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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
2216 1803 8 29 Ein schöner Tag. Früh schrieb ich, um 11 h führte ich Therese in den großen Saal,um ihr die ausgepackten Bronzearbeiten, Kästen, Vasen, Postamente, Uhren, alles aus Paris, zu zeigen. Schöne Arbeiten, doch nicht so schön als sie teuer sind. Mittags speisten wir bei meiner Mutter. Nach Tische schrieb ich eine Bittschrift für den Orgeltreter Bauer. Inzwischen kam Haydn, Elsler und Mayer; ersterer blieb 2 Stunden bei uns, war guter Laune und sagte Therese viel Schmeichelhaftes. Um ½ 5 h fuhren Therese, meine Mutter, die Sepherl, Mayer, der Natzel und ich in den Tiergarten, stiegen beim Waldbereiter Milde ab, aßen da vortreffliche Butter, tranken Wein und fuhren in den Schweingarten zur Schütt, wo wir die Schweine in Rotten Gersten fressen sahen. Um 8 h kamen wir von dieser Lustfahrt zurück. Therese schrieb noch ihrer Schwester. Ich besuchte Kárner, fand ihn aber nicht; er war bei der Messprobe im Schloss. Ich soupierte noch etwas und legte mich gleich. Band 04 (IV.), Seite 126r
2217 1803 8 30 Ein angenehmer Tag. Um 10 h ging ich zum Verwalter, zum Engel-Wirt, wegen besserer Bedienung des Mayer und Verfertigung meines Kontos, zum Fuchs, zur Csekonics und zum Kárner, mit dem ich lange schwätzte. Therese machte mit Sepherl Besuche bei den Barmherzigen, bei der Huber Nannett und der Csekonics. Mittags aß sie mit gutem Appetit. Nach Tische besuchte ich den verschwollenen Stessel, der mir die goldene, mit kleinem Tableau verzierte Dose vom Fürsten zeigte. Im Weggehen kam Walther, der mir die Hiobspost brachte, dass Therese sich übel befindet. Sie begegnete mir mit Sepherl auf der Straße, um zur Kröss zu gehen, kam aber bald wieder zurück, musste sich legen und hatte einen heftigen Fieberanfall. Ich musste gleich den Röckl rufen, lebe hier in ewigen Sorgen. Kárner besuchte uns, blieb eine Stunde. Dann fuhren wir zusammen in den Tiergarten, nach St. Georgen. Bei der Traube stiegen wir ab, gingen hinauf, zu Massmüllers (?) Einnahme der travestierte „Hamlet“. Es war ziemlich voll. Später kam auch die Fürstin mit der Leopoldine und dem Pariser Abbé Trever (?). Kárner entfernte sich nach dem 1. Akt. Mit Röckl kam ich nach Haus. Therese lag in außerordentlich brennender Hitze, hatte aber nach dem Paroxysmus eine ganz erträgliche Nacht. Band 04 (IV.), Seite 126r
2218 1803 8 31 In Eisenstadt. Ein heiterer Tag. Bis 10 h arbeitete ich und schrieb an Kárner wegen Tokajer. Elsler holte mich ab, mit ihm ging ich zu Fuchs. Röckl fand Therese besser und wir bestimmten auf morgen unsere Reise nach Wien. Ich bin so unruhig; dieser Tage der Sorge, des Kummers [will ?] ich ewig gedenken. Csekonics besuchte ich, dann Kárner, bei welchem ich bis ½ 2 h blieb. Röckl war unser Gast. Um 4 h ging ich zu Stessel, dann mit Mayer in den Hofgarten, sahen das Salettl an, in dem eben der Fußboden gelegt wurde. Um 7 h mit Kühnel und Mayer in Thaliens Tempel zur Traube, zum Vorteil der Directrice Anna Michaelis die „Beiden Billetts“, worin Wodraschka (?) von Zitterbarth seinem Theater als Dorfbarbier ein paar Arien sang, die eingelegt wurden, und eine Dlle. Reinmüller, eine Anfängerin in hohem Grade, in den Mädchen auftrat. Nachher die „Schachmaschine“, in welcher Michaelis als Carl und Bünsow (?) als Graf Balken Furore machten. Das Spektakel dauerte bis 11 h. Wahrend demselben begleitete ich Kárner nach Hause, plauderte mit Walther und schlich in der schönen, mondhellen Nacht herum. Im Schlosse wurden Quartette vom Pariser Kreutzer gespielt. Nach dem Souper