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Anzeige von 2076 - 2080 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2076 1803 4 11 Früh in die Theaterkanzlei. „Hugo Grotius“ zum 1. Mal, wegen Sitzen für Nor[bert ?] und mich. Therese, die Uhrmacherin und Lenerl holte ich in der Peterskirche ab. Wir gingen an der Donau in den Prater, saßen ein Weilchen beim 2. Kaffeehaus, dann zurück in die Stadt. Therese speiste bei ihrer Mutter und blieb den Nachmittag und Abend im ihrer Gesellschaft und der Urbain. Ich besuchte Kárner, wir sprachen von der heutigen Versammlung der Institutsglieder, der Wahl eines Ausschusses, der Bestätigung oder neuen Wahl eines Kassiers und Sekretärs. Ich speiste im Lamm. Nach Tische einen Augenblick zu Brandl, sie, Grünwald und Lienhart (?) taten in den Prater. Um ½ 5 h ging ich zum Grafen Kuefstein, fand dort schon deren mehrere, teils Ausschuss, teils Mitglieder beisammen. Um 5 h begann die Sitzung, ob künftig Sekretär und Kassier in einer Person vereinigt, oder ob es wie bisher 2 Personen sein sollen, eine Intrige von dem Schuft Schönfeld. Er setzte sie nicht durch, und die viel überlegene Zahl stimmte für 2. Dann begann die Wahl des Ausschusses und der Beamten. Ausschussglieder wurden die Herren Kumpf, Mayer, Kuhn, Massbruck (?), Ernst, Esch und Kirchhofer als Substitut, Kassier Rosenbaum, außer vom Kabalisten Schönfeld einstimmig bestätigt, Sekretär Rühl. Dann wurden noch mehrere Punkte in Bezug auf die Pflichten des Ausschusses vorgenommen, usw. Nach 7 h war die Sitzung geendigt. Ich ging ins Burgtheater „Hugo Grotius“, Schauspiel in 4 Akten von Kotzebue, Dekorationen von Platzer. Der 1. Akt war beinahe schon geendigt. Das Stück gefiel wenig. Als Roose sich betrunken stellte, wurde nach seinem Abgang gezischt. Nach dem Theater nach Haus, soupierte etwas, dann zum Kárner, welcher mit Teilnahme meiner wartete. Ich erzählte ihm alles Geschehene, worüber er sich freute. Nur dass man uns heuer statt 150 nur 75 fl. anwies, wollte ihm so wenig als mir behagen. Dem Gridl (?) und der Blumenmacherin Lavotta gaben wir zur heutigen Redoute Billetts. Band 04 (IV.), Seite 102r
2077 1803 4 12 Heiter und angenehm. Vor Mittag zur Gräfin, dann zur Woller, welche noch lag. Ich ging gar nicht hinein, sondern empfahl mich gleich. Bis 12 h arbeitete ich zu Haus, dann auf die Bastei mit Therese. Mittags speisten die Rottruff und Lenerl bei uns, nach Tische kam die Uhrmacherin und Fritzi. Strack brachte Billetts ins Theater. Therese nahm die Fritzi mit, um 4 h ging ich zu Kárner, nach 5 h ins Marinellische Theater „ABC-Schütz“, Thadädl Hasenhut Anton verabschiedete sich heute von dieser Bühne. Es war voll; ich kam mit Michael Pfaller, Frau, Lippert und Korntheuer zusammen. Hasenhut wurde, wie sich nicht anders erwarten ließ, vorgerufen. Er sagte ungefähr: „Ich stehe hier wie ein ABC-Schütz; 17 Jahre freue ich mich Ihrer Gnade, Ihrer Nachsicht, jetzt bin ich mitten im Alphabet. G heiißt jetzt Geh ! Ich komme nur in eine andere Schule; möchte mir auch dort Ihre Gnade, Ihr Beifall werden, und ich nie Ursache zu haben, W, Weh ! zu rufen ! Schenken Sie mir, Verehrungswürdigste, auch jene neue Schul, Ihr Wohlwollen, dann gelange ich glücklich zum Z. Nochmals meinen ehrfurchtsvollen Dank !“ Schmirer, der heute recht brav spielte, trat zum Abdanken auf und drückte dem abgehenden Hasenhut die Hand. Dies, sowie einige Anspielungen während der Farce selbst, welche der wirklich verdienstvolle LaRoche auf Hasenhuts Abgang sagte – z. B. „Er kommt jetzt in eine neue Schule, er reitet bald ein andres Pferd, soll Sorge tragen, in der Fremde nicht zu stürzen“ etc. – wurden vom Publikum mit Applaudissement aufgenommen. Hasenhut soll am 23. in der „Schneiderhochzeit“ von Perinet auftreten, in der Schule an der Wien. Therese ging mit der Fritzi nach Haus, ich mit Perinet, seiner Braut, der Sommer, Pelikan und den beiden Hasenhut zum Barfuss (?) soupieren. Wir hatten mit einem sicherem Haid (?) wegen Zwirn abschneiden viel Spaß, schwätzten auch von Hasenhuts neuer Pantomime. Band 04 (IV.), Seite 102r
