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Anzeige von 2071 - 2075 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2071 1803 4 6 Vormittags arbeitete ich, ging auf die Bastei, sah Alberts Stallungen, Reitschule und anderen Bau an. Besuchte Woller, den ich nicht fand, ging in die Theaterkanzlei und hörte, dass vor 2 Tagen der alte Kanzleidiener Martin am Schlage starb. Souffleur Geiger war unser Gast. Ich war bei Mayer, selber gab mir die 2000 fl. B[anc]o-Obligationen, um seine auszuwechseln. Nach Mittag besuchte ich Rühl in seiner Kanzlei beim Dr. Schlager, dann zu Kárner und mit diesem fuhr ich in den Prater zum Lusthaus. Beim Lusthaus sprach ich mit Willmann über Beethovens Akademie, der sie lobte, obwohl ich von allen das Gegenteil hörte. Um ½ 7 h kamen wir zurück. Ich kam mit Lienhart (?) zusammen, ging mit ihr über die Bastei, beim Schottentor herab, zur letzten Musik bei Schouppe. Tomasini spielte Quartette, Therese sang ein Rondo von Mozart „Deh, per questo istante etc.“ Eberl und Grecht spielten auf 2 Pianoforti eine Caprice von Eberl, die Scheidlinschen sangen ein Terzett mit ihrem Bruder, damit Punctum. Es war sehr voll und unruhig. Eberl erzählte mir, dass Beethoven in seiner gestrigen Akademie der berechtigten Erwartung des Publikums gar nicht entsprach, dass nichts eines großen Meisters vollkommen würdig war. Band 04 (IV.), Seite 101r
2072 1803 4 7 Gründonnerstag, ein angenehmer Frühlingstag. Früh arbeitete ich bis 9 h, besuchte Fuchs, welcher mir klagte, dass er morgen reist, und mit der Fürstin wegen dem Schuft Abbate Bevilaqua, weswegen sie die Kantate italienisch wollte, viel Verdruss hatte. Dann ins Bureau, wo ich Mayers Obligationen holte, um sie ihm zurückzugeben. Therese ging in die Kirche, zur Uhrmacherin, um mit ihr und der Annahme der kranken Tischler Reserl während der Kur zu reden. Therese speiste alleine. Ich erwartete den Sollizitator Rühl, um mich mit ihm wegen Austauschung der Mayerschen privaten gegen Obligationen vom B[anc]o, und möglicher Abänderung der Rechnung zu verabreden. Er kam und die Abänderung geschah nach meinem Vorschlage. Therese speiste bei der Muhme, ich ging zu Kárner, dann mit Ochs zum Lamm speisen. Nach Mittag arbeitete ich, dann schlich ich mit Fuchs und Brandl in einigen Kirchen herum. Abends ging ich zur Beridez, fand da Braunecker (?), welcher morgen in Geschäften nach Krakau reist, und brachte ihr das versprochene Kindbett-Porzellan. Nach Mittag war ich eine Weile bei Brandl. Therese unterhielt sich den Abend mit Nina und Rosalie bei den Baron Müllerschen. Band 04 (IV.), Seite 101v
2073 1803 4 8 Karfreitag. Heiter. Gestern erschien eine magistratische Verordnung, dass vom 9. täglich zweimal gespritzt werden soll; wenn es aber am 9. regnet, soll es an diesem nicht, sondern am folgenden Tag aufgespritzt werden. Von 6 bis 9 h arbeitete ich, machte auf morgen den Kassenschluss, brachte ihn dem Rühl und verabredeten uns, morgen zusammen zum Kuefstein zu gehen. Vom Fuchs, welcher heute nach Eisenstadt fuhr, beurlaubte ich mich. Später besuchte ich die evangelische Kirche; Wächter predigte vom Tode. Dann in die Theaterkanzlei, Klimbke lud ich auf morgen zum Speisen. In Kürze erzählte er mir, dass Mad. Müller und Tochter Lolo, welche wegen Händeln mit der Roose in puncto des Nachhausegehens zur Polizei gerufen, und erstere verurteilt wurde, der letzteren Abbitte zu tun; selbe es aber nicht leistete und auf 5 Stunden unter anderen Schuldigen ins Polizeihaus gesetzt wurde und abdankte. Braun nahm ihren Abschied an und entlässt sie nach eingeführtem Gebrauch in 6 Monaten. Sie soll schon samt Tochter für 2500 fl. und freier Wohnung vom Zitterbarth engagiert sein. Mändl (?) hat das Werk vollendet; nun bin ich an dem Ausgang neugierig. Nach Mittag besuchte ich Kárner und fuhr mit ihm zum Lusthaus. Therese suchte ich zu Hause, dann zu Brandl, wo ich nebst der Familie Walther, Frau und Lienhart (?) fand. Nach 9 h nach Haus. Therese war bis ½ 11 h bei ihrer Mutter. Band 04 (IV.), Seite 101v
2074 1803 4 9 Windig. Mit Rühl um 10 h zum Kuefstein, welchem die vollkommene Berichtigung des Kassenstandes und der Kassa gemeldet wurde; dann in die Kasse, wozu wir Mayer und Schönfeld riefen. Alles fand sich in wünschenswertester Ordnung und Richtigkeit. Therese fuhr vor Mittag wegen „Hugo Grotius“ zum Passy in die Fabrik. Mittags speisten Treitschke, Klimbke, Kridl und Wagner bei uns. Treitschke sagte, nach Ostern würde „Marie von Montalban“ von Winter einstudiert; Kotzebue schickte eine Posse in 5 Akten ein. Nach Mittag besuchte ich Kárner, der heute anhaltende Schmerzen in der Achsel hat, ging mit Therese, Rosalie und Schmirer in einigen Gassen herum, dann nach Haus. Die Uhrmacherin und Lenerl besuchten uns und jausneten von dem Schinken, den uns meine Mutter schickte. Therese blieb zu Hause, ich kam zu Lienhart (?) und um 9 h legte ich mich. Band 04 (IV.), Seite 101v
2075 1803 4 10 Ostersonntag. Therese ging ihrer Mutter gratulieren. Ich schrieb früh ein paar Stunden, nachher machten wir eine kleine Promenade; es ist heiter und weniger windig. Mit Turnau ging ich in die Theaterkanzlei, mit Nadastini zum Rahl, dann hielt ich mich auf dem Graben auf und plauderte mit Pfersmann und Mayer über den Abgang der Müller. Mittags speiste ich mit der Lienhart (?) beim Brandl. Nach 4 h ging ich zum Kárner und fuhr in seiner Equipage in Gesellschaft des Sailler (?) in den Prater. 3, auch 4 Reihen Wägen fuhren in die Allee und doch waren die Allee und Sitze bei den Kaffeehäusern ganz voll. Wir schlichen eine Stunde herum, dann wurde im Wagen und Schritt für Schritt in die Stadt [gefahren ?]. Bei Kárner blieb ich von 7 bis ½ 9 h, dann zu Gillenberg, wo heute die letzte Gesellschaft war. Ich plauderte mit Kilian (?), der Romano Fanny und Eichenfels (?). Wir blieben bis 10 h. Band 04 (IV.), Seite 102r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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