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Anzeige von 1886 - 1890 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1886 1802 10 3 Ein schöner, warmer Herbsttag. Fahrt nach Liesing. Früh zum Grafen, um 10 h in Cleynmanns Predigt, Therese mit der Etzelt waren auch da. Die Vaterlandsliebe war der Gegenstand; er rührte und erbaute mich sehr. Therese begleitete ich nachher in die Peterskirche, wohin sie mit der Etzelt ging, bei ihr auch speiste. Nach Mittag spazierten sie in den Prater, letztes Feuerwerk, gingen nach 5 h zurück, erhielten aber kein Geld mehr. Über diesen Schleichhandel lärmten viele, welche gleiches Schicksal erhalten, gar gewaltig. Auf dem Graben kam ich mit Cleynmann, dem ich meinen herzlichen Dank für seine schöne Rede sagte, Zrust und Moreau zusammen. Alle gingen wir auf die Mehlgrube speisen, wir unterhielten uns gut. Cleynmann engagierte ich zu uns, das künftige Mal mit uns nach Liesing zu fahren. Beim Wirschmid im Kaffeehaus kamen wir zusammen, um 3 h fuhren Zrust, Schmirer Carl, ein mir Fremder und ich nach Liesing, bei der Hudsthurmer Linie hinaus, Atzgersdorf, Erlaa vorbei, Oberliesing. Nach einer Stunde stiegen wir beim Theater ab. Es ist ein niedliches Theater, hat artiges Dekor, die Bühne ist etwas kleiner, wie unser Eisenstadt war. Das Auditorium mag bei 300 Menschen fassen. Die Gräfin Breuner ließ sich eine Loge machen, die Draperie ist blauer Samt, Atlas, Gold. Bald nach uns kamen Koch, Roose, Pichler, Korn, Reil, Kommissar Schmidt, dann Korntheuer, Rembold, Kölbinger, Dumbal (?), Scheiber (?) etc. mit den Damen. Die Jette Koch spielte zum ersten Mal im „Komplottt“ von Lippert die Luise, und Pichler in „Leichtsinn und gutes Herz“, welches vorher gegeben wurde, den Hauptmann. Pichler trat beim Hoftheater aus und hier zum ersten Mal auf. Die Messieurs führten mich in Theater, Loge, Garderobezimmer, alles sehr bequem. Worschak, Wachtler (?), des Zrust Stiefvater, ist Theatermeister, ein äußerst tätiger Mann und Theaterfreund, führte mich zum Sekretär Dünst (?), welcher unserem Institut einverleibt hat. Machte ihm einen kurzen Besuch und ging dann mit Pichler im Garten herum. Der Garten ist erst im Entstehen, soll eine englische Anlage werden. Um ½ 7 h wurde angefangen. Neben der Roose und vor dem Koch kam ich zu sitzen, die ließen ihrem Witz so ziemlich freien Lauf. Ich unterhielt mich gut, war bald einen Akt im Parterre, meistens aber in der Garderobe oder auf dem Theater. Mad. St. Martin spielte die Witwe (?), Rolle der Roose, richtig und erinnerte mich in Gesicht und Figur an die Leifer. Um ½ 10 h fuhren wir in die Stadt. Die Compagnie soupierte in Kramers Bierhaus, ich gleich ins Bett. Therese war noch angezogen, zeigte mir den erhaltenen Part der „Medea“ und erzählte, dass sie den Abend bei der Etzelt war. Band 04 (IV.), Seite 75v
1887 1802 10 4 Franz, des Landesfürsten Namenstag. Früh zum Grafen, mit ihm den ganzen Tag beschäftigt, war dreimal bei den Arnsteiner. Mittags allein, nach Tische besuchte uns Eckhart, welcher uns zu Quarin begleitete. Ich brachte ihm zum neuen Tisch ein Schreibzeug von Porzellan, Federn und Siegelwachs. Abends ging ich ins Burgtheater, zum 1. Mal „Ersatz“, Schauspiel in 4 Akten von Vogel. Ich kam neben Korntheuer und Kiepach und unterhielt mich angenehm. Das Stück gefiel, besonders der 3. Akt, und würde sehr gewinnen, wenn einige langweilige Szenen, besonders mit Mad. Herz – Schütz – verkürzt würden. Therese blieb den Abend zu Hause. Sie war bei Braun, um sich künftig vor ähnlichen Rollen zu schützen. Nach dem Theater ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 75v
1888 1802 10 5 Ein warmer Tag. Den Vormittag beim Grafen. Kárners Aufschriften auf seinen Türen richtete ich zusammen. Moreau speiste mit uns. Nach Tische arbeitete ich, ging mit Moreau in die Bilderauktion. Abends mit Frankstein in „Don Juan“, Maurer als Don Juan. Die Oper wurde von Seite der Damen Willmann als Donna Anna, Milder Donna Elvira, Pfeiffer Zerline kaum mittelmäßig gegeben. Therese war den Abend zu Hause. Band 04 (IV.), Seite 75v
1889 1802 10 6 Früh ins Bureau, zum Stessel; er, Therese und ich fuhren zum Brückenbau unter den Weissgärbern, sahen ihn an und gingen durch den Prater in den Augarten und speisten da. Um 5 h fuhren wir nach Hause. Therese machte Toilette zu „Achille“ im Kärntnertor-Theater; sie sang heute besonders gut. Ich machte einige Geschäfte, ging abends ins Burgtheater „Dienstpflicht“, nach dem Theater ins Bett. Meine Mutter schickt heute Zwetschken. Band 04 (IV.), Seite 75v
1890 1802 10 7 Vor Mittag besorgte ich verschiedene Gänge. Um 11 h gingen Therese und ich an der Donau zur Ascher. Bis 2 h war ich im Prater und las. Bei Tisch war eine Weltgeissel, Fräule Regerl, mit ihr hatten wir manchen Spaß. Der junge Lang, welcher auch von der Gesellschaft war, malte das Schlafzimmer. Abends gingen wir in die Stadt und fanden den von der Gulyás geschickten kleinen Hund. Therese blieb zu Hause, ich ging ins Burgtheater „Essigmann“, dann ins Kärntnertor-Theater „Baum der Diana“. Statt Klingmann spielte heute Korn den blinden Eduard und statt Müller Nouseul den Kanzleirat Löwe. Band 04 (IV.), Seite 75v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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