Feuchte Kälte. Agnesens Namenstag. Früh zum Grafen, zu Kárner, mittags allein. Nach Mittag allein, abends nahm ich Kerner mit ins Marinellische Theater „Der ungleiche Diener“, Farce in 3 Akten. Reisinger, der Kasperl von der Brünner Hütte, tritt auf, als Jackerl. Gefiel gar nicht, wurde mit Mühe vom September (?) hervorgerufen. Er spielte sehr trivial und hat ein sehr widriges Organ. Mit Schmirer und den Brandlischen kam ich zusammen. Die Schwester des Zoller sagte mir im Parterre, dass Marinelli heute sehr schlecht und Sonntag mit dem Heiligsten versehen wird. Sivers (?) wird Vormund. Strack klagte mir, dass seine Frau vor ein paar Tagen erst 20, und Carl erst 19 Jahre alt sei. Sie fürchten, das Zwangvolle des Vormunds zu fühlen. Kárner und ich soupierten nach dem Theater im Fischhof. Therese war den Abend allein.
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Schlittenfahrt vom Károlyi, 16 Schlitten. Früh zum Grafen, dann mit Beridez Therese in ihr neues Quartier, Zoller Haus, und nachher in den Prater. Mit Kárner ging ich auf den Burgplatz und Graben, die Schlittenfahrt zu sehen. Moreau speiste mit uns. Wir hielten Rechnung über die Auflage des „Hoftanzmeisters Mereau“, ich zahlte ihm die Hälfte mit 18 fl. 40 x. Nach Tisch zu Haus, abends mit Kárner ins Theater in der Josephstadt „Das Mündel“ von Iffland, zum Besten der Mad. Hain. Es war grimmig kalt, und schlecht. Wir konnten es nur 3 Akte aushalten, fuhren in die Stadt und soupierten beim Lothringer. Therese beschäftigte sich mit dem Stricken der Weste.
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3. Redoute. Früh zum Grafen, in die Theaterkanzlei, zu Kárner. Wir fuhren in die Leopoldstadt, Pferde ansehen, dann in den Prater. Therese und ich speisten allein. Therese ging nach Tische zum Hitzinger, wo die Lenerl von Hütteldorf war. Ich ging zu Barany und fuhr mit Kárner ins Theater an der Wien „Reise in die Steiermark“, Lustspiel in 5 Akten von Schikaneder, sehr langweilig. Nach 10 h in die Redoute. Ich unterhielt mich recht gut. Wir soupierten, fanden viele Bekannte und waren recht munter. Mit Stegmayer machte ich auch meinen Jux; er lud mich auf morgen zum Speisen ein. Um 4 h kam ich erst nach Haus. Therese hatte die Jeanette Schmirer und Kiepach zur Gesellschaft, schlief wenig und war immer voll Angst.
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Bis 11 h blieb ich im Bett. Ein Dienstmädl brachte einen Brief von der Csekonicsund klagte uns, dass sie Braut und durch Pölt am Heiraten gehindert sei. Mittags speiste ich mit Abbé Vogler (?), Baron Fier (?), Maisano (?), Scholz und Babette bei Stegmayer, unterhielt mich sehr angenehm und blieb bis ½ 6 h. Mit Kárner fuhr ich ins Theater an der Wien „Spiegel von Arkadien“, Mendl Gastrolle als Balamo. Er gefiel wenig, wurde vorgerufen und dankte in gewöhnlichen Ausdrücken. Nach dem Theater ins Bett.
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Den ganzen Tag Schnee. Beim Grafen und Kárner, mittags allein. Nach Mittag und abends immer zu Haus, unterhielt mich mit Arbeiten. Die Goldmann und Kiepach waren am Abend da. Meiner Mutter schickte ich heute 2 Schinken und Speck. Gestern frühstückte die Lenerl von Hütteldorf bei uns. Therese schenkte ihr ein schönes weißes Umhängtuch, welches wir in Eisenstadt kauften. Heute kaufte ich Deutsche, Ländler und Menuetts für Dietrichstein nach Brünn. Um 9 h ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).