Maria Geburt. Früh ging ich spazieren, später kam ich mit Neumann und Etzelt zusammen. Erster war gestern bei Braun, erhielt 425 fl. geschenkt und Zulage. Salieri war da und erzählte, dass er mit Braun sprach, dass Gley von Stuttgart schrieb und wieder Engagement wünscht. Um 11 h, während der Umgang war, gingen wir nach St. Peter und gleich auf den Chor. Mit dem Ober-Kriminalkommissär Seifer und dem Bassisten Maurer von München kamen wir zusammen. Nach den 2 Arien von Therese fingen wir über die Schlag- und Rasumofsky-Brücke zur Ascher, Therese, die Töpfer und ich. Ich blieb bis 2 h im Prater. Den Nachmittag und Abend saß ich im Garten, las und plauderte. Therese war nicht wohl, Migräne quälte sie, lag immer. Um 8 h nach Hause. Später brachte ich den Brandlischen Billetts ins Augarten-Konzert.
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Ein trüber, melancholischer Tag. Therese ging mit mir ins Augarten-Konzert. Anstatt Maurer sang die Willmann, sehr mittelmäßig. Nach dem Konzert promenierten wir in der großen Allee, dann Therese nach Hause, ich ins Bureau. Nach Tisch erhielten wir Besuch von Cathon Gabrieli, Schreibers und Frau. Krieghammer schrieb mir wegen Platzers Ziegelofen, weswegen ich gleich Bulla rufen ließ. Abends ging ich mit ihm in die Leopoldstadt „Bauernliebe“, Oper von Kauer. Ich unterhielt mich sehr mittelmäßig. Therese begleitete mich mit Goldmann über die Bastei bis zum Roten Turm, ging allein zurück und blieb den Abend zu Hause. Beim Hugelmann wartete meiner Bulla, mit dem ich noch mehr wegen der Ziegelofen sprach. Heute schickte Baron Braun Therese Müllers „Abschied vom Theater“.
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Vor Mittag Regen, nach Mittag heiter. Den Vormittag beim Grafen und im Bureau. Moreau speiste mit uns. Bei Tisch kamen der Bassist Maurer und Kapellmeister Danzig; beide baten Therese Sonntags bei St. Peter zu singen, probierten auch etwas von der Messe des letzteren. Nun ist aber der schwere Umstand, dass Therese schon zusagte, am Sonntag bei St. Michael in einer ersten Messe eines neu geweihten Priesters zu singen, welches sich schwer vereinbaren lässt, darum ihr Wort nicht von sich gab. Nach Mittag arbeitete ich. Therese ging um 4 h zu Braun, um ihm für das Buch von Müller zu danken und die 300 fl.. Vorschuss zu verlangen; brachte ihm als Beweis ihrer Attention ihr Bild, welches ihm sehr Freude zu machen schien Den Vorschuss gab er gegen Obligation aus seiner Kassa. Zu welchen fatalen Schritten mich die verfluchte Betrügerin Rotter zwingt ! Nachher ging Therese zum Preindl um ihm abzusagen, dass sie Sonntag nicht singt. Abends gingen wir ins Kärntnertor-Theater „Essex“, 3. Debutrolle der Mad. Krüger als Elisabeth. Gefiel nicht, weder bei ihrem Spiel noch beim Fallen der Kurtine rührte sich eine Hand. Nach dem Theater nach Hause.
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Ein warmer Tag. Früh beim Grafen, in der Maut und Bureau. Therese bekam Besuch vom Primizianten P. Benedikt Göttler (?) einem Schwaben vom Heiligen Kreuz, der sie auch bat zu singen, später von Preindl, der ihr zusetzte, und so musste sie auf morgen in 2 Kirchen zu singen versprechen. Mittags allein. Nach Mittag ins Kadettenstift zur Prüfung des Grafen Vinzenz, welche schlecht ausfiel. Abends zu Rottruff, dann ins Burgtheater „Dorfbarbier“ und Vogel-Pas de deux von Ferdinand Gioja und Angiolini. Nach dem Theater ging ich auf der Bastei spazieren, es war eine schöne Mondnacht. Therese war abends bei Etzelt. Heute erhielt Gewey Theresens Bild.
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Ein trüber, kalter Tag, abwechselnd Regen. Früh zum Grafen, nach 10 h nach St. Michael, wo ich Koch, Maurer, Rösner, Treitschke und Moreau fand, die Therese singen hörten. Sie war besonders gut bei Stimme und sang meisterhaft. Um 11 h gingen Therese, Kiepach und ich zu St. Peter, Therese sang da mit Maurer Danzigs Messe. Um ½ 1 h fuhren wir in den Augarten; es war eine Tafel bei 100 Gedecken. Die Gesellschaft seiner Freunde veranstaltete dem Primizianten diese Fröhlichkeit, die ein kleines Kapital kostet. Im Saale machte ich mit dem Provinzial, und dem Sonntagsprediger Leo von den Michaelern Bekanntschaft und unterhielt mich gut mit ihnen. Das Diner dauerte von 2 bis 5 h, dann gingen wir in den Garten. Der kalte Wind und die Feuchte litt uns nicht lange. Um uns Bewegung zu machen, gingen Therese und ich nach 7 h in die Stadt. Einen Augenblick ging ich ins Burgtheater „Wiedervergeltung“; es war unmenschlich voll. Um 9 h lagen wir schon.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).