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2126 1803 5 31 Heute erhielt Therese den Part der Leonarda in der „Caverne“ von Mèhul (sic !), übersetzt von Lippert. Vor Mittag regnete es und goss auch mitunter 5 Mal, fatales Wetter ! Therese, die Fröhlich Therese und ich fuhren zum Brandmayer, Porzellanfabrik und in die Akademie auf die Laimgrube, da sprach ich zum 1. Mal den Franz Csekonics. Korntheuer und Vadász waren unsere Gäste. Mit letzterem verabredete ich unsere morgige Badener Fahrt. Nach Mittag kam die Schmirer, der ich eine Lektion wegen ihrem so grimmig affektierten Spiel hielt. Später Korntheuer, mit diesem ging ich ins Heugassel zu seiner Schwester, um der Lechner anzukünden, dass sie die Jacobe Schmalheim spielen und die Rätin der Töpfer überlassen möchte. Von da ins Theater an der Wien „Die Füchse“, Oper in 2 Akten von Mèhul, die nämliche, die unter dem Titel „Wagen gewinnt“ schon angeschlagen war und wegen Krankheit der Saal nicht gegeben wurde; am 10. Mai war die Generalprobe, in welcher Lippert zum letzten Mal sang. Er gefiel mir in der Rolle nicht; auch Caché befriedigte mich nicht. Nach dem Theater eilte ich gleich ins Bett. Therese war den Abend zu Haus, die Schmirer und Goldmann bei ihr. Band 04 (IV.), Seite 110r
2127 1803 6 1 Fahrt nach Baden, um meinen Freund Kárner zu besuchen. Aufs Geratewohl, ob sie mitgenommen wird, war die Goldmann um ½ 6 h schon bei uns. Bald nach ihr kam Vadász und um 6 h fuhren wir fort. Nach 9 h erst trafen wir in Baden ein. Kárner war noch im Frauenbad. Wir gingen in den Park, sahen das Theresienbad, Ursprung, Herzogsbad, den Wilhelm'schen Redoutensaal, Vauxhall. Indessen kam Kárner vom Bad zurück, er sieht recht wohl aus. Wir sahen den Casinosaal, die Promenade um die Stadt, den Wasserkunstgarten, gingen zum Frauentor herein. Der Goldmann zeigte ich den Turm, der auf seinem Spitz steht, und noch einmal den Park. Vadász und ich spielten eine Partie Billard. Kárner bewirtete uns vortrefflich. Nach Tische führte er Therese und die Goldmann nach Rauhenstein und St. Helena und blieb bei dem neuen Gebäude des Otto stehen, welches noch nicht vollendet ist. Vadász und ich gingen zu Fuß, hier trafen wir uns und gingen zur Schleuse. Göttlich schön ist diese Gegend da. Im Schloss Weikersdorf vom Baron Doblhoff tranken wir beim Mayer Kaffee mit besonders guter Schmette. Wir durchgingen den schönen Garten, der so viele angenehme Partien hat. Von da ins Theater. Die Wilhelmsche Gesellschaft gab „Das Schloss Limburg", Oper in einem Akt von Dalayrac. Fuchs Festungskommandant, Gubich – in Gesang und Spiel sehr unglücklich – der junge Leutnant, Mlle. Schlanderer die Antonie und Coelestin den Hack von Dirkhoff oder Bedienten des Schlossherrn. Nachher war eine Pantomime mit dem ungarischen Werber-Ballett. So schlecht fand ich die Gesellschaft nie wie dieses Jahr. Mit Dr. Stollhofer (?) und LaRoche plauderte ich. Kárner ging wegen Revision der Akten aus dem Theater. Nach dem Theater nahmen wir von Kárner Abschied, fuhren um 9 h weg und kamen um ½1 h nachts an. Trotzdem dass es fast alle Stunden regnete, hatten wir uns ganz vortrefflich unterhalten. Band 04 (IV.), Seite 110v
2128 1803 6 2 Ein angenehmer Tag. Den ganzen Tag arbeitete ich zu Haus, schrieb an Walther nach London wegen Frack für den Grafen, gab die Loge im Kärntnertor-Theater „Hussiten“ an Gulyás und Rosmann (?). Vormittag war Therese in der Kasse. Mittags allein, nach Tisch in die Porzellanfabrik mit der Goldmann. Abends bei Braunmüller. Korntheuer, Kölbinger und ich abends in die „Hussiten“, dann zu Kramer. Band 04 (IV.), Seite 110v
2129 1803 6 3 Abwechselnd Regen. Früh ging Therese zur Ascher. Ich arbeitete zu Hause, machte dann den Weg zur Donau. Begegnete beim Hugelmann dem Collin, Dichter des „Regulus“ und „Coriolan“, welcher jetzt die „Polyxena“ schreibt. Wir sprachen von Lipperts Tode, von seinem großen Verlust für das Theater, von der Versorgung seines Knaben August. Er versprach, Lipperts hinterlassene Schriften zu ordnen, auszuarbeiten und zum Besten des Knaben auf Pränumeration herauszugeben. Als die Töpfer Babett von der Stadt kam, brachte sie die Nachricht, dass heute die jüngere Tochter des Saal, Chatrin, früh 8 h an bösartigem Ausschlag starb. Sie war wirklich zum Schauspiel engagiert und betrat nur zu 3 Versuchsrollen die Bühne. Der Fall erschütterte uns sehr. Abends um 8 h kam ich in die Stadt. Therese blieb zu Haus, ich sah noch im Burgtheater die 3 letzten Akte des „Coriolan“. Band 04 (IV.), Seite 110v
2130 1803 6 4 Ein heiterer Tag, Debut der Mad. Louise Müller als Cora im Theater an der Wien, in den „Spaniern in Peru“ von Kotzebue. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, mittags allein mit der Fröhlich Therese. Nach Tische zu Kárner, welcher gestern in die Stadt kam. Wir fuhren zusammen ins Rote Haus; er kaufte und probierte einen Braunen vom Kaufmann Dedie. Ich blieb bis 4 h, besuchte Baranyay. Begleitete Stessel ins Theater an der Wien; es war besetzt, aber nicht voll. Viel wurde in dem Trauerspiel gelacht. Solbrig als Rolla wütete, Neukäufler als Ataliba war ein wahrer Schelm(?)-König, die Dalberg als Elvira spielte mit Empfindung, deklamierte aber falsch und sprach ein fehlerhaftes Deutsch. Sie gefiel, aber auch nicht mehr, wurde mühsam vorgerufen und dankte im Alltagston. Nach dem Theater einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater, Probe von Viganòs neuem Ballett „Die isthmischen Spiele“. Es war eben der Sturm. Später ins Kramersche Kaffeehaus. Band 04 (IV.), Seite 111r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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