bliesen die beiden Prinster Waldhorn-Duette. Diese Freude machten sie auch Theresen und überraschten sie unter ihrem Fenster auf die angenehmste Art. Nach dem Theater ging ich ein Stückchen mit Csekonics, Elsler und Mayer. In der Retour unterhielt ich mich noch einen Augenblick mit Kretschmar von der Truppe. Therese fand ich noch wach, sie war ziemlich wohl. Ich hörte zu meinem Erstaunen, dass die Toni auf eine unerlaubte Art nehme. Morgen wird dieserwegen Generaluntersuchung gehalten. Um 12 h kam ich erst ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 126v
2219 1803 9 1 Kalt und Regen. Unsere Reise nach Wien. Um 7 h ging ich zu Kárner, fand den fatalen Svoboda und ging bald zu Kühnel. Ich frühstückte zu Haus in Gesellschaft. Es schmeckte Therese und dies freute mich. Von Haydn nahm ich auch Abschied, der mich oft küsste, und mich und Therese seiner innigsten Freundschaft versicherte. Er glaubt, dass diese Kantate, welche dem Fürsten und ihr so sehr gefiel, am Marientage repetiert wird. Wir aßen bei meiner Mutter noch etwas und fuhren um 11 h in Gesellschaft des Mayer und Nimmervoll nach Wien. Mit 4 Postpferden ging es rasch vorwärts. Heute ist Therese Fiebertag, sie befindet sich ziemlich wohl. Um 4 h kamen wir in unserer Vaterstadt an. Die Sepherl hatte den unglückseligen Gedanken, die schönen Riesen-Pfirschen, mit 60 ebenso schönen Feigen und Zwetschen, in das Magazin zu packen, welches auf der vorderen Achse aufsteht; alles wurde zerquetscht und nichts zu genießen. Da muss einen der Schlag treffen ! Kipfeln und andere Pfirschen schickten wir Theresens Mutter, erstere auch der Hausfrau und Schreibers. Die Sepherl vergaß des Jean Wäsche im Wagen und musste darum ins Rote Haus. Therese legte sich gleich. Ich machte meine Kommissionen bei der Wäscheverwahrerin Walther und ging dann ins Burgtheater „Barbier von Sevilla“. Brizzi singt nach 2 Monaten zum 1. Mal, doch ohne den gewöhnlichen Lärm. Dann mit dem Schauspieler Mayer ins Kärntnertor-Theater „Hahnenschlag“ und „Isthmische Spiele“. Nach dem Theater gleich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 127r
2220 1803 9 2 In Wien. Kalt, abwechselnd Regen. Um 8 h zum Grafen, dem ich die Londoner Fräcke übergab. Später in die Theaterkasse, erhob Theresens Gage, berichtigte sonst wegen der Loge, dann zum Klimbke und nach Haus, wo ich den ganzen Tag arbeitete. Mittags allein. Therese ist sehr düster und hat mit mir Kopfschmerzen. Mein Bruder nahm für uns in Abwesenheit 25 Pfund Kaffee zu 1fl. 45x, um Therese zu versorgen. Vermög Patent ist zur Vertilgung, oder zumindest Verminderung der Banco-Zettel auf jeden Zentner Kaffee, Zucker und Cacao vom 1. September 50 fl. gelegt worden. Schlimme Früchte des Friedens, unselige Folgen des Krieges ! Haubner (?) versprach mir 25 Pfund Zucker und ebensoviel Kaffee. Nach Tische schrieb ich meiner Mutter, schickte ihr die geliehenen 25 fl., Schokolade und Ameiseneier, auch dem Freund nebst unserem besten Dank für Theresens Herstellung ein Gilet von weißem englischen Piquet und eine mit weißer Seide und blauen Blümchen benähte Brieftasche. Nina besuchte uns zweimal. Am Tage waren wir immer allein. Abends las Therese den „Freimütigen“; ich ging ins Burgtheater „Helene“ – an der Wien missfiel sie – und einen Augenblick ins Kärntnertor-Theater „Freemann“. Nach dem Theater – es war ein schöner Mondabend – eine kleine Promenade zum Kreuz auf den Spittelberg. Therese war den Abend allein und befindet sich ziemlich wohl. Band 04 (IV.), Seite 127r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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