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Anzeige von 2081 - 2085 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2081 1803 4 16 Heiter. Um 7 h war ich schon beim Grafen und arbeitete den ganzen Vormittag, schickte auch des Lämel Wollsäcke nach Àcs. Um 12 h besuchte ich Kárner und fand beim Portier den Stessel, welchen ich 4 Monate nicht sah. Heute ziehen wir mit unseren Schriften aus Dietrichsteins Kanzlei weg. Die Hauptkassa kam zu Mayer, die Handkassa zu mir mit den Institutsbücheln. Beim Kárner plauderte ich mit Pawlowsky. Mittags speisten wir beim Quarin in Gesellschaft der Pfaller, Nina, Phillebois. Nach 6 h zu Kárner, wo ich Stessel fand und mit ihm ins Theater an der Wien ging „Turm von Gothenburg“. Die Oper war um ¾ auf 9 h geendet; ich besuchte noch das Burgtheater „Octavia“. Heute machte sich das Publikum mit der Roose und Müller, den beiden Todfeindinnen einen Jux. Als Antonius der Cleopatra auftrug, sich mit Octavia zu versöhnen und Cleopatra letztere umarmte, wurde ein allgemeines Aplaudissement. Während dem Stück klatschte man der Müller mehr als der Octavia. Nach dem Theater besuchte ich noch Kárner und blieb bis 11 h. Band 04 (IV.), Seite 103r
2082 1803 4 17 Vor Mittag beim Grafen, der Beridez und Kárner. Die Kühnel, Beridez und Bittner führte ich den Kardinal sehen. Er lag auf einem Paradebett in einem purpurnen Messkleid, weißer Infel und goldenen Schuhen. Ihm zur Rechten lag der Kardinalshut und das große Kreuz, zur Linken der Bischofsstab und der große Stephansorrden; um ihn Lichter, neben 2 betende Chorherren. Therese ging nach Erdberg und speiste bei der Ascher. Bei Brandl blieben wir bis 6 h, dann einen Augenblick zur Lienhart (?), dann zum Vetter Hitzinger, wo sie sich heute zum 2. Mal den Jux mit „Armut und Edelsinn“ machten. Es war unausstehlich warm darin. Ich blieb den 2. Akt, um meinen Bruder als Van der Husen zu sehen. Nachher ins Kärntnertor-Theater „Beide Figaro“, in die Loge, wo die Brandlischen, Lienhart (?) und die eben angekommene Dujardin waren. Nach dem Theater ins Bett. Therese fand ich im Fußbad. Gestern hat die Müller vom Braun wieder ein Dekret erhalten, worin er ihr als Direktor aufträgt, 6 Monate zu bleiben. Nun bin ich sehr begierig, wer siegt, Braun oder Baron (?) Rustenfeld, Müllers Vertreter. Rustenfeld kündigte dem Braun beim Magistrat gerichtlich 6 Wochen auf. Band 04 (IV.), Seite 103r
2083 1803 4 18 Feier des Aufgebots. Von 7 bis 11 h beim Grafen, dann zu Mayer, wo ich in Gegenwart des Massbruck und Ernst 4200 fl. zum Umschreiben übernahm und mit dem fatalen Rühl über manche Sachen Zwist hatte. Um 12 h sah ich den Rückmarsch der Bürgercorps über den Graben. Dann besuchte ich Kárner, der mir erzählte, der Hofgraveur Fischer sei von Paris gekommen und habe mitgebracht, dass der Hauschirurg Krug sich am 9. dieses in die Seine stürzte. Der Alberne war von Gewissensangst und Eifersucht mit Großmann geplagt, und gab sich dem Fürsten 2 Stunden vor seinem Tod als der größte Betrüger an, bat, ihn dem Kriminalgericht zu übergeben. Therese hatte den Moreau zu Gast. Ich fuhr mit Stessel zum Einsiedler in den Prater. Es war so voll, dass man uns beschied, erst um 3 h zum Speisen zu kommen. Wir machten uns davon, und gingen, das Panorama von Wien zu sehen, der Eintritt 1 fl. Es ist vom Augustinerturm auf einer Höhe von 40 Klaftern von dem Engländer William Pathon aufgenommen und gemalt von Janscha und Postl (?), Künstlern von Wien. Ein überraschend schöner Anblick, das Kolorit, Schatten und Licht, die Genauigkeit jedes, auch des kleinsten Gegenstandes, die schöne Landschaft um Wien, die Aussicht bis auf den Schneeberg, alles dies lässt sich nicht erzählen, man muss es selbst sehen. Eine volle Stunde unterhielten wir uns da. Wir aßen am Tisch mit Grünwald und Grübel (?). Nach Tisch begaben wir uns in die