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Anzeige von 2091 - 2095 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2091 1803 4 26 Aprilwetter. Früh arbeitete ich zu Hause. Um 10 h ging Therese zur Ascher, ich zu Kárner, Lienhart (?) und Brandlin. Nach 12 h trollte ich mich allein über die Landstraße zur Ascher, las da Zeitungen. Nach 2 h speisten wir, und blieben bis 6 h. Wir machten, da es aufhörte zu regnen, eine Tour zum Kanal, wo man eben 10 Schiffe aufwärts durch die Schleusen zog. Es war der erste Versuch. Wir sahen dem Schwellen des Wassers und dadurch dem Heben der Schiffe zu. Eine große Menge von Menschen war bei den Brücken und Schleusen versammelt. Nach 7 h waren wir in der Stadt, gingen auf der Bastei bis zum Kärntnertor, dann ich ins Kärntnertor-Theater „Verwandtschaften“, Lustspiel in 3 Akten, 3. Versuch der Katharina Saal in der Rolle als Gretchen. Therese begab sich nach Haus. Ich fand Korntheuer, dann Sommer (?), welche Korntheuer von Klagenfurt kennt. Die Saal spielte wie das erste Mal. Es war sehr leer und nur die Partei im Parterre gab den Ton beim Klatschen an. Sie wurde eingeführtermassen hervorgerufen und sprach: „Durch den Beifall aufgemuntert, welche Sie, Verehrungswürdige, meinem dreimaligen Versuche schenkten, danke ich mit gerührtem Herzen und verspreche, wenn es mir glücken sollte, mich der Kunst widmen zu können, dass ich allen Fleiß anwenden werde, um Sie zu überzeugen, dass Sie Ihre Gunst und Gnade an keine Unwürdige aufwendeten“. Mit Korntheuer nach dem Theater ins Bierhaus, wo ich Kölbinger, Moreau, Pichler etc. fand. Wie plauderten vom neuen Penzinger Theater, vom Liesinger Privattheater und blieben bis 11 h. Band 04 (IV.), Seite 105r
2092 1803 4 27 Trübe, etwas Regen. Konzert der Mad. Mara im Redoutensaal. Früh zu Levi und Kárner. Therese und ich hatten einen ganz kleinen Zwist, dass sie so gar nichts vom Theater wissen und hören, und ich sie so gerne auf der Bühne sehen möchte. Um ½ 12 h gingen wir zusammen zur Probe der Mara. Sie sang im Schlafrock, aber immer meisterhaft, doch ihre Jahre erinnern uns sehr deutlich an das Gewesene. Eckhart und Moreau waren unsere Gäste. Nach Mittag arbeitete ich eine Zeit lang, begab mich zum Kárner, Therese zu Brandl, wo sie den Abend blieb. Um ½ 7 h ging ich ins Konzert. Es war leer, auf der Galerie und im Parterre waren nicht über 650 Gäste, das Entrée zu 2 und 4 fl. ist viel zu hoch. Sie sang sehr brav. Im Duett von Paisiello, mit dem Brizzi, vielleicht 40 Jahre alt, schlug sie ihn total. Grohmann (?) blies ein Oboenkonzert vom Cartellieri. Nach der Akademie sah ich im Burgtheater die letzten 2 Akte von „Regulus“. Im 3. Stock fand ich Kühnel, Frau, Beridez, den Joseph Eötvös und den Schuft Paur. Therese wollte ich bei der Brandlin abholen, sie war aber schon fort. Als ich nach Haus kam, lag sie schon. Meine Mutter schickte uns Mehl und einen Kalbsschlögel. Ich schrieb meiner Mutter, schrieb ihr Kárners Besserung und bat sie, uns bald zu besuchen. Band 04 (IV.), Seite 105r
2093 1803 4 28 „Zauberflöte“, seit dem 8. August 1802 wieder zum ersten, im Ganzen aber heute zum 32. Mal im Kärntnertor-Theater. Windig, aber heiter. Früh ließ mir der Graf seine glückliche Ankunft wissen. Ich arbeitete bis 11 h, ging dann zu ihm. Therese ging zu Salieri, ich später zu Beridez, der ich die Loge im Kärntnertor-Theater brachte. Mittags allein. Nach Tische machte Therese eine kleine Promenade, dann zum Pianoforte und Toilette. Ich arbeitete bis 4 h, ging zu Levi, dann zu Kárner. Da blieb ich bis ½ 7 h, dann ins Kärntnertor-Theater. Therese sang heute mit bewundernswerter Stärke und Reinheit und wurde außerordentlich beklatscht. Die 1. Arie hörte ich im Parterre, dann war ich bei den Kühnelschen in der Loge. Einen kleinen Besuch machte ich Therese im Camerin; sie machte mir heute großes Vergnügen. Band 04 (IV.), Seite 105v
2094 1803 4 29 Trübe, abends Regen. Früh beim Grafen, dann wegen kleinen Banco-Zetteln zu Kupka. Im Vorbeigehen hörte ich, dass sich die Seidenkaufmannsfrau Prahl (?) im 3. Stock in der Bognergasse neben dem Kamel mühsam über das Gitter herabstürzte, gleich tot war und nicht einen Tropfen Blut vergoss. Später zu Haus und bei Kárner. Die Stressewitsch (?) und der Patriarch von Esterháza kamen schon um 6 h früh zu mir, und quälten mich, ihnen wegen Quartier eine Bittschrift zu machen. Bei Therese speiste die Rottruff und Patsch. Ich schrittelte mit Schiegl (?), Klimbke, Walther, Nadastini und Geiger zur Schäferin nach Gumpendorf. Wir aßen gut und waren munter. Ich traf da Pepermann und Frau. Um 5 h kam ich zurück. Rosalie hatte von der j[ungen ?] Weigl eine goldene Kette, die ich Theresen für 20 fl. kaufte. Sie freute sich sehr darüber und ich konnte den schönen Gesang vom Donnerstag vergelten. Therese sang im Burgtheater „Adelaide“, ich sah im Burgtheater (?) „Gegenlist (?)“, zum 2. Mal, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen von Vogel; missfiel. Nachher Pas de deux mit DeCaro und Salvatore Viganò. Das Stück sah ich im Parterre, neben Scheiger, das Ballett auf dem Theater. Nachher gleich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 105v
2095 1803 4 30 Regen. Den Vormittag beim Grafen, außerdem arbeitete ich zu Haus. Mit uns speiste der Kadett Carl Csekonics, welcher morgen mit seinem Regiment Kaiser Kürassiers, weiß und pompadourrot, nach Pecsvár in Ungarn abreist. Therese ist etwas heiser und ging vor Mittag nicht aus. Nach Tische ging sie zu Scheiger und ich um 4 h zu Kárner, blieb bis 7 h, dann ins Burgtheater „Hussiten vor Naumburg“, volles, schönes Theater. Um Gesellschaft zu finden, ging ich nach dem 1. Akt zu Schiegl (?) in den 3. Stock, da fand ich Frau v. Maurer, Schwester und ihre Töchter und blieb bis zum Ende. Die Schwester begleitete ich nach Haus. Therese hat Schnupfen und etwas Heiserkeit und blieb in Gesellschaft der Schmirer Jeanette zu Haus. Nach dem Theater las ich den „Freimütigen“ von Kotzebue, und eine Schilderung im 34. Blatt von Moreau, Heurteur und dem Auftreten der Sanenz als gespenstische Erscheinung, Moreau mit einem Harlekinsgesicht und eben dem Wackeln des Kopfs etc. Band 04 (IV.), Seite 105v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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