Früh mit Therese, Goldmann und Kiepach ins Augarten-Konzert: die Willmann sang. Es war nicht angenehm. Der Staub hinderte beinahe, die Augen zu öffnen. Ich fand viele Bekannte, auch Kerner, welchen ich gestern besuchte und mit einem Billett beglückte. Die Mrasek und eine gewisse Frau Kammerloher (?) gesellten sich zu uns, welche wir nach dem Auf- und Abgehen in der großen Allee in den Prater begleiteten. Beim Einsiedler schieden wir und gingen nach Hause. Therese klagte über große Müdigkeit. Ich ging noch ins Bureau. Die Goldmann war unser Gast. Nach Mittag kam Moreau, dem gab ich Krieghammers Schriften, nebst Brief, Buch und Komödienzettel von den „Tagen der Gefahr“. Ich arbeitete noch bis 6 h, dann besuchten wir unseren alten Freund Eberl, blieben bis 9 h, dann gleich ins Bett. Meine Mutter schickte frische Feigen. Heute besuchte uns Huber und Frau.
Band 04 (IV.), Seite 67v
1842
1802
8
20
Warm. Früh zum Grafen, ins Bureau. Heute schrieb ich meiner Mutter und schickte ihr 6 weiße Kaffeeschalen. Dann schrieb ich auch Kàrner ins Bad, wegen der Sage, dass Konstantin seinen Bruder, den russischen Kaiser Alexander ermordet haben soll, und dergleichen. Eckhart besuchte uns zu Mittag, Bernardi machte seine Antrittsvisite. Therese war heute bei Nina. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause. Abends gingen Therese und ich ins Heugassel, einen Wagen für Fritsch anzusehen, ich dann ins Burgtheater „Fähndrich“, Bernardis erstes Debut als Oberst Horwitz. Therese nach Hause, unterhielt sich mit Arbeiten, musste sich aber wegen Zahnschmerzen früh legen. Im Theater kam ich mit Etzelt Mutter und Schwiegertochter, Treitschke, Neumann und Welker zusammen, mit welchen ich beim Lothringer soupierte. Bernardi ist ein groser Schauspieler, sagte manche Stelle herzlich, richtig, das große Feuer aber, welches dieser Charakter erfordert, wusste er sich aber nicht zu eigen zu machen. Er gefiel, wurde am Ende vorgerufen, hielt eine lange Rede, wovon ich sehr wenig behielt. Unter mehr anderem sagte er auch, er fühle, dass er den heutigen Beifall nur der Nachsicht des besten Publikums verdanken kann, dass er das heiligste Versprechen macht, nach dem Ziele zu ringen, dass er gemein mit jenen verdienstvollen Kunstverwandten, in deren Mitte er nun die Ehre hat zu sein, durch angestrengten Fleiß es dahin zu bringen, zur Ehre der deutschen Bühne etwas beigetragen zu haben. Jede Äußerung der Zufriedenheit seiner gütigen Landsleute wird der schönste Lohn seiner rastlosen Verwendung für die Kunst sein. Klingmann als Fähndrich predigte sehr. Die Leifer als Sophie spielte recht artig; solche herzliche Rollen gelingen ihr wenig; man glaubt ihr nicht, was sie sagt.
Band 04 (IV.), Seite 67v
1843
1802
8
21
Früh zum Grafen, in die Theaterkanzlei. Mit Klimbke plauderte ich eine Weile, dann ins Bureau, wo ich die Expedition für die Einrückung in die Zeitung für unser Institut machte. Von Wokurka kaufte ich 1 Stück Angin zu 4 fl. vor (?) Mittags speisten Muchsel und Kiepach bei uns, welchen ich Theresens Bild zum Andenken gab. Therese und ich arbeiteten den ganzen Tag zu Hause, ich in Jahnischen Geschäften. Um ½ 7 h ging ich zu Klimbke, fand ihn nicht, nach Hause und an meinen Schreibtisch. Nachdem es finster war, gingen Therese und ich auf die Bastei zum Schottentor, durch die Stadt nach Hause und gleich ins Bett. Es war sehr warm.
Band 04 (IV.), Seite 68r
1844
1802
8
22
Schwül und unerträglicher Staub. Um 7 h zum Grafen und um 9 h mit Therese zur neuen Rasumofskyschen Brücke. Bei dem neuen Brückenbau schöpfen 400 Menschen Tag und Nacht Wasser, um dann auf den Bürsten das steinerne Joch bauen zu können. Es ist ein großes Werk, dessen Vollendung dem Erbauer, Freiherrn von Pacassi, einen bleibenden Ruhm verschafft. Bei der Brücke setzte ich mich in den Schatten, plauderte mit meinem Guide, einem Greis von 74 Jahren, der mir vom Verlust seines Sohnes erzählte, des Artillerie-Obersten Perzel, welchem eine Kanonenkugel bei Marengo, in der unglücklichen Schlacht, den Schenkel wegriss. Ich las, dachte an meine Freunde, dessen ich so wenig habe und dessen Umgang ich entbehren muss. Therese ging gleich zur Ascher um ½ 2 h. Wir speisten in Gesellschaft der Lang'schen Rose (?) Nach Mittag las und plauderte ich, abends gingen die Ascher, Therese und ich den Kirstein abholen. Wir fanden ihn weit unter der Gänsweide beim Wachthäuschen fischen. Um 8 h kehrten wir um; es dämmerte. Über die Donau sahen wir im Prater die Allee, wo die Kaffeehäuser sind, ganz erleuchtet, welches sich durch das Dunkle der Bäume sehr gut machte, und wirklich einen feenmäßigen Eindruck schafft. Wir verweilten lange, denn es ließ gar zu hübsch. Beim Rasumofsky-Garten nahmen wir Abschied. Therese und ich gingen über die Brücke den wirklich romantischen, einsamen Weg an der Donau in die Stadt. Wir schlichen langsam, denn noch war die Atmosphäre nicht abgekühlt, und kamen um ½ 10 h nach Hause. Die Sepherl kam nach uns. Wir wiegten uns gleich in Morpheus' Arme.
Band 04 (IV.), Seite 68r
1845
1802
8
23
Drückende Hitze und heftiger Staub. Früh zum Grafen, ins Bureau, ins Zeitungscomptoir, um eine Institutsnachricht einrücken zu lassen. Mittags allein, nach Mittag zu Hause, in Geschäften zu Jahn. Abends ins Burgtheater „Kindliche Liebe“, Schauspiel in 5 Akten von der Weissenthurn. Therese beschäftigte sich den ganzen Tag zu Hause. Nach dem Theater einen Augenblick auf die Bastei, dann mit Eile in Morpheus' Arme.
Band 04 (IV.), Seite 68v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).