Die Hitze und Staub nehmen mit jedem Tag zu. Früh ins Bureau, dann nach Hause. Mittags allein. Nach Tische kam Klimbke, dem ich Austeilungen schrieb. Später schickte ich dem Richter Bücher und beantwortete der Csekonics Brief. Nach 7 h ging ich zu Brandl, regalierte sie in die Loge „Beide Gefangenen“ und Terzett. Ich ging in die „Tage der Gefahr“, sehr voll. Kam mit Rothe aus Brünn, Solbring, Caché etc. zusammen, mit denen ich plauderte. Beim Schlusse des 2. Akts gingen Caché und ich ins Kärntnertor-Theater zum Terzett in die Loge, nach selbem wieder ins Burgtheater – es war eben Armand im Baume (?) –und blieben bis zum Schluss. Klimbke, Treitschke, Welker und ich soupierten in den Drei Hacken. Therese war am Abend in Gesellschaft bei Schouppe. Dann ins Bett, wo ich die Wiener Zeitung las und mich wegen Institut, Therese aber wegen Ankündigung ihres Porträts bei Eder las.
Band 04 (IV.), Seite 68v
1847
1802
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Unglaublich warm. Früh ins Bureau, Zeitungscomptoir, dann zum Jahn, um die Nachrichten vom Institut drucken zu lassen. Den Tag über zu Hause, mittags allein. Unter dem Essen kam Moreau, dem vom Ausschusse die Rolle des August in „Leichtsinn und gutes Herz“, welches heute im Burgtheater samt den „Spaniern“ ist, weggenommen wurde. Nach Tische erhielten wir Briefe von Krieghammer, worin sie uns ziemlich ungünstig von Moreaus Affenpreis im „Findelkind“ schrieben. Therese machte einen Besuch bei Stadler. Kerner und Töpfer, die uns besuchten, beglückten uns mit Billets ins Augarten-Konzert. Vor dem Theater kam Kielmann (?), und etwas später Stadler mit Frau, die sich aber gleich wieder empfahlen. Kielmann begleitete ich auf die Bastei, da plauderten wir von einer Reise, die wir künftiges Jahr in den Ferien mit Therese nach München, Stuttgart und Frankfurt machen wollen. Manebit pium desiderium. Abends ins Burgtheater, dann ins Ballett, wo ich Koch fand, mit welchem ich über ihre – d[as] ist seine, Rooses und Frau – Debuts plauderte, welche sie, nachdem die Weissenthurn endete, in Prag hatten. Weissenthurn gefiel nicht. Die Roose spielte nach ihr die Klara von Hoheneichen und soll sie ganz parterre gemacht haben. Nach dem Theater ging ich noch eine Weile herum und verlor fatalerweise einen Gulden. Dann ins Bett, wo ich die Wiener Zeitung las und mich wegen Institut, Therese aber wegen Ankündigung ihres Porträts bei Eder las.
Band 04 (IV.), Seite 68v
1848
1802
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Heftiger Wind und Staub, dass man kein Auge öffnen kann. Das Feuerwerk wurde abgesagt. Früh ging ich doch ins Augarten-Konzert, die Willmann sang. Ich war eben im Begriff, mit den jungen Arnsteiner in die Stadt zu fahren, als ich Therese in den Garten treten sah. Ich war über ihre Ankunft nicht wenig erstaunt. Sie holte mich ab um gleich zum Grafen zu fahren, welcher unvermutet aus Preßburg kam und mich auf der Stelle rufen ließ. Dies war mir so unangenehm als das Wetter. Ich musste mich schmiegen und fuhr zu ihm, war bis gegen 12 h da. Dann ging ich wegen Krieghammer zu Dietrichstein und Klimbke, konnte aber nichts erfahren, weil sich jetzt ein Chaos entwickeln oder vielleicht verwickeln soll. Mittags allein, nach Mittag zu Hause. Therese besuchte abends Braunmüller. Ich ging ins Theater „Tage der Gefahr“, zum Klimbke, in die Loge, plauderte mit Carl Marinelli, Strack, Schmirer, dann in den 4. Stock. Es war sehr voll, diese Oper tragt viel Geld. Um 8 h fing es zu regnen an, dauerte aber nicht lange. Nach dem Theater ins Bett. Ich erkältigte mich und bekam in der Nacht heftigen Husten.
Band 04 (IV.), Seite 68v
1849
1802
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Kühl und trüb. Früh zum Grafen, zu Pletterl, dann an der Donau nach Erdberg. Bei Hugelmann kam ich mit Bernardi zusammen, welcher mich bis zur Rasumofsky-Brücke begleitete. Therese ging schon früh hinaus, wir speisten da, blieben bis 7 h, gingen über die Landstraße nach Hause. Therese blieb, ich aber ging ins Burgtheater „Falsche Scham“. Nach dem Theater wiegte ich mich gleich in Morpheus' Arme. Therese gab heute dem Rahl 25 Abdrucke zur Versendung.
Band 04 (IV.), Seite 69r
1850
1802
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Wie gestern. Früh ins Bureau, zu Mayer, in die Porzellanfabrik, dann in die Theaterkanzlei. Mittags speiste ich bei Brandl. Therese war den ganzen Tag beim Vetter Hitzinger. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Abends ins Burgtheater, zum ersten Male „Bewusstsein“, Schauspiel in 5 Akten von Iffland. Gefiel wenig und wurde äußerst mittelmäßig gespielt, ich fing an, einzuschlafen. Nach dem Theater ins Bett. Abends war Therese bei Dr. Fenger (?)
Band 04 (IV.), Seite 69r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).