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Anzeige von 2051 - 2055 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2051 1803 3 17 Ein kalter, trüber Tag. Den Vormittag beim Grafen und Kárner. Ich schrieb an selben früh ein Billett wegen Aufnahme des Bassettisten Mayer und schickte den Mayer mit selbem zu Kárner und Fuchs. Er wurde überall gut aufgenommen; Fuchs lud ihn ein, bei ihm künftige Woche ein Quartett zu spielen. Therese hatte Generalprobe, die ich einen Augenblick besuchte. Mittags allein, nach Mittag fuhr ich mit Kárner ins Rote Haus, seine neuen Rappen zu sehen. Dann ins Burgtheater Elise Valberg, Mad. Bullas letzte Gastrolle als Fürstin, ihre Tochter spielte als schon engagiert. Wir blieben bis zum Anfang, dann begaben wir uns ins Kärntnertor-Theater, zum 1. Mal „Trau dem Schein nicht“, Farce in 1 Akt mit Brocchi (?), der sehr gefiel; dann neuer Pas de deux von Giulio Viganò. Da blieb ich bis zum Ende, dann wieder ins Burgtheater, kam noch zum 5. Akt. Die Mutter wurde vorgerufen, ließ warten, erschien, bat des Wartens wegen um Vergebung, sprach dann weiter: „Verehrungswürdige ! Wenn ich die Gnade gehabt hätte, hier länger zu verweilen, vielleicht würde es mir geglückt haben, mich Ihres Wohlwollens, Ihres Beifalls würdig zu machen. So aber scheide ich, und lasse Ihnen, Gnädige, Verehrungswürdige, das zurück, was mir durch 18 Jahre das Teuerste war“ (hier wischte sie sich Tränen aus dem Gesicht); „schenken Sie ihr Ihre Huld und Gnade“. Therese war den Abend zu Hause und beschäftigte sich mit den Arrangements für den „Don Juan“. Band 04 (IV.), Seite 97v
2052 1803 3 18 Seit dem 1. November 1799 wieder zum 1. Mal „Don Juan", Oper in 4 Akten vom Mozart. Den Vormittag beim Grafen und zu Beridez, welcher ich eine Loge ins Kärntnertor-Theater brachte. Eckhart und Moreau speisten mit uns. Ich schrieb an der Kantate für Fuchs. Nach Mittag kamen Gulyás (?) und Kühnel gratulieren, erstere brachte mir Blumen. Später ging ich zu Brandl, dann ins Kärntnertor-Theater zu „Don Juan“. Es war eine angenehme, wirklich einer Hofbühne würdige Vorstellung. Therese sang schön und erhielt großen Beifall. Anfangs war ich im Parterre, dann bei Beridez in der Loge und auf dem Theater. Band 04 (IV.), Seite 97v
2053 1803 3 19 Therese ließ mir die 9 weißen Tücheln mit Randeln ans Bett legen. Nina brachte mir Blumen, ich war aber nicht zu Haus. Mit Therese ging ich zum Quarin und zur Kühnel gratulieren. Beim Grafen war ich bis 11 h. Um 12 h holten uns Neumann und Stegmayer mit ihren Frauen ab. Wir gingen in die Leopoldstadt zu den Sieben Kurfürsten speisen. Da waren nebst den Obigen und uns 2 noch Kiepach, Pelikan, Perinet mit der Sommer, Klos (?), und der Schauspieler Schrott (?), jetzt nach Brünn engagiert. Wir unterhielten uns sehr gut, waren munter und saßen bis nach 6 h. Perinet machte ein Gelegenheitsgedicht auf die ganze Gesellschaft, wurde aber betrunken und so konnte er es nicht enden. Von ihm ein Lied vom Jahre II (?) gesungen, welches einem Bürger Ehre machen würde. Therese ging mit Kiepach, der sehr benebelt war, in die Stadt, dann zu Kühnel in Gesellschaft. Ich fuhr mit Perinet, Sommer, der Neumann und Stegmayer ins Theater an der Wien, zum ersten Mal „Die Entlarvten", Oper in 2 Aufzügen von Schikaneder, Musik von Fischer, als Fortsetzung der „Waldmänner“. Ein elendes Machwerk und missfiel ganz. Ich fand die Walther mit Lienhart (?), welche mir Platz machten, dann kam Baranyay, dem ich aus Höflichkeit Platz überlassen musste. Ich stand die ganze Oper. Nach selber holte ich Therese bei Kühnel ab und um ½ 11 h taten wir nach Haus. Zu Kühnel schickte ich 2 Bouteillen Champagner. Band 04 (IV.), Seite 98r
