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Anzeige von 2061 - 2065 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2061 1803 3 27 Ein heiterer Tag, aber unerträglicher Staub. Nach 8 h ging ich zum Kuefstein, sprach lange und erklärte ihm alles. Er war sehr galant und versicherte mich, dass er den Ausschuss in ein paar Visiten wirklich für das erkannte, wie ich ihn ihm schilderte. Dann zum Grafen und in Cleynmanns Predigt. Um 12 h besuchte ich Kárner, fand da Reichenholl (?); um 1 h ging’s zum Essen. Tischlers Reserl, welche wir heute beim Eckhart hatten, speiste mit uns. Nach Mittag arbeitete ich, nach 4 h ließ mich Kárner zum Prater fahren bitten. Wir konnten vor Staub kein Fenster vom Wagen öffnen. Zweimal fuhren wir die Allee durch, tranken beim Charles Kaffee, dann nach Haus. Therese und Rosalie sangen, Grecht akkompagnierte, dann gingen sie zum Gillenberg. Ich zum Brandl, dem ich die Loge im Kärntnertor-Theater gab. „Strelitzen“, Lizaks 3. Rolle als Fürst Ossakow; missfiel, wie billig. Von da zum Vetter, wo „Armut und Edelsinn“ travestiert wurde. Ich blieb die ersten 2 Akte, sah den Zrust als Van der Husen, meinen Bruder als Major Blum etc. Nachher trollte ich mich ins Kärntnertor-Theater und fand in der Loge die gestrige Gesellschaft. Als Therese von Gillenberg nach Hause kam, schlief ich schon. Band 04 (IV.), Seite 99v
2062 1803 3 28 Unerträglicher Staub. Früh zum Advokaten Pausinger, zum Grafen, zu Kárner. Dann gab ich Kühnel auf heute den Logenschlüssel zu „Palmira“, und erfuhr, dass Therese Beridez heute früh von einem Knaben entbunden wurde. Kárner engagierte mich, mit ihm und Kühnel in die „Palmira“ zu fahren. Von da zum Agenten Schuhmann, zu Brandl und wieder zum Grafen. Er machte mir ein Präsent mit einem schwarzem Casimir auf einen Frack und ein Beinkleid, und trug mir auf, es auf seine Kosten gleich bei seinem Schneider machen zu lassen. Hoch und mächtig überraschte mich seine Generosität. Ich ging zu Roggendorf, dann zum Schneider Stuwer und ließ mir gleich die Maß nehmen. Mittags speisten wir, und auch nach Mittag waren wir allein. Nadastini besuchte uns und bat, ihn morgen zum Rahl wegen Kupfern zu ihren Kalendern zu führen. Abends holten mich Kárner und Kühnel ab. Wir fuhren ins Theater an der Wien „Palmira“ und blieben in der Loge bis nach dem göttlich schönen Vokalquartett. Fuhren in die Stadt und ich hörte noch den letzten Akt des „Hamlet“ im Burgtheater; heute spielte ihn Ziegler. Therese war den Abend zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 99v
2063 1803 3 29 Staub, Früh beim Grafen, dann bei Kárner. Nadastini speiste mit uns, ich schenkte ihm Theresens Bild. Nach Tische führte ich ihn zu Rahl in den Mölkerhof, zweiter Hof, 4. Stiege, 3. Stock; er versprach ihm ein Blatt zu ihrem Kalender zu stechen. Mir schenkte er einen Abdruck einer von ihm gestochenen Landschaft mit Ruin. Therese speiste beim Uhrmacher, wo sie den Abend blieb. Ich schrieb nach Mittag an einem Aufsatz von Therese für den Theaterkalender. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Tage der Gefahr“. Da sah ich nach langer Zeit wieder die Sanenz, welche in Laibach und in Klagenfurt spielte. Band 04 (IV.), Seite 100r
2064 1803 3 30 Staub. Am Vormittag beim Grafen und zu Haus. Mittags allein. Bis 4 h arbeitete ich, dann lud mich Kárner ein, mit ihm ins Prater-Lusthaus Kaffee trinken zu fahren. Wir schlichen eine Weile herum, dann fuhren wir ins Leopoldstädter Theater, „Donauweibchen“, 1. Teil. Herr Justel (?), Bassist, sang eine Gastrolle, sehr mittelmäßig. Die 2 ersten Akte war ich in der Loge, beim 3. besuchte ich die Galerie und Parterre. Therese hatte Kopfschmerzen und legte sich früh. Band 04 (IV.), Seite 100r
2065 1803 3 31 Den Vormittag beim Grafen. Trüb, abends etwas Regen. Ringer von Ödenburg, nun bald von Eisenstadt, begegnete mir. Mit ihm ging meine Wenigkeit zu Kárner. Er brachte mir ein Schaffel Ödenburger Obst, hernach fuhren wir und der junge Pölt zum Tischler Sigl, in die Porzellanfabrik und zu einem Maler, um ein Modell eines Gebäudes zu sehen, das in Eisenstadt auf dem Berg hinter dem Schlossgarten gebaut werden soll. Ringer speiste bei uns. Nach Tische kamen Lippert und Pölt. Ringer, Pölt, Therese und ich sahen des Mahl (?) von Pest mechanische Bildergalerie, dann das neu verzierte Kaffeehaus im Schab den Rüssel an, dort tranken wir Kaffee. Nach 5 h fuhren wir ins Theater an der Wien, zum 1. Mal „Turm von Gothenburg, Rakoczys Gefangennahme und Befreiung“, 3 Akte, aus dem Französischen, Musik von Dalayrac. Ein sehr interessantes Sujet und wirkliches Gegenstück zu „Graf Armand“. Nach dem Theater nach Haus. Heute war die Pepi Umlauf bei uns, dankte im Namen des Mayer für meine Verwendung bei Kárner, erzählte, dass sein Vetter, der Pfarrer von Lerchenfeld, gestern gestorben sei, ihm ein Haus beim Roten Turm nebst mehrerem anderen vermacht habe und dass er nun nicht mehr nach Eisenstadt ginge. Der Sepherl übergab ich die verschiedenen Angebinde für Therese. Heute besuchte ich die Chatrin Königstein, welche für Therese nichts brachte. Band 04 (IV.), Seite 100r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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