Dreikönig, etwas Schnee. Früh zum Grafen, konzipierte mit Simon Lämel (?) aus Prag einen Wollkontrakt. Dann zum Kárner, mit ihm fuhr ich ins Rote Haus zur Reitschule; Kárner ritt. Dann fuhren wir zur Garde, dann nach Hause. Nach Mittag arbeitete ich, zu Richard, Baranyay und Kárner. Mit ihm ins Kärntnertor-Theater „Rächendes Gewissen“, Lizak (?), Langs Zögling, erste Proberolle als Cinthio. Glückte wenig, wurde doch vorgerufen. Lang führte ihn hinaus und sprach für ihn ungefähr dies: „Verehrungswürdiges Publikum ! Ich danke in seinem Namen für den gütigen Beifall. Sollte er das Glück haben, aufgenommen zu werden, so hat er ja Muster genug, nach denen er sich bilden kann, und begleitet ihn Ihre Gnade, Ihre Nachsicht, dann kann und wird er mit angestrengtem Mut den Felsen hinauf zu klimmen sich bestreben. An Eifer und Liebe zur Kunst fehlt es ihm gewiss nicht.“ Therese sang im Burgtheater „Adelaide“, dann Ballett, und hatte Carl und Lisette mit.
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Den Vormittag war ich mit Ausfertigung des Wollkontrakts beschäftigt. Lämel gab mir 9 # in Gold, welche ich Therese schenkte. Um ½ 12 h ging ich, um Kárners Pferde zu verkaufen, in die Alsterkaserne zu einer Lizitation, aber vergebens. Zu Mittag speiste ich dann im Lamm. Therese war bei der Uhrmacherin und blieb den Abend bei der Dr. Frenger (?), wo ein zierliches Fräule Saphta (?) ist, welche Therese bittet, singen, und Nina, welche jetzt krank ist, Klavier spielen zu lernen. Nach Mittag zu Barany, dann schrieb ich meiner Mutter und avisierte ihr, dass wir heute für sie 48 Pfund Schmalz erhielten. Abends im Burgtheater, 2 Akte „Graf Armand“, dann ins Kärntnertor-Theater „Maitag“ und „Waldmädchen“. Beim Lamm unterhielt ich mich mit Ochs. Über Lizaks (?) gestriges Spiel wäre viel, und wenig Vorteilhaftes zu sagen. Der Junge ist klein, unansehnliches Aussehen, eine fatale Physiognomie, so gewiss ein breites eigenartiges Gesicht, einen großen Kopf, dünne Beine, dann eine kreischende Kinderstimme, mit der er im Affekt oft umschnappte, nahmen sehr gegen ihn ein. Einige sagten, er sähe neben der Roose – als Clothilde – wie ein Zeiger einer Uhr neben einem Turm aus, andere, wie eine Spindel neben dem Butterkübel. In jedem Fall war der Abstand zu stark. Sein Spiel war eckig, mechanisch eingelernt und verlegen und befriedigte selbst den nachsichtsvollsten Zuschauer nicht; nur Langs Schutz half ihm durch.
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Vor Mittag zum Grafen. Mit Moreau zum Jahn, um die Pièce „Tanzmeister Mereau“, dargestellt von Iffland, drucken zu lassen. Jahn war uns zu teuer, wir übergaben es dem Schmidt. Therese war bei ihrer Mutter und wurde auf morgen Mittag geladen. Ich besuchte Kárner, brachte ihm 100 fl. kleine Zettel. Dahin kam Brandl, lud Kárner, Therese und mich auf morgen zu einem Vermählungsfest beim Walnefer ein, welches wir annahmen. Moreau speiste mit uns. Mir ist nicht ganz wohl, aß wenig, blieb nach Mittag zu Haus. Mich plagt Katarrh und die Geschwulst beim Mund. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Jeanette“ und „Spanier“; Therese sang in „Medea“. Ich blieb im 3. Stock und machte Bekanntschaft mit dem Fräulein Jeanette Misl (?), einem gutmütigen kleinen Wesen. Nach dem Theater ins Bett, vorher aß ich noch etwas von dem Jungen des Hasen, welchen uns Zoller brachte.
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Erste Redoute. Nebel, doch etwas gefroren. Früh zum Grafen, dann in die Theaterkanzlei, um durch Klimbke auf Ninas Billett Mutter schreiben zu lassen. Ich arbeitete bis 12 h. Massburg besuchte uns, der Lavotta schickten wir unsere Redoute-Billetts. Therese holte Neumanns Kinder ab und führte sie zu ihrer Mutter, wo sie speisten. Um 12 h zu Kárner, wir plauderten bis 2 h, dann zu Walnefer. Mit Ungeduld erwartete man unser schon. Ein Vetter von Brandl heiratete seine Muhme und tritt ein Kässtecher-Gewerbe an. Die Gesellschaft, ungefähr 14 Personen, bestand aus der Familie und einigen Kässtechern. Wir speisten sehr gut bürgerlich. Dauerte bis nach 5 h, unterhielten uns doch nicht sonderlich. Es wurde zu einem Pianoforte getanzt, Kren und ich tanzten, ich nur Menuette mit der Brandl Lenerl. Um 7 h stahlen wir uns so fort. Ich unterhielt mich den Abend mit Baranyay, Therese mit ihrer Mutter. Unsere Billetts gaben wir von Nina der Benkó. Nach 10 h waren wir schon im Bett.
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Früh zum Grafen, dann zum Simon Eberl, Schmalz zahlen, und in die Linzer Zeugfabrik wegen Casimir, den ich nicht erhielt. Moreau speiste mit uns und brachte Brief von Krieghammer. Nach Mittag plauderte ich mit Baranyay und ging ins Burgtheater „Achille“. Therese sang sehr schön. Nach dem Theater ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).