Schnee und etwas gefroren. Den Vormittag beim Grafen, Roggendorf. Mittags allein. Nach Mittag fuhren Beridez, Bittner, Therese und ich in die Porzellanfabrik. Therese blieb den Abend bei ersterer, ich ging ins Kärntnertor-Theater „Zweites Kapitel“, übersetzt von Treitschke, Musik von Solie und „Waldmädchen“. Bei der Operette war ich im Parterre, beim Ballett auf dem Theater. Nach dem Theater ins Bett, Therese kam um 10 h.
Band 04 (IV.), Seite 97r
2047
1803
3
13
Gefroren. Früh arbeitete ich und schrieb bis 9 h an der Kantate für Fuchs zur Ankunft des Fürsten, dann zum Grafen. Er übergibt der teuren Frau die Perlen zum Verkauf, 116 Stück zu 50 fl., machen 5800 fl.. Knipfing (?) von Paumgarten war bei mir, ich bat ihn, die Chiolich ohne alle Nachsicht pfänden zu lassen. Später ging ich in Cleynmanns Predigt, dann zu Kárner, welchem ich die Bittschriften für die Csekonics und Bartl übergab. Vormittags hatte ich Gratulationen von der Tischler Nani, ihrem Bräutigam Kren, welchem ich Therese Bild in einem Rahmen schenkte; ihr Bruder war auch da, Therese beschenkte ihn. Mittags speiste die Nani mit uns. Nach Mittag kam Hoffmann vom Roten Haus und klagte mir, was er alles vom Hauter auszustehen habe. Später die Woller Lisette. Abends war ich im Kärntnertor-Theater, nach 8 Jahren wieder „Barbarei und Größe“. Eine schlechtere Vorstellung sah man wohl kaum auf einem Nebentheater. Brockmann taumelte und wusste nichts zu reden, Lang, Lippert hatten nicht memoriert, mit den Statisten gab es allgemeines Gelächter. Ich war im Orchester und ein erbauter Augenzeuge. Therese sang im Burgtheater in „Achille“. Sie brachte die Nachricht, dass Angrisani morgen mit der Milloch abreise.
Band 04 (IV.), Seite 97r
2048
1803
3
14
Ein heiterer, kalter Tag. Den Vormittag beim Grafen, bei der Uhrmacherin wegen Spitzen für Therese, erhielt aber keine. Therese hatte Probe von „Don Juan“. Mittags speiste ich bei Brandl, Therese bei Hitzinger, weil die Sepherl ausrieb. Bei Brandl kam ich mit der Lienhart zusammen, welche mir sagte, dass die Stickereien für Therese heute vollendet würden; wenn es ihr nur Freude macht ! Nach Mittag war ich bei Roggendorf; erhielt das Tamburin für Klobuschitzky. Therese war mit Goldmann bei der Roose, musste aber wegen Kofschmerzen nach Haus und sich legen. Am Abend war ich im Burgtheater „Barbier von Sevilien (?)“, 4 Akte, von Jünger. Roose spielte den Figaro, Lippert den Grafen Almaviva, Bartolo Krüger, Rosine Weissenthurn; etwas langwieilig. Vor dem Theater sprach ich mit Pfersmann und Treitschke, mit letzterem sehr viel über Oper, Aufführung, Ökonomie etc. Im 3. Stock fand ich Baranyay, mit welchem ich plauderte. Nach dem Theater nach Haus. Die Roose erzählte Therese, dass die Bulla mit ihrer Tochter am Donnerstag wieder in Elise Valberg spielt, dass beide, Koberwein und sie durch ihre Verbindung kein Glück machen und dass ihr Engagement in Stuttgart Wind sei.
Band 04 (IV.), Seite 97r
2049
1803
3
15
Ein trüber Tag. Die teure Frau brachte heute des Grafen Perlen erst, die ich gestern mit Sehnsucht erwartete. Darum ersuchte ich Therese, welche sie schon um 7 h in ihrer Wohnung aufsuchte. Ich schrieb der Csekonics, schloss ihre Bittschrift im Konzept und für die Pepi einen Theaterkalender bei. Das Tamburin übergab ich, Klobuschitzky bat mich, ihm ein Futteral machen zu lassen; ich gab es zum Sattler und bestellte selbes. Den Vormittag beim Grafen, bei Scheiger, wo ich den Ring mit meinen Haaren und Namen für Therese besorgte, bei Beridez und Kárner. Im Nachhause gehen traf ich den Prediger Cleynmann, welchen ich morgen zum Speisen lud. Therese hatte Probe von „Don Juan“, nachher besuchte uns Ascher und ihre Schwester, welche versicherte, dass sie in 14 Tagen abreist, und zwar nach Hamburg. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Hercules“, italienische Oper. Um 5 h ging Therese zur Beridez, wo heute der gestrige Geburtstag der kleinen Rosi gefeiert wird. Um 7 h kam auch ich hin und fand da Braunecker, Kárner, Kühnel, sie, Bittner, St. Joany (?), sie und Kerner. Vorher war ich einen Akt im Burgtheater „Toller Tag“, der Goldmann ihr Arsch Parade (?). Bei Beridez wurde Brüller (?) und ½ 12 gespielt, nachher etwas soupiert. Um 10 h waren wir zu Hause.
Band 04 (IV.), Seite 97v
2050
1803
3
16
Den Vormittag beim Grafen und Kárner. Therese lud früh den Eckhart selbst zum Speisen ein, war unser Gast. Nach Mittag probierten Watzal, Kepp (?), Therese, die Rosalie und Baron Grecht das Finale vom 1. Akt „Tage der Gefahr“; es ging wenig zusammen. Eckhart und ich gingen in die Porzellanfabrik, begegneten Rösner, welchen ich ihnen schickte und der ganz vortrefflich uns half. In der Fabrik bestellte ich für Beridez und Eckhart Schalen. Für Goldmann kaufte ich im Hereingehen einen eleganten Fächer. Um 7 h fuhren wir zum Schouppe in die Musik. Sie war brillant und die Gesellschaft zahlreich. Die Zoys sang mit ihrer Tochter ein Duo. Das Finale von „Armand“ ging besser als ich es erwartete. Die Töpfer war mit uns.
Band 04 (IV.), Seite 97v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).