Strenge Kälte, welche sich jeden Tag mehrt und so auch der Schnee. Meine Schmerzen mindern sich; heute aß ich zum ersten Mal etwas. Vor Mittag besuchte mich Lavotta, seine Frau, gegen 12 h Stessel, nahm Abschied und brachte mir für Therese den schönen Kalender „Malerische Reise durch Istrien und Dalmatien“; klagte über verschiedene Sachen. Nach Mittag kam Kárner, abends Kühnel, welcher sich beschwerte, dass Kárner ihm zur morgigen Reise nach Eisenstadt den Diener Hoffmann verweigerte, über Burgerths Dummheiten etc. In der Nacht warf ich Blut aus; eine schöne Bescherung. Therese wollte gleich den Eckhart holen lassen, welches ich aber verweigerte, da ich keinen hinlänglichen Grund einsah.
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Alle brachten die Nacht mit mir schlaflos zu. Früh kam Eckhart, ich stand auf. Unterhielt mich mit dem Kalender, der selbst Therese viel Freude schafft. Eckhart speiste mit uns. Bei Tisch kam wieder Blut. Nach Mittag befand ich mich ruhiger. In der Nacht schlief ich einige Stunden. Heute besuchten uns die Bohdanowicz Chaton und Pepi.
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Eckhart verordnete mir, spazieren zu fahren. Um 12 h fuhren Therese, Nina, Moreau und ich in einem Schlitten in den Prater bis zum Wasser. Es war ein heiterer, aber sehr kalter Tag. Mittags und abends waren wir allein. Salieri, Stessel und Kárner besuchten uns.
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Mittags fuhren die Lavotta, ihr Knabe, Therese, Nina und ich bis zum Wasser im Prater spazieren. Ich befinde mich besser, die Fahrt behagte mir. Willmann war unser Gast. Nach Mittag kamen einige Besuche. Therese schrieb meiner Mutter, dankte für Fleisch und Speck; dann an Braun, welcher 3 Redoute-Billetts schickte. Unseres hatte die Kohl, 2 gaben wir dem Gridl, 1 der Lavotta. Abends waren mein liebes Weib und ich ganz allein. Therese strickte an Kárners Weste, ich las, saß und schlief auch mitunter.
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Strenge Kälte. Eckhart verordnete mir heute meinen ersten Ausgang, meine liebe Therese begleitete mich. Wir gingen über den Josephsplatz, Burgbastei, beim Albert herab und nach Haus. Chaton und Pepi Bohdanowicz waren unsere Gäste. Sie erzählten mir, dass sie gestern bei der Kaiserin ein Pfeif- und Geissbock-Konzert hatten. Therese schenkte der Pepi das gelb dünntuchene (?) Kleid. Um 4 h besuchte mich Strack. Die schon lang erwartete gedruckte Leinwand kam heute an. Therese und ich gingen aus, um Barchent zu kaufen, zu einem Schlafrock für mich. Strack begleitete uns ein Stück. Kárner und Ernst besuchten uns heute; ersteren lud ich auf morgen zum Speisen ein. Gegen Abend kamen Moreau und die Goldmann. Ich persuadierte Therese, ins Kärntnertor-Theater zu gehen; die Rösner spielt anstatt der Saal im „Fassbinder“. Sie gingen alle drei zusammen, die Goldmann kam mit Therese zurück und blieb bis ½ 12 h. Sie sagten mir, es wäre alles gut abgelaufen und Neumann habe sicher gespielt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).