2. Redoute. Vorgang der Kaiserin und freies Theater. Im Burgtheater „Dorfbarbier“ und Vogel-Pas de Deux mit Angiolini und Ferdinand Gioja, im Kärntnertor-Theater „Graf von Burgund“. Früh zum Grafen, in Cleynmanns Predigt von den Berufsgeschäften. Therese speiste mittags allein, ich bei Brandl. Nach Mittag kam ich im Neubau mit einer Ödenburgerin zusammen, dann zu Kühnel. Abends ins Burgtheater, „Dorfbarbier“, Weinmüller, Baumann und andere trieben unendliche Dummheiten. Weinmüller seifte die Geschworenen (?) eine Seite weiß, die andere schwarz ein, Baumann kam mit seinem Porträt als Adam von Lang gemalen zum Vorschein, dann riss er dem Weinmüller den rechten Rocksack weg. Lippert knüpfte Baumanns Zopf an seinen Frack und prügelte ihn mit dem Schinken-Protokoll (?) derb ab, und dergleichen mehr. Ich war im Parterre. Der Benkó und der Blumenmacherin gaben wir die Loge im Kärntnertor-Theater, letzterer auch ein Redoute-Billett. Nach der Oper zu Woller, wo Therese schon war. Wir soupierten und blieben bis 11 h. Therese wurde nach dem Punsch gäh übel, ich musste sie nach Hause tragen lassen. Frau v. Engelhart, Saberskirchen (?), Vogelhuber (?) mit Frau und 2 Söhnen, Schwabée, Baumfeld (?), Eger (?) etc. waren da. Ich ließ mich im Spielzimmer gar nicht schauen.
Band 04 (IV.), Seite 88v
1992
1803
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Den Vormittag beim Grafen, dann nach Haus. Eckhart war unser Gast. Nach Mittag zu Kárner und mit ihm ins Burgtheater „Ersatz“, im 1. Parterre. Beim 2. Akt ging ich zu Woller. Therese machte sich schon nach Mittag hin. Es war ein große Assemblée, Regierungsrat Schmelte (?), Frau von Gio, seine Schöne, Frau v. Fischer mit 2 Fräulein, Lissl mit Frau und Tochter, Frau v. Mumelter, Fräule Paar (?) samt Tochter etc. Nach dem Souper spielten wir Pfänder, die anderen Préférence, wir unterhielten uns gut, erst um 2 h kamen wir nach Haus.
Band 04 (IV.), Seite 89r
1993
1803
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Den ganzen Tag schneit es. Schlittenfahrt vom Lobkowitz, 15 Schlitten. Zum Grafen, Kárner, da war eben Gelegenheit, ich beantwortete Krieghammers Brief. Im Nachhause gehen, dann auch während dem Essen, sah ich die Schlittenfahrt. Alle waren so angeschneit, dass man kaum die Farbe ihrer Kleider erkennen konnte. Agnes und Moreau speisten mit uns. Nach Mittag gingen wir nicht mehr aus; um 8 h lagen wir schon.
Band 04 (IV.), Seite 89r
1994
1803
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Zum Grafen, zu Woller, dann zu Kárner und mit ihm auf die Liechtensteinsche Reitschule. Die Bohdanowicz Chaton und Pepi waren unsere Gäste und erzählten uns von dem Elend, welches sie von der Laune ihres Vaters ausstehen mussten. Moreau brachte einen Abdruck vom „Hoftanzmeister Mereau“, dessen Ankündigung heute in der Zeitung erscheint. Massburg beurlaubte sich. Abends waren wir allein. Ich ging gar nicht aus. Um 10 h legten wir uns; ich las, bis ich einschlief. Heute fing Therese für Kárner eine recht niedliche Weste zu stricken an; sie soll ein kleines Andenken ihrer Arbeit werden. Wenns ihm nur Vergnügen macht !
Band 04 (IV.), Seite 89r
1995
1803
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Häufiger Schnee. Früh zu Dr. Pausinger (?), dann zum Grafen. Um 12 h zum Kárner, um 2 h zum Speisen, allein. Nach Mittag zu Haus. Die Lavotta brachte Therese eine Rose, Therese nahm sie mit ins Burgtheater „Molinara“ und ländliches Divertissement, ich ging ins Kärntnertor-Theater „Regulus“. Am Ende kam ich mit Kárner zusammen. Die Vorstellung war schlecht, besonders Klingmann nahm jedes Wort vom Souffleur. Nach dem Theater nach Haus.
Band 04 (IV.), Seite 89r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).