Heiter und angenehm. Den Vormittag beim Grafen. Albert besuchte uns und ging mit uns auf die Bastei. Mittags allein. Nach Mittag kam Fuchs, dem ich die Kantate auf des Fürsten Ankunft vorlas und gefiel. Er sagte mir, dass er heute seinen Plan der Fürstin vertraute, sie ein Wohlgefallen äußerte und ihn versicherte, dass sie alle Unkosten tragen würde, er solle nur die Rosenbaum dazu nach Eisenstadt kommen lassen. Das, was ich dem Alt zudachte, wird jetzt Fuchs für Therese im Diskant schreiben. Ich freute mich sehr darüber. Kárner schickte und ließ mich bitten ihn um 4 h beim Portier zu erwarten. Wir fuhren im Pirutsch in den Prater, trafen da Bachics (?) und Huszty (?) an. Tranken beim Charles Kaffee und fuhren ins Theater an der Wien „Palmira“. Es war so voll, dass wir kaum stehen konnten. Kárner erzählte mir, dass die Fürstin Leopoldine Theresens Porträt von ihm verlangte und es ihm nicht mehr zurückgab. Auch dies war mir angenehm. Im Theater kam ich mit meiner Mutter Hausherrn und seinem Schwager zusammen. Nach dem Theater begleitete mich Gewey nach Haus und erzählte mir, dass er heute Neupauers Haus in Hietzing für 9000 fl. in Banco-Obligationen kaufte. Therese war den Abend bei der Beridez; zu Hause referierte ich ihr, dass die Fürstin sie zur Kantate des Fuchs auf des Fürsten Ankunft, unter dem Titel „ Der Untertanen Jubel über ihres Fürsten Ankunft" nach Eisenstadt haben will.
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Heiter. Den Vormittag beim Grafen. Therese kaufte ich 10 Ellen Sisaca (?) auf einen Schlafrock. Auch bekam ich heute vom Kilian (?) die seidenen Strümpfe und Handschuhe, dann von der Lienhart (?) die Stickerei, alles Angebinde für Therese Geburtsfeier. Um 12 h führte ich Therese spazieren, an den Kanal, auf die Landstraße und über die Bastei nach Hause. Mittags allein. Mein Bruder kam und bat mich um die Zimmerdekoration vom Woller, weil sie am Sonntag beim Vetter Uhrmacher „Armut und Edelsinn“ geben. Nach Mittag beglückte ich den Feldwebel Bix mit einem Sackl Erdäpfel. Später kam Grecht und probierte mit Therese die Arie von Weigl aus „Principessa d' Amalfi“. Therese arbeitete den ganzen Tag. Abends mit Therese und der Rosalie zum Hofrat Schouppe. Lippert ließ sich auf morgen zum Speisen einladen. Vor Mittag war ich in der Theaterkanzlei, wohin auch Platzer kam. Wir sprachen von den Dekorationen zu „Hugo Grotius" die sehr delikat zu machen sind und die Platzer gerne ablehnen wollte. Braun schrieb aber auf den Dekorationszettel: „Ich will keine Dekorationen, sondern Gemälde haben, und darum muss sie unser würdiger Platzer machen“. Heute schrieb ich durch Kröss meine Mutter, schickte ihr 1 Pfund Zichori-Kaffee und ½ Pfund Schokolade; dann der Csekonics, dankte für die Glückwünsche und Verse von der Pepi und Julie und schickte ersterer Perinets Theaterkalender. Beim Schouppe sang nur Scheidlein eine Arie von Gyrowetz, Kiesewetter, Jonak (?) und Sander (?) ein Terzett aus „Camilla“ und Therese die Arie von Weigl; sie sang sehr schön und erhielt verdienten Beifall. Heute bat Schuppanzigh Therese, in der Akademie seines Zöglings beim Jahn am 1., und Weigl, dass sie am 2. April ebenfalls da im Konzert des Hornisten Hradetzky (?) singen möchte. Beides sagte sie zu, obwohl ungern.
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Heiter, aber kalt. Früh zum Grafen, zum Woller wegen Zimmerdekoration, zu Roggendorf und Kárner, den ich wegen Schmerzen an den Füßen missmutig fand. Zu Haus traf ich Lippert, Rottruff und Kiepach, unsere Gäste. Therese übergab mir Schriften vom erlauchten Ausschuss, die wegen Rechnungslegung sehr herrisch klangen, dann ein von Kirstein unterschriebenes Zirkular, wonach der Ausschuss, Kassier und Sekretär nach seinem Wunsch renunzieren sollen. Beides ärgerte mich sehr und stimmte mich ganz um, ich konnte nicht froh sein. Undank für so viele, mit dem besten Willen gemachte Arbeiten ! Wir blieben bis ½ 6 h am Tische, ich konnte aber nicht Teil am Vergnügen nehmen. Therese begleitete die Rottruff nach Haus und blieb den Abend allein. Ich ging mit Kiepach und Schmirer Jeanette ins Burgtheater, zum 1. Mal „Papirius Praetextatus, oder die römischen Weiber waren auch Weiber“, Lustspiel in 2 Akten von Fr[iedrich] C[arl] Lippert; hat kein Glück gemacht und wurde so ziemlich ausgezischt. Im Theater traf ich den Ausschussmann Kuhn, dem ich wegen dieser unbesonnenen groben Zuschrift ziemlich derb die Wahrheit sagte. Nach dem Stück ging ich zu Kárner, er war allein. Ich erzählte ihm die Beleidigung des Ausschusses, er stimmte mit mir, es nicht zu dulden, sondern beim Kuefstein sich zu beschweren.
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Marie Verkündigung. Früh 8 h begab ich mich zum Pauer und sprach mit ihm wegen der unschicklichen Behandlung des Ausschusses. Er riet mir, Sonntag zum Grafen Kuefstein zu gehen und ihm alles zu erzählen. Ich arbeitete den ganzen Tag an meiner Rechnung, dann besuchte ich Kárner, der wegen Reißen am Fuß das Zimmer nicht verlassen kann. Therese speiste bei ihrer Mutter, ich im Lamm, sprach da den Agenten Sook (?) und Kiepach. Sonst waren wir immer allein. Heute kauften wir 6 ostindische Tücheln.
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Einnahme der DeCaro. Zum Grafen, dann arbeitete ich den Tag immer zu Hause. Therese probierte mit Rosalie und dem Baron Grecht die Duette, die sie Sonntag bei Gillenberg singen werden. Zu einem Schlafrock kaufte ich Therese 10 Ellen Sisaca. Abends ging ich zu Kárner und mit ihm ins Burgtheater „Dorfbarbier“ und Terzett „Die Tanzschule“ der DeCaro mit ihren Schwestern. DeCaro tanzte ein englisches Solo unübertrefflich. Nach dem schönen Solo ging ich ins Kärntnertor-Theater „Schreibpult“. Den Brandlischen gab ich die Loge, da waren außer ihnen die Lienhart (?) und Rottensteiner. Nach dem Theater ins Bett. Therese war den Abend zu Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).