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Anzeige von 1851 - 1855 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1851 1802 8 29 Trübe. Früh in die Theaterkanzlei, und mit Therese in die reformierte Kirche. Cleynmann predigte von den Folgen, den Quellen und der Art der Verleumdungen, sprach mit so viel Herzlichkeit als treffender Wahrheit. Um ½ 12 h führte ich Passy mit den 2 Fräulein Dücs (?) in die Hofschauspieler-Galerie, plauderte dann mit Klimbke bis 1 h. Mittags allein. Nach Tische las ich, später kam Kielmann (?), engagierte mich, zu ihm hinauf zu gehen, sein Comptoir zu sehen. Ich unterhielt mich ein paar Stunden und erhielt vom Führen der Bücher einigen Begriff. Abends ins Kärntnertor-Theater, zum ersten Mal deutsch „Baum der Diana“ von Martin; Schmalz Diana, Saal Amor, Neumann Endymion, Weinmüller Doristo, Rösner Silvia. Gefiel; bei der Saal fühlte man ihre Schwäche sehr deutlich. Nach dem Theater sprach ich mit Graf Franz Dietrichstein und Abbé Stadler; beide waren mit der Saal nicht zufrieden. Therese war in der Loge. Nach dem Therese gleich nach Hause. Meine Mutter schrieb uns und schickte große Pfirschen. Band 04 (IV.), Seite 69r
1852 1802 8 30 Heiter, aber kühl. Den Vormittag im Bureau, wo ich die unangenehme Nachricht erfuhr, dass Joseph Carl Dietrichstein als Gouverneur nach Brünn resolviert sei. Um 11 h gingen Therese, Neumann und ich ins Kadettenstift. Ich sprach erstlich mit Carl Csekonics, dann mit dem Generalen selbst, wo ich nicht viel Tröstliches hörte. Der Mensch hat wenig Talent und wenig Fleiß. Doch erhielt ich die Erlaubnis, ihn bis Michaeli herausnehmen zu können. Mittags allein. Nach Mittag zu Hause. Ich schrieb meiner Mutter und der Csekonics. Therese besuchte die Schmirer und ging mit ihnen ins Leopoldstädter Theater, „Fawer, Kasperl als Mad. Quequettos (?).“ Ich unterhielt mich im Kärntnertor-Theater in der Generalprobe des neuen Balletts „Die Tänzerin aus Athen" von Muzzarelli, Musik von Joseph Weigl, Dekors von Platzer. Musik und Dekorationen sind sehr schön, das Ballett gefällt mir nicht. Die Garderobe ist viel alt, das Neue ohne Geschmack. Es waren viele Leute darin; ich plauderte auch mit dem Grafen. Am meisten unterhielt ich mich mit Platzer. Band 04 (IV.), Seite 69r
1853 1802 8 31 Ein angenehmer Tag. Früh zum Grafen, wo ich wegen Verhör und species facti des Bedienten Ludwig, der dem Grafen in Preßburg 300 fl. oder mehr stahl, mit dem Unterrichter Seifer zu tun hatte. Dann auf’s Bankerl, wo ich mit Koch und Weidmann wegen Frankstein und seinem Spiel um eine Portion Kraut in Brünn viel Spaß hatte. Moreau bekommt wegen seiner schwarzen Perücke in „Alte und Neue Welt“, weil er anfangs blonde Haare hatte, einen derben Wischer. Mittags allein, nach Mittag zu Hause. Abends gingen Therese und ich in der Stadt herum, machten einen kleinen Besuch beim Brandl, luden sie zum donnerstägigen Augarten-Konzert ein, und gaben ihnen Billetts. Therese wurde heute von Schuppanzigh zu singen gebeten. Nach 8 h führte ich Therese nach Hause, ich trug mich ins Kärntnertor-Theater ins Ballett, zum ersten Male „Tänzerin aus Athen“ von Muzzarelli. Die DeCaro tanzte sehr schön ihr Solo; das Ballett missfiel. Es war sehr voll und warm. Heute bekam ich von meinem lieben Kàrner einen Brief, der mich sehr freute. Er schrieb mir auch, dass er mich bis halben September hier umarmen wird. Ich sehne mich schon sehr danach. Heute machten wir dem Wokurka und Wallishauser ein Geschenk mit Theresens Bild, und heute hörte ich bestimmt, dass Graf Dietrichstein nach Brünn als Landesgouverneur kommt. Ich verliere ihn und Wokurka sehr ungern. Band 04 (IV.), Seite 69v
