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Anzeige von 2021 - 2025 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2021 1803 2 15 Ich schlief wenig. Vor Mittag arbeitete ich. Um 12 h kam der türkische Jude und brachte verschiedene Musselinwaren. Später ging ich mit Moreau in die k.k. Reitschule zur Karussell-Probe und blieb bis 2 h. Ich sah sie aufmarschieren, voraus 4 Trompeter, dann die 24 Ritter, 6 alt-, 6 neudeutsche, 6 Ungarn, 6 Polen, sah ihre Contra-Märsche und alle 24 Karussell Reiten. Den letzten Contra und ihren Abmarsch konnte ich nicht mehr abwarten. Es waren über 2000 Zuschauer. Auf der oberen Galerie sind 24 Fahnen aufgesteckt, 12 schwarz und gelb, 12 weiß und rot. Auf beiden Seiten sind Chöre von Musik. Die Polen haben Fähnlein, die übrigen Lanzen. Viele fehlten im Schießen, im Wurfspieß-Werfen warfen die meisten, und andere im Hauen und von der Erde Aufspringen. Ernst von Ödenburg, Eckhart und Moreau waren unsere Gäste. Ernst schickte uns einen Hasen, Kühnel brachte mir ¼ Kalbsseite von Eisenstadt, wovon wir den Nierenbraten verzehrten. Vor Mittag besuchte Therese die Woller und brachte ihr 3 Redoute-Billetts, nach Mittag war sie sehr fleißig an Kárners Weste. Abends kam die Goldmann, wir spielten eine Weile Préférence; ich schlief aus einigem Interesse ein. Nach 9 h trollten wir uns ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 92r
2022 1803 2 16 Vor Mittag mäßige Kälte, nach Mittag Tauwetter in hohem Grade. Um ½ 8 h fing ich zum Arbeiten an, später brachte mir Podgorschek meinen neuen Schlafrock. Die Kühnel besuchte uns vor Mittag, wir begleiteten sie nach Hause, gingen dann eine Stunde in der Stadt herum. Kaum waren wir zu Hause, erhielten wir eine seltene Visite, die Töpfer Babette. Seit Weihnachten hörten wir nichts von ihnen. Allein speisten wir. Nach Mittag waren Therese und ich eine Stunde auf der Bastei. Es taut so schnell auf, dass in einigen Straßen schon fließt und sehr kotig ist, wie wir dies in der Kärntnerstraße sahen. Dann kamen Strack, Stessel, Schmirer und Moreau, welcher mir die von Riedl unterfertigte Expensen-Spezifikation brachte. Heute vollendete Therese Kárners Weste, sie und ich sind froh. Abends waren wir allein. Ich schrieb und las den Abend; er verstrich, doch währte er lange. Band 04 (IV.), Seite 92v
2023 1803 2 17 Tauwetter. Früh ging ich zu Richard und Mayer zum Dietrichstein in die Kanzlei wegen Ansuchen des Regens Chori von St. Pölten. Heute ist das 1. Karussell-Reiten in der k.k. Reitschule, um 12 h mittags. Therese und ich speisten allein. Ich arbeitete und las den Tag und Abend. Kárner besuchte uns, Moreau und Salieri; der erstere erzählte uns vom Karussell. Die Hitzinger war da und lud Therese am Sonnabend zu sich zur Jause. Von Richard hörte ich, dass Graf Ferdinand Dietrichstein Protektor sei. Band 04 (IV.), Seite 92v
2024 1803 2 18 Tauwetter. Früh schickte mir der Graf Arbeiten, dann schrieb ich dem Giáy nach Paris um blaues und schwarzes Tuch. Eckhart war unser Gast. Nach Mittag ging ich ins Bureau, in welchem jetzt Pfabel (?) samt Familie wohnt. Er gab mir von der Bibliothek einige skandalöse Bücher und Journale. Am Abend waren die Goldmann und Kárner bei uns. Mit den Büchern hatten wir viel Spaß; die Goldmann nahm eines mit, wegen welchem sie viel ausstehen musste. Kárner versprach, mich morgen ins Karussell mitzunehmen. Der Tag und Abend verstrich unter Arbeiten und Scherzen recht angenehm. Band 04 (IV.), Seite 92v
