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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2096 1803 5 1 Kühl, aber heiter. Heute versammelte sich der Ausschuss beim Mayer. Den Vormittag beim Grafen, um 11 h zum Mayer. Richtig hatte ich mit dem Kniffler Rühl Verdruss. Die Sitzung dauerte bis 1 h. Unter anderem wurde ein Danksagungsschreiben an den gewesenen Direktor Richard, eine Bitte an Haydn um Aufführung eines Werks von seiner Komposition und ein Absolutorium über meine Rechnung von 1802, mit Exceptionen, die ich nicht annahm, vorgelegt. Therese und ich speisten allein. Nach Mittag arbeitete ich, Therese auch. Nach 6 h besuchte ich Kárner, dann schlich ich ins Leopoldstädter Theater, wohin Kárner mit Kühnel kam. „Aus dem Heller wird kein Groschen, oder Tages [... ?]“, dann Hasenhuts Pantomime „Harlekin als Leierer“. Ich fand die Brandlin, Lienhart (?), Etzelt, Poyt (?) und Korntheuer, mit denen ich mich am meisten unterhielt und bei ihnen in Kramers Bierhaus soupierte. Therese war wegen ihrem Schnupfen zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 106r
2097 1803 5 2 Ein schöner Tag. Den Vormittag beim Grafen, Liebisch, Kárner. Die Rottruff war unser Gast. Nach Tische besuchte Therese mit ihr die Woller, welche für den Sommer den Garten mietete, welchen die selige Willmann bewohnte. Ich machte Kárner eine Visite, dann ins Burgtheater zu „Hercules“, ins Kärntnertor-Theater zum „Mädchen von Marienberg“, Weissenthurn spielte die Chatinka. In beiden Theater leer. Um 8 h kam ich nach Haus. Bei Therese war die Brandlin, Reserl und Lienhart (?), letztere zum 1. Mal. Sie blieben bis um 10 h, dann ins Bett. Das Münzhaus ist gesperrt, niemand weiß, warum. Band 04 (IV.), Seite 106r
2098 1803 5 3 Ein angenehmer Tag. Den Vormittag beim Grafen. Wokurka überraschte uns, verließ des Gouverneurs Grafen Dietrichstein Dienst, weil er es in Brünn nicht aushalten konnte, und kam zum Hofrat Grafen Althan, welcher die Poststations-Direktion übernimmt. Er war unser Gast. Nach Mittag zu Kárner, mit ihm fuhr ich in den Prater. Am Anfang stiegen wir aus und gingen bis zum Charles. Ich ging ins Kärntnertor-Theater 33. „Zauberflöte“, blieb bis nach Theresens Arie, welche sie sehr schön sang. Dann ins Theater an der Wien, „Schneiderhochzeit“, um Kárner in der Loge einen Besuch zu machen. Mit ihm wartete ich die Farce ab. Hasenhut als Martinl wurde vorgerufen, dankte in „flattieren, produzieren, morgen – in Palmira – nichts agieren“ etc. und schloss: „Ich wünsch eine angenehme Ruh, kling, kling, jetzt fallt der Vorhang zu“. Im Hereinfahren stieg ich beim Kärntnertor-Theater ab und kam zum Finale. Im Theater sprach ich den Aufseher (?) Schiringer (?). Band 04 (IV.), Seite 106r
2099 1803 5 4 Ein windiger Tag, heftiger Staub. Therese ging schon früh zur Ascher, ich war beim Grafen, Kárner, arbeitete bis 1 h und hatte das Rendezvous mit Töpfer beim Hugelmann. An der Donau gingen wir hinaus, Therese erwartete mich schon nicht mehr. Nach Tische kam eine 60jährige Fräule Rettenberg (?), mit Sartorius (?) und Anhang. Die will 25 Jahre alt sein, ist verliebt, tanzt, singt, schreibt zärtliche Briefe; Kirstein und ich hatten fürchterlichen Jux. Es dauerte bis 9 h abends. Ich echauffierte mich sehr und war wirklich müd. Nach 10 h kamen wir zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 106r
2100 1803 5 5 Heiter, nach Mittag aber Donnerwetter. Vor Mittag war ich sehr beschäftigt. Therese speiste allein, ich ging um 2 h mit Stessel in den Augarten speisen; während dem fing es zu donnern und zu regnen an. Nach Mittag arbeitete ich, besuchte Kárner und ging mit Therese ins Kärntnertor-Theater „Das 2. Kapitel“. Therese begab sich nach der Oper mit Rosalie nach Hause, ich ins Burgtheater „Freemann“. Dem Stessel gab ich Kárners gesperrten Sitz, er ging aber auch nicht. Ich bekam gestern und heute in dem kühlen Augarten-Saal einen so heftigen Schnupfen und Katarrh, dass ich mich in der Erkennungsszene des Koch als Oberst Dernier (?) und Lang aus dem Theater gehen und mich legen musste. Heute kaufte ich mir durch Liebisch 3 Stück Anguin. Band 04 (IV.), Seite 106r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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