Kalt und windig. Den Vormittag beim Grafen. Als ich nach Haus kam, erfuhr ich die Ankunft der Csekonicsmit der Julie. Ich konzipierte 2 Vorträge an den Ausschuss, wegen den spezifischen Ausweisen und dem so unglücklichen Absolutorium. Mittags allein. Nach Tische arbeitete ich, ging zu Levi und führte meine Mutter zu Kárner. Abends mit Kühnel und Tomasini ins Theater an der Wien „Lodoiska" von Cherubini. Therese fuhr mit Quarin hinaus. Da lernte ich auf’s neue den Mulatten Bridgetower – Sohn des Mohren August, welcher beim Fürsten Niklas als Kammerdiener diente –, erster Geiger des Prinzen von Wales kennen, und lud ihn auf morgen zum Speisen ein. Nach dem Theater soupierte ich in Kramers [Bierhaus ?]
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Kalt. Früh zum Grafen. Mittags große Tafel. Csekonics, Julie, Bridgetower, junger Prinster und Werlen waren unsere Gäste, wir hatten viel gute Laune. Nach Mittag zu Kárner, las ihm meine Vorträge vor, welche ihn vollkommen befriedigten. Dann zusammen ins Kärntnertor-Theater; nach vielen Jahren wieder die „Glücksritter“, Lustspiel in 5 Akten aus dem Englischen. Anfangs mit Korntheuer im Parterre, dann im 4. Stock, wo ich Zoller, Woller und Dönst (?) traf. Ich unterhielt mich gut; wir gingen zusammen nach Haus. Therese war zu Haus. Heute waren wir beichten bei St. Michael.
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Kalt. Fatale Witterung. Den Vormittag beim Grafen, ich beschäftigte mich mit dem Lämel wegen Terminzahlungen. Meine Mutter war unser Gast. Nach Mittag kam Korntheuer, ich beschaffte ihnen Gelegenheit, der Schmirer die Rolle zu geben, führte ihn da auf. Brachte den bestellten Ruster in des Grafen Keller, besuchte Kárner und ging mit Therese in Bortoluzzis Mandolinkonzert, wobei die Hackel (?) und Massa (?) sangen. Ich traf da Bondi, der mich persuadierte, zu Krickel (?) in die Probe von „Zufall“ zu gehen. Eine halbe Stunde blieben wir, dann holte ich Therese ab und wir trollten uns nach Hause. Der Abend war wärmer.
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Nach vielen kalten einmal ein angenehmer Tag. Fahrt nach Liesing, Kárners Reise nach Baden. Vermählung des Kren mit der Tischler Nany. Den Vormittag beim Grafen, dann beurlauben bei Kárner. Um 1 h zu Hitzinger, wo Tafel war. Gestern kauften Therese, meine Mutter, die Hitzinger und ich zur Aussteuer den Neuvermählten einen kleinen Tafelservice aus Fayence, der ihnen Freude zu machen scheint. Unser waren 12 Personen. Wir luden die Gesellschaft am Sonntag zu uns. Um ½ 4 h kamen wir vom Speisen, da warteten unser schon Korntheuer, Zrust, Jeanette und ihr Bruder Carl; Jean, Joseph und Wilhelm vom Uhrmacher gingen zu Fuß. Zrust, Jeanette, Carl, Therese und ich fuhren zusammen; die Fahrt war munter. Wir führten die Gesellschaft im Theater, Gardeobezimmer und im Garten herum. Therese setzte sich mit mehreren im Garten unter einen Baum, ich ging mit anderen, den Kammerjungfern, Dönst (?) im Garten spazieren. Um ½ 7 h begann das Schauspiel „Der Zufall“, Lustspiel in 4 Akten von Ariosto (?), das nämliche, das in Brünn Stegmayer als „Das Zeitungsblatt“ am 1. August v. J. nach seiner Bearbeitung gab und mir wirklich besser gefiel, obwohl es mich da schon langweilte. Poltoni als Fürst, Krickel als Steinberg sind schwach; recht brav spielte Korntheuer den Kapitän Prandt und Pichler den Kammerherrn, noch reihe ich den Kölbinger als Matrosen an. Die Ennöckl (?) und Meister (?) spielten die Rolle über Nacht. Ich war gut unterhalten. Im Hereinfahren nahmen wir noch den Wilhelm mit. Therese stieg beim Haus ab, ich soupierte noch beim Kramer.
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Kalt und Regen. Den Vormittag beim Grafen. Mittags speisten meine Mutter und Jean bei uns. Nach Mittag kam die Nanette Benkó, und bat mich, die Haus-Konskriptionsliste zu machen. Therese sang im Burgtheater „Adelaide“. Ich arbeitete bis gegen 8 h, dann zu Lienhart (?) und Brandl und um ½ 10 h nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).