2025 1803 2 19 Zweite Produktion des Karussels. Bis 10 h arbeitete ich, dann erwartete ich Kárner beim Portier. Wir erhielten auf der 2 Galerie einen ganz vortrefflichen Platz. Um 12 h erschien der Hof. Von beiden Seiten begannen die Chöre der Musik, 4 Trompeter zu Pferde, rot mit Silber gekleidet, bliesen zum Aufmarsch. Alle 24 Ritter, am linken Flügel die Polen, am rechten die Ungarn, in der Mitte die alt- und neudeutschen, marschierten en fronte gegen die Hofloge, salutierten, machten mehrere recht hübsche Schwenkungen, dann begann das Karussell in folgender Ordnung:Graf Trauttmannsdorff mit Baron Spiegel (altdeutsch)Graf Stadion mit Graf Chotek* (neudeutsch)Fürst Lubomirski mit Graf Walmoden (polnisch)Fürst Paul Esterházy mit Graf Franz Zichy* (ungarisch)Graf Schleyersberg* mit Baron Rechbach (neudeutsch)Graf Carl Clary mit Graf Starhemberg (altdeutsch)Graf Amadé mit Graf Schönborn* (ungarisch)Graf Alexandrovicz mit Graf Wojna (polnisch)Major Steininger mit Graf Moritz Clary (altdeutsch)Baron Busch* mit Graf Wilczek* (neudeutsch)Graf Callenberg* mit Monsieur Talleyrand (polnisch)Graf Franz Pálffy mit Baron Bruder* (ungarisch)Alle, die Sternchen haben, fehlten einen Kopf. Nach dem Karussell führten sie einen sehr artigen Contre-Danse auf, der mich sehr unterhielt und ohne Fehler gemacht wurde. Die Altdeutschen hatten gelblederne Beinkleider und Colletts, blaue dunkle Mäntel breit mit Silber gestickt, aufgestülpte spanische Hüte mit weißen Schwungfedern. Ihre Pferde hatten große blaue Decken mit Silber bordiert und Quasten; die Neudeutschen weiße Beinkleider und Colletts, hellrote Mäntel und Puffen mit Silber bestickt, Hüte wie die ersten, mit silbernen Reifen. Ihre Pferde hatten rote Decken mit Silber, an den Ecken die Wappen Österreichs; jeder hatte eine Schärpe, gestickt von der Farbe seiner Dame. Die Polen waren franzblau mit Silber, wie die Ulanen gekleidet, hatten Fähnlein von rot und weißem Taffet mit Spießen. Die Ungarn waren franzblau mit Gold, mit Pelzen und Tigerhäuten um die Schultern, hatten einen schwarzen Kalpak mit weißen Reihern, und rote Säbeltaschen. Auf ihren Pferden waren scharlachene Schabracken mit Gold bordiert, an jeder Ecke eine goldene Sonne. Am elegantesten waren die Neudeutschen, am prächtigsten die Ungarn, denn diese hatten alles echt, die anderen nur leonisch. Die Reitschule war artig verziert und außerordentlich voll. Die Hofloge hatte rote Tapeten und Vorhang von rotem Sammet mit Gold. Rechts und links saßen auf weißen Bänken die 24 Ritter-Damen, welche den Alt- und Neudeutschen die Schärpen, den Polen und Ungarn die Armbänder gaben; sie hatten grüne Draperien und Überwurf von rotem Sammet mit Gold. Die erste Galerie war mit roten Tapeten behangen und hatte 3 Reihen Sitze. Am Plafond der 2. Galerie hingen Girlanden. Oben und unten waren auf dem Platz, dann an den Wänden Türkenköpfe, in der Mitte der Reitschule aber Mohrenköpfe aufgesteckt, auf welche sie schossen und mit dem Wurfspieß warfen. Die 2. Galerie war mit 24 Fahnen garniert, 12 weiß und rot, 12 gelb und schwarz. Die Alt- und Neudeutschen hatten vergoldete und versilberte Lanzen, um den Kopf an der Wand zu spießen. Das Ganze gewährte einen schönen Anblick und war ein glänzendes Schauspiel. Die zweite Aufführung fiel ungleich besser aus als die erste, in welcher sich Graf Starhemberg im Fehlen auszeichnete. Das Karussell dauerte von 12 bis 2 h. Therese und ich speisten allein. Von dem Stehen durch 4 Stunden war ich sehr müde. Um 4 h holte uns Nani ab. Wir fuhren zusammen zu Quarin, der große Tafel hatte, wo auch Salieri und ein italienischer Abbate speisten. Der Abbate produzierte sich mit einem ziemlich angenehmen Zimmer-Tenor, sang einige Arien, mit Therese das Duett von Crescentini aus „Romeo und Julia“ von Zingarelli, „Cielo, etc“. Quarin beglückte uns mit einem Fasan und 2 Pfund Stracchin und entließ uns um ½ 7 h. Therese und Nina fuhren zur Hitzinger auf eine Jause, ich trollte mich nach Hause und machte die Weste und Theresens Bild für Kárner zusammen, las, dachte, war aber wegen Müdigkeit zu nichts disponiert. Den Abend war ich allein. Nach 9 h kam Therese, brachte 2 Ellen Spitzen mit, die sie sich kaufte und ihr Freude machten. Wir legten uns gleich ins Bett und ich schlief recht gut. Band 04 (IV.), Seite 93r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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