2054 1803 3 20 Ein heiterer Tag. Früh zum Grafen und Kárner, dann mit Scheiger, welchen ich abholte, in die Alstergasse zum Adler speisen. Wir aßen gut; nach Tische schlichen wir nach Hernals. Es war so voll, so ein großes Gedränge, wie in einer recht vollen Redoute. Wir blieben bis 4 h, dann gingen wir ins Lerchenfeld, jausneten in der Josephstadt. Scheiger ging in die Stadt, da seine Frau ihn begegnete und ihn nach Hause weiste. Ich begab mich ins Josephstädter Theater „Turnier im Kalmückenland“, nach „Prinz Schnudi und Evakathel“. Frankstein und Frau, Kommissar Schmidt und ein Anbeter der Saal gesellten sich zu mir. Es war eine Schaustellung, die das Schlechte an Schlechtigkeit selbst übertraf. Das Publikum machte durch Lachen, Zischen, Klatschen und Parodieren des Feldherrn Schnackerl mehr Lärm als die Schauspieler. Mlle. Sternfeld (?) als Prinz Schnudi war hochschwanger. Auf den Orchesterstimmen stand „Der Kopf ohne Mann“ von Perinet, und doch war am Anschlagzettel eine ganz neue Musik vom Perk (?) Ich habe nie, weder vom Publikum noch von Schauspielern, so einen Skandal erlebt. Am Ende wurde der Direktor vorgerufen. Mayer als Prinz Schnudi erschien, wollte sich entschuldigen, aber das Lachen und Zischen wurde immer ärger; man ließ ihn nicht zu Wort kommen. Nun wurde Mayer grimmig toll und sehr vom Zorn begeistert: „Ah, wenn’s so ist, hab ich nichts mehr zu sagen“, (persiflierend) „ich empfehle mich Ihrer Gnade und (grimmig) „morgen ist die nämliche Oper !“ Jedes ausländische Publikum würde diese Sottise von einem so skandalösen Direktor schwer gerügt haben. Nach 8 h war das Prachtstück geendigt. Wir soupierten gleich im Gasthaus im Theater und plauderten bis 11 h. Therese speiste bei ihrer Mutter, ging nach Mittag nach Haus und abends mit Rosalie zu Gillenberg. Band 04 (IV.), Seite 98r
2055 1803 3 21 Ein schöner Frühlingstag. Den Vormittag beim Grafen, bei Roggendorf, wo ich in einem Stammbuch folgenden prächtigen Gedanken fand: „Der Hirsch, das edle Tier, kriegt jährlich neue G'weih; mein Mann, der edler ist, bekömmt sie täglich neu.“ Dann zu Kárner, Joseph Kröss war unser Gast. Mit dem Schlag ½ 5 h gingen Therese, ich, Kiepach und Kröss bei der Burg auf die Bastei. Beim Stubentor schied ich von Therese, sie ging zurück, um Toilette zum „Don Juan“ im Kärntnertor-Theater zu machen. Kröss und ich gingen zum Roten Turm hinaus, an der Donau zur neuen Brücke durch den Prater ins Marinellische Theater, Baumanns Einnahme „Unruhige Nachbarschaft“, Oper in 3 Akten von Hensler und Müller. Baumann spielte sehr brav; das Quodlibet vom Schuster gefiel mir. Ich fand Kárner, die Brandl, Lienhart (?) und Rottensteiner. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 98v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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