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Anzeige von 2036 - 2040 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2036 1803 3 2 Regen und Schnee, Wetter zum Umbringen. Im Kärntnertor-Theater zum ersten Mal die „Hussiten vor Naumburg im Jahr 1432 “, Schauspiel in 5 Akten von Kotzebue, mit Musik zu den Chören und Zwischenakten vom Vater Salieri. Um 9 h ging ich in die Kassa wegen Billetts für Kárner, mich und Kühnel. kaufte auch gleich um 7 x die Chöre. Dann zum Grafen, er war sehr galant und gab mir 2 Billets zum Karussell. Ich kopierte ihm den Brief, welchen der Kaiser mit 1000 fl. dem Grafen Trauttmannsdorff schickte und die Handlung, die morgige Einnahme zum Wohl der leidenden Menschheit zu widmen, mit Zufriedenheit aufnahm. Er setzte noch hinzu, dass es ihn freut, wenn der junge Adel sich mit solchen Unterhaltungen beschäftigt. Später zu Roggendorf und Kárner, welchem ich sein Billett gab. Vor Mittag probierte Therese mit Schouppe. Die „Hussiten" rührten alle Zuhörer zu Tränen. Brockmann als Viertelmeister Wolf, die Roose als seine Frau, Koch als Bürgermeister und Ziegler als Procop, Heerführer der Hussiten strengten sich an, um den Triumph der Kunst zu erringen. Das Stück wurde mit außerordentlichem Beifall aufgenommen. Von der Wirkung der schönen Musik versprach ich mir ungleich mehr. Im Ganzen waren die Chöre zu schwach besetzt. Salieri dirigierte selbst. Band 04 (IV.), Seite 95v
2037 1803 3 3 Letzte Produktion des Karussels zum Besten der Armen. Schon vor 10 h gingen Therese und ich zur Reitschule. Neben uns waren die Cerutti (?), Bido (?), dann die Natorp und ihre Schwester, hinter uns die beiden Brüder Natorp, Baron Walterskirchen und Fürstin Lichnowsky. Um 12 h begann der Karrussell. Anstatt des vom Pferd erschlagenen Wilczek ritt Graf Hoyos und anstatt des kranken Schönborn Graf Tarouca. Es wurde viel gefehlt. Baron Bruder stürzte gleich beim 1. Marsch vom Pferde. Im Ganzen wurde sehr mittelmäßig geritten. Die neuen Figuren beim Kontratanz wollten nicht sehr gefallen. Um 2 h kamen wir nach Haus, Eckhart war unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, Therese ging zur Braunmüller, ich ins Kärntnertor-Theater „Fassbinder“ und das „Waldmädchen“ mit Viganò. Das Publikum und die Cavaliers hatten ihren Jux, bald klatschen, bald zischten sie. Die große Dreistigkeit der Viganò kann man nur ihrem Unverstand zumuten. Band 04 (IV.), Seite 96r
2038 1803 3 4 Den ganzen Tag Regen. Den Vormittag beim Grafen und Kárner. Mittags allein. Nach Mittag besuchte ich den kranken Kühnel. Für Therese bestellte ich 6 Paar Schuhe, 2 Paar weiße und 2 Paar graue Strümpfe, 1 Paar weiße und 1 Paar graue Handschuhe. Therese blieb den Abend bei der Beridez, ich ging ins Kärntnertor-Theater „Mann von Wort“, Schauspiel in 5 Akten von Iffland, Mlle. Bullas 3. Debutrolle als Julie. Lang als Archivar Lestang, Roose als Vetter spielten brav. Die Bulla gefiel allgemein, wurde verdient vorgerufen und sprach: „Verehrungswürdigste ! Ihre große Gnade und Güte schafft mir einen der schönsten Abende. Möchte doch mein schwaches Spiel nur einen Schatten der Erinnerung mir gewähren und ich wäre überglücklich.“ Im Nachhause gehen regnete und schneite es ganz fürchterlich. Band 04 (IV.), Seite 96r
2039 1803 3 5 Vor Mittag gefroren, nach Mittag kalt, Regen und Schnee. Früh zum Grafen, dann zu Kárner; da kam ich mit Fuchs aus Eisenstadt zusammen, welcher mich auf des Fürsten Ankunft um eine Kantate bat, die er in Musik setzen wollte. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich, ging zum Grafen Roggendorf, dann ins Kärntnertor-Theater „Epigramm“, Lustspiel in 4 Akten von Kotzebue, Mad. Bullas 3. Gastrolle als Rätin Waring. Die Rolle der Rätin ist unbedeutend und blieb es auch durch ihr Spiel. Sie gefiel wenig und das Publikum ließ die Kurtine ruhig fallen. Therese arbeitete zu Haus, abends war sie allein. Band 04 (IV.), Seite 96r
2040 1803 3 6 Neblig. Vor Mittag beim Grafen und Kárner, dann in die Theaterkanzlei, wo ich mit Nadastini auf den „Freimütigen“ von Kotzebue pränumerierte. Mittags speiste ich in Gesellschaft des Meisel beim Brandl. Nach Mittag kam Lienhart (?), sie sagte sie habe eben bereit eine Lieferung von Stickarbeiten ihrer Mädchen, um sie nach Laibach zu schicken, ich möchte sie ansehen. Es geschah und ich fand in manchen viel Geschmack und bestellte zu Theresens Geburtsfest eine Garnitur. Abends ins Burgtheater „Zweites Kapitel“ und „Waldmädchen“. Ich schlich auf den Plätzen herum. Therese speiste bei ihrer Mutter, machte nach Mittag Toilette und ging mit Töpfer zu Gillenberg (?) in Gesellschaft. Ich schlief schon, als sie kam. Band 04 (IV.), Seite 96r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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