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Anzeige von 1891 - 1895 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1891 1802 10 8 Vor Mittag zu Stessel, Mayer, Brandmayer, Gräfin; arbeitete zu Hause. Mittags speisten Stessel und Koch bei uns. Nach Tische schrieb ich meiner Mutter. Die Staatspapiere fallen mit jedem Tage. Heute sind die 5pc. Banco mit 10 ½ pc. Verlust . Die 12er werden häufig für 10 x ausgegeben und gewechselt, dies dauert bis 20ten dieses, dann gehen sie mit 9 x. Schlimme Aussichten ! Die Teuerung nimmt jeden Tag zu, und so auch der Mangel des baren Geldes. Mit den metamorphosierten 12ern in 7er reichen sie kaum hin, die dringendsten Bedürfnisse zu decken. Der Handel und Wandel leidet stark. Auf dem Graben kam ich mit Jean Sartory zusammen, den ich auch zum Speisen lud. Wir waren munter. Nach Tische kam Salieri, als eben von den „Hussiten vor Naumburg“ die Rede war, welche Kotzebue so rührend schrieb. Koch wünschte, dass Salieri die Musik zu den Chören und den Zwischenakten schriebe. Salieri schien nicht abgeneigt, ging ohne etwas zu sagen zum Braun, kam wieder und sagte, Braun habe zwar die Musik von Berlin verschrieben, doch wäre es ihm sehr lieb, wenn sie Salieri machte. Er verlangte das Buch. Nach Mittag arbeitete ich. Abends ins Burgtheater „Nachspiel“ und „Hexen im Beneventer“ Wald. Dem Großbauer (?) gab ich heute die Loge zu „Othello“. Im Theater plauderte ich mit Jean Sartory und Koberwein. Therese war den Abend zu Hause. Band 04 (IV.), Seite 76r
1892 1802 10 9 Trübe. Die Barometer fallen sehr. Früh zu Stessel, Mayer, dann besuchte ich den Prediger Cleynmann. Zu Hause fand ich Salieri, welcher die „Hussiten“ brachte. Zwei Akte las ich ihm vor, über Mittag schrieb ich ihm die 9 Chöre in lateinischen Lettern heraus. Mittags allein, nach Mittag kam Salieri, ich gab ihm die Chöre und die übrigen 3 Akte las ich ihm vor. Inzwischen kam die Rosalie, später Koch; Therese führte sie ihm auf und bat ihn, sich ihrer anzunehmen, ihr Rollen zu verschaffen, welches er auch zusagte. Ich suchte Moreau, um zu erfahren, ob denn die Krieghammer wegen ihrer Ankunft nichts schrieb. Sie lässt nichts hören, er weiß nichts. In der Theaterkasse plauderte ich mit Klimbke und Pfersmann, dann gingen wir ins Burgtheater „Corsaro“. Um 8 h ging ich nach Hause und mit Therese um die ganze Bastei. Um ½ 10 h kamen wir zurück und gleich ins Bett. Band 04 (IV.), Seite 76r
1893 1802 10 10 Trübe, etwas Regen. Den ganzen Tag Prozessionen wegen Regen; welch ein Wunder !: es regnet schon. Früh zu Brandl. Um 10 h mit Giày und Therese in die evangelische Kirche. Ein Ankömmling als Katechet hielt seine Antrittsrede, sehr furchtsam, herzliche Ausarbeitung. Nach der Kirche schlich [ich] eine Zeit auf dem Kohlmarkt und Graben herum; der Staub vertrieb mich. Therese sang im Kärntnertor-Theater „Molinara“, dann Pas de deux von DeCaro. Ich ging ins Burgtheater „Amerikaner in England“, Heurteurs 2. Versuch als Schiffskapitän; fiel schlecht aus, denn nach dem Fallen der Kurtine regte sich auch nicht eine Hand. Ich soupierte mit Korntheuer, Kölbinger, Moreau etc. in Kramers Bierhaus. Um ½ 11 h kam ich nach Hause und fand Therese schon schlafen. Band 04 (IV.), Seite 76r
1894 1802 10 11 Trübe und kalt. Die Prozessionen um den Regen genieren auf den Straßen. Früh zur Gräfin, in den Tabak-Appalto, zu Wisenfeld, nach Hause und in die Theaterkasse. Klimbke, Schikh (?), Mayer und ich hatten große Hetze wegen der der Kunst so schädlichen Ökonomie. Mittags allein, nach Mittag auf die Hauptmaut wegen Flintenläufen. Später brachte ich Klingmann Theresens Bild, aber niemand zu Hause. Bis zur Theaterzeit las ich, dann ging ich ins Burgtheater „Dorfbarbier“ und „Spanier in Christina“. Therese besuchte die Siccard. Nach dem Theater gleich zu Hause. Wisenfeld erzählte, dass die Staatsverräter Menzl, Schedel, Pilnek, Hackl (?) etc. nicht freigelassen werden, müssen aber das Hoflager meiden. Welche frohe Nachricht ! Band 04 (IV.), Seite 76v
1895 1802 10 12 Kaltes Wetter. Früh 8 h kam Obeeleutnant Biletti, ein überraschender Besuch. Er sagte, die Krieghammer sei am Donnerstag schon mit Posbischel von Pohrlitz nach Göding gefahren, um die abgebrannte Tabakfabrik zu sehen. Ich ließ ihre Bagage gleich zum Traiteur Haas ins Zimmer führen, dann fuhr Therese selbst mit dem Wagen hinaus zum Brandmayer und ging zu Fuß zurück. Ich hatte am Vormittag auf der Maut wegen von Paris gekommenen 7 Flintenläufen zu tun. Die dumme Sepherl beging die beispiellose Dumm- oder Vermessenheit, erlaubte sich, rein zu sagen, ich würde der guten Therese untreu und Moreau wäre mein Kuppler. Dies brachte mich in höchstem Grade in Zorn und nur das Attachement für Therese hielt mich ab, sie nicht auf der Stelle davon zu jagen. Im Hinausgehen sagte ich Therese alles in vollkommener Unbefangenheit, riet ihr zutraulich, sich in keinem Fall mehr mit diesem halb närrischen Geschöpf abzugeben. Therese war beruhigt und ich auch. Mittags unterhielten wir uns gut. Nach 4 h gingen wir in die Stadt, Therese holte die Krieghammer ins Theater ab; ich ging heraus, wegen Platz. Nach dem Theater speisten wir im Bürgerspital. Band 04 (IV.), Seite 76v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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