1854 1802 9 1 Ein sehr warmer Tag . Den ganzen Vormittag beim Grafen. Um 10 h hatte Therese Probe von den 2 Arien, Schuppanzigh und Umlauf akkompagnierten. Mittags allein, nach Mittag besuchten uns Ascher und 2 Schwestern und blieben den ganzen Nachmittag. Wir erzählten ihr von den Grob- und Bosheiten der Regine wegen dem Buch „Margarethe von Österreich“. Therese sang im Kärntnertor-Theater den 2. Akt der „Molinara“, zur „Tänzerin“. Ich ging ins Burgtheater „Lohn der Wahrheit“; die Roose spielte seit langer Zeit zum ersten Mal. Im Theater plauderte ich mit Wokurka und Klimbke. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 70r
1855 1802 9 2 Sehr veränderlich, bald trübe, bald heiter. Therese, Goldmann, Kiepach und ich fuhren ins Augarten-Konzert. Therese sang eine Arie vom Pleyel, dann von Joseph Weigl, die Stummer spielte ein Pianoforte-Konzert von Beethoven, dann machten sie auch die Symphonie aus den „Deux journées". Im Ganzen war es ein sehr brillantes Konzert. Albert äußerte über Theresens Gesang besonderes Vergnügen. Nach dem Konzert gingen wir einigemal in der Allee auf und ab, beurlaubte mich von Therese, plauderte mit Platzer und Zauner und ging dann allein in den Prater. Ich fand im ganzen Prater niemand, nie traf ich ihn so leer. Ich irrte herum, kam zur optischen Maschine, welche jetzt Busch (?), ehemaliger Direktor der Theater in Ofen und Pest besitzt, und fand ihn mit Klein, Neveu der Barany vor der Hütte stehen. Er klagte mir, dass sein treuer Bedienter, ein Invalide, in der Nacht, vermutlich am Schlag verstorben sei. Ich sah ihn noch vor der Hütte auf einem ledernen Canapé mit offenen Augen liegen. Ich bedauerte den guten Busch, und blieb eine Stunde da. Um 1 h ging ich zum Einsiedler und fand niemand. Bald darauf füllten sich ein paar Tische, aber auch nicht mehr; ich saß fast isoliert. Um 2 h kamen ein paar Fremde, ein Kaufmann Noak (?) aus Hamburg und ein Kaufmannssohn aus Berlin, Lippmann, welcher hier die bildenden Künste studieren wird. Sie setzten sich zu mir und ich machte mit ihnen gleich Bekanntschaft, welche ihnen sehr willkommen zu sein schien. Ich versprach Lippmann, ihn mit Professor Zauner und Platzer bekannt zu machen, lud sie zu mir ein und trug mich an, ihnen mehrere Kunstmerkwürdigkeiten Wiens zu zeigen. Nach Tische gingen wir in die Galante Allee, fanden sie sehr leer, was sie wegen dem kritischen Wetter blieb. Gegen Abend begaben wir uns auf den Feuerwerksplatz und erwarteten dort die Ankommenden, es fanden sich nicht viele ein. Kurz vor dem Feuerwerk regnete es etwas, dies trieb viele Menschen fort. Auf dem Platz verloren wir Lippmann, Noak und ich blieben allein. Im Nachhause gehen trafen wir beide Manz, welche mit uns ins Burgtheater gingen, wo sie ihre Mutter abholten. „Porträt der Mutter“, Müllers letzte Rolle, Bernardi als Hofrat Wacker. Es war sehr leer. Bernardi wurde nicht vorgerufen. Nach dem Theater trennten wir uns; ich ging nach Hause und fand Therese schon im Bette. Sie war immer zu Hause, die Goldmann speiste mit ihr. Therese übergab mir Briefe von Csekonics, worin sie mich bat, ihren Carl durch Stessel zu schicken, welcher Sonnabend nach Eisenstadt fährt. Im Augarten wurde heute Therese von Preindl gebeten, am Mittwoch den 8., Maria Geburt, bei St. Peter zu singen, welches sie zusagte, da sies 2 Jahre abschlug. Band 04 (IV.), Seite 70r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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