aussteuer“ den Morfeld zu spielen, welchen ich am 20. September 1797 in Eisenstadt spielte. Vormittag arbeitete ich zu Haus. Die Lienhart (?) sah Theresens Stickerei einen Augenblick nach. Therese besuchte Putz. Mittags waren wir allein. Vor Tische erhielt ich ein paar Wische vom Ausschuss wegen Absolutorium und monatlichen spezifischem Ausweis, die mich so ärgerten, dass ich nichts essen konnte. Nach Tische kam die Muhme Uhrmacherin, später Korntheuer und Zrust. Wir fuhren nach Penzing, Therese und die Uhrmacherin nach Hütteldorf zur Muhme Lenerl. Die liegt am Fäulungsfieber sehr schwach. Ihr wurden gestern von der Stieftochter Hannerl die Perlen, Uhr, Kleidung und dergleichen gestohlen, dann lief sie davon und ließ ihre schwer kranke Mutter allein ohne Wartung liegen. Welch elende Kreatur ! Therese machte da ein Verzeichnis der gestohlenen Sachen und übergab es zur Kundmachung der Polizei. Korntheuer, Zrust und ich gingen ins Theater, sahen alles an, plauderten mit der Frau und den 2 Mädchen des Regisseurs Deutsch. Gingen nach Hietzing ins Kaffeehaus, trafen da den Stempelmeister Hufnagel (?) und seine Frau, den wir besuchten, jausneten im Gemeindehaus-Saal zu Penzing, erwarteten Therese mit der Uhrmacherin. Um 7 h begaben wir uns in den Tempel Thaliens. Um 8 h begann die Einweihung mit einem Prolog von Collin, gesagt (aber schlecht) von Johanna Deutsch als Priesterin Thaliens. Nachher das französische Lustspiel in 3 Akten „Keine Post mehr“, übersetzt vom Grafen Moritz Dietrichstein, langweilig und mit derben Unwahrscheinlichkeiten ausgerüstet. Diesem folgte ein Epilog in Knittelversen, auch vom Collin, gesagt von Therese Stein (?), Schülerin Goldmanns, als Jocus, sehr leidend und weinerlich. Zum Schluss, unter Pauken und Trompeten, führte Jocus den Liebhaber – Herrn Mercy (?) – ohne alle Veranlassung hervor und zum endlichen Schluss rauschte die Kurtine nochmals hinauf und das ganze spielende Personale zeigte sich dem Publikum in einer Gruppe. Wir unterhielten und erbauten uns nicht sehr. Roose, Frau, Kommissar Schmidt, Rembold (?), Frankstein, Schildbach (?) trafen wir im Theater. Um ½ 12 h kamen wir nach Haus. Da hörten wir mit großer Freude, dass unsere liebe Mutter ankam. Ich schlief wenig. Band 04 (IV.), Seite 107r
2110 1803 5 15 Ein kühler, angenehmer Tag. Früh zum Grafen Kuefstein, stellte ihm das zwecklose Überladen mit Arbeiten vor. Er forderte mich auf, dagegen Vorstellungen zu machen. Ich versicherte ihm aber, dass ich aus Achtung für seine Anordnung, und um einen neuen Beweis meines guten Willens, meiner Tätigkeit zu geben, die verlangten monatlichen spezifischen Ausweise machen werde, bat ihn aber dagegen erbitten, nichts für die Zukunft einseitig zu beschließen. Nachher gingen Therese und ich zu unserer Mutter, um ihr einen Guten Morgen zu geben. Therese spazierte mit meiner Mutter zum Kanal, der Vetter und Jean begleiteten sie; ich ging zu Kárner. Beim Uhrmacher speisten wir. Um 4 h führte ich Therese zu Kárner. Er engagierte uns, mit ihm in den Prater zu fahren. Therese, höchlich erfreut, nahm es gerne an. Wir fuhren zum Lusthaus, tranken da Kaffee, dann zurück zum Burgtheater „Lohn der Wahrheit“. Therese ging in die Loge, wir in den 3. Stock. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 107v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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