Früh brachte ich der Krieghammer Papier und Federn, besorgte einige Geschäfte und war um 10 h zu Hause. Töpfer, Ascher, Babett, Caspar, Krieghammer und ihr Fritz waren da. Ich führte die ganze Gesellschaft ins Naturalienkabinett. Um 12 h führte ich die Krieghammer zu Brandmayer, um ihren Wagen auszubessern. Krieghammer, ihr Fritz, Oberleutnant Biletti und Moreau speisten da. Nach Mittag ging ich in die Linzer Wollzeugfabrik und kaufte für Therese zum Angebinde 10 Ellen pucefarbenn Casimir. Die Sepherl schickte ich mit dem Casimir zum Podgorschek, damit er ihn zum Tuchscherer schickte. Ich wünsche, dass Therese ihren Nelson künftige Woche schon hat. Therese ging zur Uhrmacherin gratulieren und brachte ihr ihr Bild in einem niedlichen Rahmen. Abends gingen wir ins Leopoldstädter Theater „Weinlese“, Musik von Schenk; artige Musik. Nach dem Theater mit Jean Sartory zu den Sieben Kurfürsten soupieren. Abends und nachts regnete es.
Band 04 (IV.), Seite 76v
1897
1802
10
14
Vor und nach Mittag regnete es, aber nicht anhaltend. Früh um 8 h starb die Hofschauspielerin Gabriele Lang im 26. Jahr an Nerven- und Faulfieber. Früh zum Grafen, in die Porzellanfabrik, zu Brandmayer, zur Theaterkasse, zu Etzelt, um für Therese einen Stahlkamm nach der neuesten Mode zu kaufen. Therese machte einige Gratulationsbesuche und war bei ihrer Mutter, der sie einen Holzzettel brachte, welches wir indessen bezahlen. Um 12 h ging ich zur Krieghammer, erwartete Moreau und wir gingen zusammen nach Penzing. Bis zur Linie hatten wir Fiaker, von da bis Penzing Zeiselwagen. Die Woller erwartete uns schon. Zoller, Woller, ein paar Geistliche waren in unserer Gesellschaft. Mit Staatsdiscursen unterhielten wir uns meistens. Nach Tische gingen wir in den Garten und um 4 h empfahlen wir uns. Wir sahen den Esterleinischen (?) Ziegelofen an. Es regnete; wir nahmen bei der Linie einen Wagen und stiegen beim Burgtheater ab. Zum 1. Mal „Der Nebenbuhler seiner selbst“, Lustspiel in einem Akt, aus dem Französischen, dann Pas de deux von Gioja und Angiolini; ein höchst fatales Theater, alles war sehr unzufrieden. Nach dem Theater gleich ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 77r
1898
1802
10
15
Therese. Um 5 h weckte ich meine gute Therese schon auf, um ihr den schönen stählernen Kamm zu geben, welcher sie angenehm überraschte. Von Nina bekam sie Verse mit 2 Salzschäuferln von Silber, von der Goldmann einen Veil, gestickt mit Krepp (?) Den Vormittag war ich beim Grafen, und der Etzelt gratulieren. Therese war bei der Salieri, Urbain, Benkó, Schreibers, Maurer gratulieren. Mittags speisten wir bei Quarin, wo auch Hofrat Schmidfeld (?) und Appellationsrat Zeiller speisten. Nach Tische kam Nina hin und es wurde wieder etwas gesungen. Um 3 h war die Leiche von der Gabriele Lang, welche von der Gesellschaft begleitet wurde. Um 6 h kamen wir vom Quarin nach Hause. Therese und ich gingen zum Silberarbeiter Winkler und bestellten eine Essig- und Ölmaschine. Dann begleitete ich sie ins Kärntnertor-Theater, „Equivoco“, Oper in 2 Akten von Mayr; Broghi als Buffo tritt zum 1. Mal auf. Er gefiel, die Oper missfiel. Ich ging bei dem heute zum ersten Mal eröffneten neuen Tor hinaus. Ober dem Tor ist der kaiserliche Adler, „Franciscus II“, darunter „MDCCCII". Im Burgtheater sah ich den „Taubstummen“. Inzwischen plauderte ich mit Wokurka, der heute mit dem Grafen von Brünn kam. Nach dem Theater gleich ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 77r
1899
1802
10
16
Sehr kalt. Früh zum Grafen, dann zum Magistrat, wegen Gewährschreiben seines von Arnfeld gekauften Hauses. Zum Csekonics in die Akademie, den ich wegen seines UnFleißes derb hernahm. Die Krieghammer wollte ich abholen, fand sie aber nicht. Therese schneiderte den ganzen Tag an einem Nelson und einem Kleid von gedruckter Leinwand. Nach Mittag arbeitete ich, schrieb auch der Csekonics zum Namenstag, dann wegen ihrem Sohn. Abends gingen wir ins Leopoldstädter Theater, 3. Teil der „Schlafenden Jungfrauen“. Therese wandelte eine Eifersucht an, die ich aber mit Vernunftgründen demütigte. Unverzeihlich sind die Dummheiten und die Folgen, welche das Mensch durch ihr falsches Attachement über uns brachte. Nach dem Theater begleiteten wir die Krieghammer nach Hause, dann die Jeanette, welche mit uns im Theater war. Wir blieben eine Stunde im Kaffeehaus, Therese trank Schokolade, ich chemischen Punsch, der mir nicht behagte. Um 11 h ins Bett.
Band 04 (IV.), Seite 77r
1900
1802
10
17
Trübe, kalter Wind. Früh zum Grafen, nach 10 h in die Reformierte Kirche. Cleynmann predigte, es war die 22. Jahrfeier der Toleranz. Koch begegnete und erzählte mir, dass heute Braun die 2 Bohdanowicz, Anna und Therese, als Choristinnen engagiert hat. Ich besuchte Cleynmann, promenierte mit ihm über den Kohlmarkt und Graben, sahen das neu eingerichtete Kaffeehaus beim Schab den Rüssel im 1. Stock an und führte ihn zu mir zum Speisen. Die Krieghammer war zeremoniös, wartete auf Einladung und kam nicht. Therese musste sie holen und fand sie beim Gemüse. Bei Tische waren wir munter. Die Krieghammer, ihr Fritz, Cleynmann und ich fuhren nach Liesing. Man gab die „Verleumder“, Schauspiel in 5 Akten von Kotzebue. Die 3 ersten Akte gingen gut, der 4. und 5. waren schlecht memoriert; ich hatte etwas Langeweile. Um ½ 11 h kam ich nach Hause, und fand Therese schon im Bette. Sie sang im Burgtheater in „Molinara“ und war bei den Schönbüchlers (?) zum Souper geladen.
Band 04 (IV.), Seite 77v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).