Sehr kalt. Den Vormittag beim Grafen und Kárner. Mittags war Eckhart unser Gast mit Agnes. Therese blieb zu Haus. Ich brachte dem Walther 2 Redoute-Billetts von der Goldmann und Gerlitz. Unser Billet gaben wir dem Kridl. Abends war ich eine Weile im Burgtheater „Epigramm“, dann wegen Kälte nach Haus.
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2002
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Die Kälte ist sehr streng. Früh zum Grafen und Kárner, mit dem ich auf dem Burgplatz die Schlittenfahrt ansehen wollte, welche wegen heftigem Schneien abgesagt wurde. Moreau speiste bei uns mit der Woller Lisett. Auf Kárners Veranlassung gab ich dem Kühnel, Frau und Beridez die Loge im Kärntnertor-Theater „Strelitzen“, Schauspiel in 5 Akten von Babo, Lizaks (?) 2. Debutrolle als Fedor Ossakow. Schon beim Auftreten eilte der Junge so hastig zu seiner Mutter, dass er ausglitschte und wie ein Klotz vor ihr niederfiel. Sein Spiel war weniger wert als jenes als Cinthio. Mühsam wurde er vorgerufen, hielt eine ermüdende Rede, in welcher er auch sagte: „Ihre Güte und Nachsicht macht 2 Menschen glücklich, mich und meinen würdigen Lehrer.“ Sprach von seinem Eifer, seiner Liebe zur Kunst etc. Den 1. Akt war ich im 3. Stock, dann in der Loge, wohin auch Kárner kam. Er engagierte mich, mit ins Casino zu gehen, fiat. Die Gesellschaft war sehr zahlreich und ziemlich gewählt. Wir soupierten mit Mainoni, Hofkriegsrats-Sekretär und jemand aus dem Reich. Munter und froh war unsere Unterhaltung, bis ½ 12 h, dann ins Bett. Therese las im Bett. Ein kleiner nachmittägiger Zwist wurde ausgesöhnt.
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2003
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Sterbetag des Carl E. v. Marinelli, Schauspielunternehmers; früh um 6 h verschied er an der Wassersucht, sein Alter [... ?, Angabe fehlt] Jahre. Seine Kinder, Josepha Strack, 20, Carl 19 und Franz, 11 Jahre, verlieren einen guten Vater, seine Gesellschaft einen würdigen Direktor, die Menschheit ihren wahren Freund. Früh zum Grafen und Karner, Jean war unser Gast. Nach Mittag führte ich Therese im Schlitten ins Rote Haus, Kiepach und Jeanette Schmirer fuhren mit. Ich sah für Kárner einen Wagen an. Jeanette erzählte, dass morgen abends 6 h die Leiche des Marinelli in der Kirche und dieserwegen das Theater geschlossen werde. Das Theater soll auf 13 Jahre in Pacht gegeben werden. Abends war ich bei Kárner, dann in der Generalprobe von „Hercules in Lydien“, Oper in 2 Akten von Gamerra, Musik von Simon Mayr. Viel Spektakel, wird aber doch kein Glück machen. Ich fror ganz jämmerlich. In der Probe war Neumann, Stegmayer, Roose, sie, zuletzt auch Krüger; mit diesen soupierte ich im Bürgerspital. Stegmayer, Lissl, Maisano, Kirly (?), Pelikan etc. waren da. Um 11 h nach Haus. In der Nacht schneite es unaufhörlich.
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2004
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So großer Schnee, wie sich niemand in vielen Jahren erinnern kann; es schneit und weht den ganzen Tag. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Hercules in Lydien“, Oper von Mayr. Für den Grafen, Kárner und mich holte ich gesperrte Sitze. Mit Kárner fuhr ich ins Rote Haus, den Batard anzusehen, dann zum Speisen. Moreau war unser Gast. Nach Mittag zu Haus. Abends mit Kárner ins Kärntnertor-Theater. Es war nicht sehr voll, die Oper gefiel wenig. Braun verminderte das Spektakel, und um nichts lächerlich zu machen, so blieben Hirsch, Schwein und Adler weg. Mich unterhielt sie gar nicht. Therese blieb zu Haus. Begräbnistag des Marinelli, abends 6 h, das Theater bleibt geschlossen. Montags sind in der Johanneskirche die Exequien. Seine Gesellschaft wurde nicht belohnt. Das Theater wird auf 13 Jahre verpachtet. Außer LaRoche, dem alten Garderobier See und Hensler wurde niemand im Testament bedacht. Die Frau erhält mit den Kindern gleichen Teil, Regierungsrat Sivers ist Vormund. Carl und Franz bleiben bei der Mutter. Von Aschermittwoch an wird die Gesellschaft auf ein halbes Jahr aufgekündet.
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2005
1803
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Meine letzte Redoute für diesen Fasching. Kalt. Den Vormittag zum Grafen, zu Kárner. Mittags speiste ich mit Willmann allein, Therese speiste bei der Uhrmacherin, wo sie den Abend blieb. Nach Mittag zu Haus, abends fuhr ich mit Kárner ins Theater an der Wien, zum 2. Male „Typhon“, Oper in 2 Akten von Tuczek; missfiel. Nachher in die Redoute. Mit Kárner und Eckhart strich ich herum, plauderte mit Roggendorf und Palgrath (?). Meine Hämorrhoidalschmerzen mehren sich und machten, dass ich mich um 2 h schon empfahl.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).