2078 1803 4 13 Windig und kalt. Rühl kam früh, wir arbeiteten. Die Uhrmacherin und Lenerl frühstückten bei uns. Später begab ich mich in die Theaterkanzlei wegen Austeilungen, dann ins Bureau, sonst arbeitete ich zu Hause. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“. Mittags allein, Klob besuchte uns. Nach Mittag zu Kárner, abends ins Burgtheater „Aussteuer“, Mlle. Bullas 1. Debutrolle als engagiertes Mitglied. Dieses Stück schuf mir eine angenehme Erinnerung an vorige Zeiten, als ich den Manfred und Kárner den Kanzleirat Darner (?) spielte. Anfangs war ich im kleinen Parterre. Da wurde einem Mann – es soll ein Graf Katzianer gewesen sein – übel; niemand wollte angreifen, um ihn hinauszutragen. Ich packte ihn, endlich half mir einer und so schleppten wir ihn auf den Reitschulhof. Ich gab ihm Wasser zu trinken, strich ihm Essig auf die Schläfen; bald erholte er sich und konnte allein nach Hause gehen. Es versammelte sich eine Menge Menschen, es machte Aufsehen und das Stück wurde etwas unterbrochen. Die Bulla wollte nicht besonders gefallen; am Ende wurde wohl geklatscht, aber sie erschien nicht. Therese war den Abend zu Haus. Band 04 (IV.), Seite 102v
2079 1803 4 14 Heiter. Der Graf schrieb mir und trug mir auf, bei Kreczl (?) die Wollsäcke zu besorgen. Ich hatte Mühe, bis ich dessen Wohnung fand. Mittags speiste die Rosalie mit uns. Therese sang im Burgtheater in „Achille“. Ich war nach Mittag zu Haus, bei Kárner, abends ins Kärntnertor-Theater „Heiratsprojekte“, Lustspiel in einem Akt aus dem Französischen. Weidmann spielte den intriganten Bedienten meisterhaft, Roose den Oberst, Koberwein den Leutnant charmant. Nach dem Stück ging ich wieder zu Kárner und blieb bis 10 h. Heute starb Kardinal Migazzi im 89. Jahre. Band 04 (IV.), Seite 102v
2080 1803 4 15 Ein heiterer Tag. Den Vormittag beim Grafen. Therese hatte Probe von der „Zauberflöte“. Nach 12 h gingen Klimbke, Haim, Turnau, Geiger, Nadastini und ich nach Gumpendorf zur Schäferin speisen. Um 5 h kamen wir in die Stadt. Ich war zu Haus, ging dann ins Kärntnertor-Theater „Inkognito“, Lustspiel in 4 Akten von Ziegler. Die jüngere Saal – Kathrin – spielte das Mädchen als 2. Versuchsrolle. Den Brandlischen gab ich die Loge. Es war leer; das Mädchen gefiel außer ihren Gönnern wenig, der alten Weise nach wurde sie dennoch hervorgerufen. Sie machte einen tiefen, grimmig tiefen Knix; der Beifall, Ihre Gnade beweisen, dass sie einige Wenigkeiten habe, die ihr Mut machen, sich der Schauspielkunst zu widmen, wozu sie so vortreffliche Muster hat; sie bittet um fernere Nachsicht etc. Sie hält nicht, was sie verspricht; in ihrem Spiel ist keine Wahrheit, alles mechanische Spiegelbewegung, dort und da etwas von einer Tänzerin erhascht und im Ganzen äußerst wenig. Therese fuhr nach Tische in Kárners Equipage mit der Saal Mutter, der Therese und ihrem kleinen Bruder in den Prater zum Lusthaus. Abends war sie im Theater, sah die Saal und Moreau spielen, welcher in der Rolle wirklich gefiel. Band 04 (IV.), Seite 102v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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