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Anzeige von 2066 - 2070 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2066 1803 4 1 Mit den herzlichsten Glückwünschen erwachte ich für Therese. Sie freute sich über meine Geschenke, die in meinen Augen doppelten Wert erhielten. Die Garnitur, Kopftüchl, Chemisl, und Ärmel von Petinet-Dünntuch (?), 2 Paar weiße und ebensoviele graue Strümpfe, 1 Paar weißseidene und 1 Paar grauseidene Handschuhe, verschiedene Bänder, 6 Paar Schuhe und ein Ring mit meinen Haaren und Namen. Ich zog mich in Gala an, das schwarze Kleid samt weißem Gilet vom Grafen, und ging zu ihm. Um 10 h promenierten Ringer, Pölt, Stocklass und ich auf dem Tandelmarkt. Therese war in Mayseders Konzertprobe. Mittags speisten Ringer, Pölt, Eckhart und Brandl bei uns. Mit Champagner tranken wir Therese Gesundheit. Alle außer Eckhart fuhren wir nach Tisch in den Prater. Es war ein göttlich schöner Tag; wir sahen die Camera obscura an und tranken Kaffee. Weil Therese den jungen Schouppe zum Strecken (?) ersuchte, so fuhr sie allein nach 4 h nach Haus, machte Toilette und fuhr um 7 h mit der Benkó Nanette zum Jahn in Mayseders (oder Schuppanzighs) Konzert. Wir blieben bis 6 h beim Ziegler (Einsiedler), dann auch ins Konzert. Therese sang die Clarinett-Aria von Mozart aus „Clemenza di Tito". Nach dem Theater gingen Ringer, Pölt und ich in den Seitzer Keller, wo uns Brandl, Frau und Lienhart (?) erwarteten. Es wurden uns die Keller und die im 2. Stock gebaute ehemalige Kirche der Tempelherren gezeigt. Von da ging’s ins Kaffeehaus und um ½ 12 h ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 100v
2067 1803 4 2 Vor Mittag reiste der Graf ab. Ich ging zu Woller, welche krank lag, dann in die Theaterkanzlei. Heute wurde Graf Károlyi krank. Mittags speiste Geiger (?) bei uns, der sich auch Theresens Bild ausbat. Ich gab ihm den Aufsatz samt Gedicht, den ich am Dienstag abschrieb. Nach Mittag fuhr ich mit Kárner in den Prater, dann ging ich zu Brandl, gab ihnen Billetts zum Konzert des Hornisten Hradetzky beim Jahn. Holte bei Beridez den Kühnel ab, welchen ich auch hinführte. Therese nahm die Benkò Nanett, Goldmann und Gulyás mit. Außer Theresens Arie von Joseph Weigl, welche sie sehr schön sang, war das Konzert in hohem Grad mittelmäßig. Nach der Musik ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 100v
2068 1803 4 3 Früh schrieb ich die Arie mit Chören für Therese zur Kantate vom Fuchs, brachte sie ihm und besprach mich mit ihm wegen dem Takt und Tempo. Klimbke besuchte ich einen Augenblick in der Theaterkanzlei. Kühnel nahm ich in Cleynmanns Predigt mit. Er sprach von der Furcht vor dem Tod und Vorbereitung auf denselben. Wir speisten allein. Gleich nach Tische schickte man mir Erinnerungen und Ausstellungen über meine Institutsrechnung, so unrichtig und beleidigend; der Ausschuss prostituierte sich in hohem Grad. Ich setzte mich und beantwortete sie auf der Stelle. Ich rief Kühnel, las ihm meine derbe Beantwortung vor, die er ganz billigte. Um 8 h abends ging ich heute zum ersten Mal zu Gillenberg, Therese war mit Rosalie vorausgegangen. Sie sang die Arie „Su, Griselda“, Grecht akkompagnierte. Inzwischen wurden die Jahreszeiten in Quartetten gemacht. Band 04 (IV.), Seite 100v
2069 1803 4 4 Früh schrieb ich meine Beantwortung ab. Oboist Hüttel (?) frühstückte mit uns, dann nahmen wir ihn mit in die Porzellanfabrik. Im Rückfahren stieg ich beim Mayer ab, las ihm meine sehr trockene, beißende Beantwortung vor und übergab sie ihm zugleich. Mittags speisten wir allein, nach Mittag besuchte ich Kárner und fuhr mit ihm in den Prater zum Lusthaus. Abends ging ich in die Sozietäts-Akademie: Symphonie, Konzert vom Bär auf der Klarinette, dann eine neue Kantate vom Paër auf das Heilige Grab, worin Marchesi, Saal, Tochter und Simoni sangen; gefiel wenig. Therese war allein zu Haus. Mayer ließ mir auf morgen Sitzung ansagen. Band 04 (IV.), Seite 101r
2070 1803 4 5 Ein schöner Tag. Früh arbeitete ich zu Haus, ging zu Kárner, brachte ihm Obligationen von B[anc]o und Hofkammer, zu Fuchs, wo wir von der heutigen, sicher mangelhaften Aufführung von Beethovens Kantate „Christus am Ölberg" sprachen, weil Braun im Burgtheater mit beiden Orchestern „Die Schöpfung", zum Besten der Theaterarmen gibt. Dann in mein ehemaliges Bureau, um Schriften und dergleichen nachzusuchen, welche ich zur heutigen Sitzung brauchen dürfte. Mittags allein, nach Mittag besuchte uns die Umlauf Pepi, Goldmann und Schouppe. Um 5 h ging ich zu Mayer in die Sitzung, welche bis 8 h dauerte. Es gab zwischen mir und dem Sollizitator Rühl (?) als Revident mächtig Feuer. Es wurde viel debattiert, der Ausschuss schimpfte (?) sich selbst. Ich siegte, hatte ihnen derbe Wahrheiten gesagt, und das Resultat war, Mängel und Beantwortung zu vernichten. Ich ging noch zu Kárner, erzählte ihm das Geschehene. Wir sprachen von Károlyis Tod – er starb Montag Mittag ¾ 12 h im 35. Jahr an einer falschen Lungenentzündung – seinem Testament und der guten Versorgung seiner Leute. Steffinger (?) der Fatale, war auch da. Um ½ 10 h kam ich nach Hause und fand Therese schon schlafen; sie war wieder allein geblieben. Band 04 (IV.), Seite 101r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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