große Allee, nach 6 h nach Hause. Therese sah den 1. Akt von „Equivoco“ im Burgtheater, dann nach Haus. Wir hatten die Pichler von Eisenstadt zu Gast über Nacht ganz unvermutet bekommen. Zum Glück reiste Ignaz Kiepach heute [nach] Agram ab, so logierte sie Therese gleich in Kiepachs Zimmer. Nach 7 h gingen Stessel und ich über die Bastei in die Müller'sche Kunstgalerie, welche mit der Thermo-Lampe von Winger (?) erleuchtet war. Die Statue des Bonaparte in franzblauer Uniform mit Gold und Scharlach gestickten Aufschlägen und Kragen, die Gruppe der verklärten und in ihrem Grabe schlummenden Palatinus, das Kabinett oder Bad der Cirkassierin sind die einzigen merkwürdigen Sachen, das Arrangement des Ganzen gefällt mir wenig. Am meisten interessierte mich die Thermo-Lampe, mit deren Erfinder ich lange sprach. Er versicherte mich, dass in der Galerie 22 Lichter brennen, führte mich zum Ofen, von welchem durch Röhren die Lichte in alle Zimmer geleitet wird. Von 6 h bis 10 h abends kostet die Beleuchtung 1 fl. 30 x Holz, so beiläufig. Der Wert der daraus entstehenden Kohlensäure und Teer beläuft sich auf 3 fl. Um 9 h kam Kárner, fand Kühnel, Frau, Croll (?) und Östreicher (?). Ich blieb bis 11 h. Band 04 (IV.), Seite 103v
2084 1803 4 19 Begräbnis des Kardinal Migazzi. Gestern erhielten wir des Kaffeesieders Pichler Frau zu Gast, sie schlief da, wir frühstückten zusammen. Vor Mittag beim Kárner und Ga, die Pichler und Agnes speisten mit uns. Nach Tische kam Moreau, mit diesem schlich ich auf dem Graben, Tuchlauben, Hohen Markt herum, wo wir den Leichenzug ansahen. Therese ging mit Agnes, Goldmann und Pichler zu Hitzinger, dort sahen sie die Leiche. Therese ging zu Fuljod und wurde von dort weg zum Quarin gerufen, um mit Bevilacqua ein Duett zu singen. Abends war sie mit der Pfaller bei Braunmüller. Ich holte zu Haus die Pichler ab und führte sie ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“, Moreau als Hauptmann. Ich plauderte im 4. Stock mit der Mad. Müller, welche mir versicherte, sie sei mit der Lolo auf 3 Jahre bei Zitterbarth engagiert. Die Mutter habe 1500, die Tochter im 1. Jahre 1000, in 2. 1200 und im 3. Jahre 1500 fl. Gage. Sie hat dem Braun durch den Rustenfeld gerichtlich nach 6 Wochen aufkünden lassen. Nach dem 2. Akt ging ich zu Kárner. Er war ganz allein und ich plauderte mit ihm bis gegen 11 h. Band 04 (IV.), Seite 103v
2085 1803 4 20 Trübe, heftiger Wind, etwas Regen. Den Vormittag beim Grafen, den ganzen Tag arbeitete ich in Kassengeschäften. Moreau war unser Gast. Nach Tisch ging ich mit Therese und Moreau ins Tierarzneispital zum Dr. Petschina in Geschäften des Grafen. Im Hereingehen waren wir tüchtig nass geworden. Um 6 h mit Stessel ins Burgtheater „Hussiten“, nach selbem ins Kärntnertor-Theater, Theresen abzuholen; da gab Franz Nadermann, ein Pariser und Mitglied des Pariser Atheneon, ein Harfenkonzert. Am Ende variierte er den Marsch aus „Figaro" von Mozart „Willst du kleiner Prahler“ etc. und wurde ziemlich applaudiert. Da spielte er den Marsch, welcher bei Hinrichtung des Königs gemacht wurde. Dies nahm man ihm übel. Er machte eine große Einnahme. Nach dem Theater ins Bett. Heute empfing Mad. Louise Müller von der Direktion ihr Entlassungsdekret. Weil sie gerichtlich aufkündete, war in demselben neben anderen derben Ausdrücken auch jener, dass sie durch diese Aufkündung sich zur gemeinen Dienstbotin herabwürdigte, nicht verdient, unter die k.k. Hofschauspieler gezählt, sondern als Dienstbote behandelt zu werden. Sie sei also mit ihrer Tochter am letzten Mai d. J. entlassen. Die Müller lachte dazu, denn ihr Zweck, nach 6 Wochen loszukommen, ist erreicht. Heute ist in No. 32 unsere Institutsnachricht. Band 04 (IV.), Seite 104r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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