Meine Lage wie gestern, Piquenique bei Friess, unternommen von Fischer (?) und Moreau. Vor Mittag kamen die Kühnel mit Louis. Therese ging mit ihnen zur Lavotta Blumen kaufen. Nina hatte goldene Haube, ich bestellte eine für Therese. Moreau speiste mit Therese und borgte eine Menge von uns. Weil Therese die vorige Nacht wachte, schlief sie nach Tische, indessen kam Rosalie und brachte Therese die goldene Haube. Ich war darüber so erfreut, dass ich Therese erzählte, sie mit auf’s Piquenique zu nehmen. Sie kam auch wirklich schon frisiert. Später erschien die Hitzinger, welcher Therese ein Bouquet schenkte und sie stärkte. Kárner besuchte mich, dann fuhren sie vor 9 h auf den Ball, die Goldmann auch mit. Therese sah in ihrer goldenen Haube charmant aus. Sie blieben bis 4 h früh, unterhielten sich wenig. Beim Fortgehen bekamen sie nichts Warmes. Im Ganzen war wenig und sehr mittelmäßige Bedienung. E kostete etwas viel, denn außer für Therese, einen Teil für mich musste auch für Goldmann und Gerlitz gezahlt werden.
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Unter dauernden Schmerzen im Bett. Therese speiste allein, ich konnte nichts essen. In der Nacht wurde unser Hausherr Schmirer von einem heftigen Nervenfieber überfallen; gestern war er noch bei der Personalsteuer-Konskription. zu welcher Therese auch geladen war. Im Haus war den ganzen Tag Lärm. In der Nacht wütete Schmirer so, dass ihn 4 Mann nicht halten konnten. Nanett kam bleich und bestürzt herab und verlangte eine Leibschüssel. Die ganze Nacht brachte ich schlaflos zu.
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Sterbetag unseres Hausherrn Franz Schmirer. Um 3 h kam die Therese und bat um ein Kreuz. Vernunftlos verschied er um 4 h im 43. Jahr. Seine Freundin Johanna Benkó geb. Wappler ist kraft Testament Haupterbin. Dieser Tod kann auch für uns Folgen haben. Den ganzen Tag lag ich in Schmerzen; überall wurde um Egel herumgeschickt, Lavotta trieb welche auf, machte einen Versuch, er misslang. Eckhart kam mit frischen Egeln nochmals, die bissen an und so sogen 6 sich voll. Weit weniger schmerzte mich der Biss derselben, als dass ich von 5 bis 9 h unbeweglich auf einer Seite liegen musste. in der Nacht schlief ich nichts, es bluteten die Wunden in den Schwamm unaufhörlich und mein Schmerz war ohne Aussetzen. Kárner, die Uhrmacherin, Werlen und Goldmann besuchten mich. Eckhart besuchte mich täglich zweimal.
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Ich befinde mich etwas besser. Früh kamen Eckhart und Lavotta, später seine Frau, Kárner und andere Besuche. Therese schlief die Nächte nichts, die Gute war sehr um mich besorgt, und jeder Atemzug, jeder leise Seufzer, den mir meine dauernden Schmerzen entlockten, machte sie gleich wach. Wie kann ich ihr so viel Liebe und zarte Sorgfalt lohnen ! Klimbke besuchte mich und ging dann ins Kärntnertor-Theater. Neumann besuchte mich und sagte, dass er wegen der Rolle im „Fassbinder“ mit Braun sehr harcelierte.
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Heute Nacht schlief ich etwas. Klimbke schickte mir gestern das „Zweite Kapitel“ in einem Akt, übersetzt von Treitschke, mit Musik von Solié. Nur die Müller und Neumann sind darin. Dann „Deutsche Treue“, Lustspiel in einem Akt, von der Weissenthurn. Beide las ich, keines unterhielt mich. Stessel besuchte mich, war lange da. Eckhart speiste mit Therese. Therese sang im Burgtheater in „Achille“, sie soll recht artig gesungen haben. Abends besuchten mich Kárner, Jean und Vinzenz Brandl. Therese schenkte der Sepherl neue Leinwand auf ein Hemd.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).