Früh zum Grafen, zu Woller, dann zu Kárner; hier kam ich mit Stessel zusammen. Er engagierte mich zum Speisen und gab mir 2 Bouteillen Champagner. Wir aßen bei Jahn, nach Tische führte ich ihn ins Gusshaus, zeigte ihm Josephs Statue, die eingemauerte Form des Pferdes, aus der das Wachs schon geflossen und das Ganze ausgebrannt ist. Erklärte ihm das Verfahren, so gut ich konnte, um ihm einigen Begriff zu geben. Abends hatte ich mit Kárner das Rendezvous zum Taroni, um mit ihm ins Theater an der Wien „Bernhardsberg“ zu fahren. Ich kam zu spät, und um ihn nicht zu beleidigen, fasste ich den Entschluss, per pedes dahin zu gelangen. Ich fand den fatalen Kerner, wir fuhren zu dritt in die Stadt. Therese war den Vormittag bei den Fenger (?), unterhielt sich mit der Saphta (?), spielte bei Hitzinger, blieb den Nachmittag da und besuchte die Jeanette. Kiepach begleitete sie. Kalt und Schnee.
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Strenge Kälte und Schnee. Früh zum Grafen, um 12 h zu Kárner. Wir plauderten von Burgerths Tollkühnheit, Finanzen etc. Mit uns speiste Eckhart, der uns erzählte, dass der Eisenkohl ihre Apotheke verkauft und Lotte den Aussatz hat. Nach Mittag arbeitete ich bis 6 h, dann ins Kärntnertor-Theater, aufgewärmt „Herbsttag“ von Iffland, Schauspiel in 5 Akten, mit einer neuen Jagdmusik von Méhul, die ganz missfiel. Ich war im 3. Stock und kam mit Cleynmann und Baron Rosenfels (?) zu sitzen. Mlle. Johanna Stengel (?) machte als jüngere Tochter einen Versuch, der sehr unglücklich ausfiel. Sie ist gar nicht verständlich; überhaupt fiel das Stück ganz durch. Nur Kochs Spiel als Lizentiat, Roose als Peter und sie als Marie waren einiger Ersatz für das Opfer, in der Kälte zu sitzen. Am Ende wusste keiner seine Rolle mehr, und der Souffleur musste sogar deklamieren. Therese half auf Ersuchen des Barons im Burgtheater aus, „Dorfbarbier“, dann Terzett von Gioja mit Casentini.
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1988
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Strenge Kälte und Schnee. Früh zum Grafen, dann zu Kárner. Mittags speiste ich mit ihm und Stessel im Jahnischen Saal. Therese war beim Fenger, lernte mit der Saphta und war abends bei der Schmirer. Ich ging mit Kárner ins Burgtheater „ Hamlet“, Klingmann spielte ihn. Mit Baranyay kam ich im 3. Stock zusammen. Es war sehr kalt. Nach dem Theater ins Bett.
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1989
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Schnee und strenge Kälte. Den Vormittag wie gewöhnlich. Um 12 h zu Kárner, mit ihm fuhr ich in den Schulzischen Stadel und sah den für Koháry bestimmten Galawagen zu 13.000 fl. an. Mittags allein. Abends fuhr ich mit Kárner ins Theater an der Wien „Zauberflöte“, Mayer als Königin, Schikaneder als Papageno. Er sang ein Lied „Das Haus, das nicht mehr mir gehört, ist jetzt mein Freudenbecher; indess er an der Kasse Geld zählt, seh ich, dass hier nichts fehlt. Ich glaubt, in Nussdorf mein Bauch dünner wird, doch macht ich Rechnung ohne Wirt“, und dergleichen. Es wurde sehr mittelmäßig aufgenommen, war leer, die Vorstellung war eine der kältesten; nichts ging con amore zusammen.
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Den Vormittag zum Grafen und Kárner. Wie aßen allein. Nach Tische zum Kühnel. Wir machten ihm ein Geschenk mit der Loge im Kärntnertor-Theater „Essex“. Baranyay brachte ich Slivovitza und blieb auch den Abend. Therese unterhielt sich zu Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).