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Anzeige von 1881 - 1885 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
1881 1802 9 28 Trübe. Früh brachte ich Stegmayer das Gelegenheitsstück. Er engagierte mich zu einer Exkursion, vor die Linie zu fahren und nach Tische die Manöver auf der Schmelz zu sehen. Ich akkordierte es, ging nach Hause und erwartete ihn. Um 10 h kam Stegmayer. Wir marschierten durch die Josephstadt. Beim Theater hielt man uns auf, die Künstler probierten das „Petschaft“ von Ziegler. Mercy (?), Seefeld (?) und Werner (?) plauderten uns so manches vor. Im Lerchenfeld durchstrichen wir die Gassen, kamen auf Fabriken von Seidenzeug, Gewehren etc. Beim Plamer bestellten wir uns das Mittagsmahl; Baumann kam nach. Wirt Martin machte sich zu uns; wir speisten gut. Vor Tisch hatte Baumann seinen Jux mit dem alten Groyss (?), 2 Marder, 1 Adler, 2 kleine Hunde, welche er zusammen hetzte. Um 3 h gingen wir auf die Felder beim Kreuz, Schmelz genannt. Schon waren Kavallerieposten aufgestellt und besetzten einen Platz von einer Stunde im Umfang. Die Regimenter Großherzog, Carl, Deutschmeister, Auersperg, 1 Bataillon von Kerpen und 1 Regiment Kavallerie rückten auf. Als der Kaiser mit 4 Brüdern kam, empfing ihn die Generalität. Sie ritten die ganze Front vorbei und das Manöver begann, zuerst die Infanterie, dann die Kavallerie. Schon dämmerte es, als die Kavallerie manövrierte. Als sie sich zerstreuten, zu plänkeln begannen, der Blitz an allen Seiten durch die Dämmerung drang, gab es ein schönes Schauspiel. Allein ging ich in die Stadt, ins Burgtheater „Französische Kleinstädter“, dann nach Hause. Therese war den Abend zu Hause. Band 04 (IV.), Seite 74r
1882 1802 9 29 Sehr großer Staub. Früh zur Barany, dann ins Bureau. Den übrigen Tag arbeitete ich zu Hause. Nach Mittag war ich mit Therese ein paar Stunden in einer Lizitation, wo Moreau Kommissionär. In der Lizitation kaufte ich 2 Stück vergoldete Leisten zu Bilderrahmen. Abends ins Burgtheater „Freemann“, Aufführung vor dem Braun, der es zum ersten Mal sah. Nach dem Theater ging ich mit Zrust und Moreau in Kramers Bierhaus, lernte da Kölbinger (?), Korntheuer etc. kennen, mit welchen ich mich engagierte, Sonntag nach Liesing zu fahren. Therese unterhielt sich den Abend bei Braunmüller. Zu Hause waren wir dann noch lange im traulichen Gespräch begriffen. Quarin kam von seiner Reise zurück, und ich machte ihm heute ein Bewillkommnungs-Kompliment, welches ihm angenehm schien. Band 04 (IV.), Seite 74r
1883 1802 9 30 Windig. Heute ist im Augarten zum Vorteil des Schuppanzigh die „Schöpfung“, mittags 12 h, Eintritt 2 fl. Den ganzen Vormittag beim Grafen mit Arnsteiner. Mittags speiste Moreau mit uns. Mittags schrieb ich Krieghammer, dass ich für sie ein Zimmer beim Traiteur Haas für 10 fl. bestand. Mit Kiepach, Schouppe, Etzelt und ein paar Freunden ins kaiserliche Zeughaus. Therese sang in der „Adelaide“ im Kärntnertor-Theater. Ich brachte den Abend im Burgtheater zu „Unser Fritz“, „Tänzerin aus Athen“. Statt der Roose spielte die Gabriele Lang. Nach dem Theater nach Hause. Therese erzählte mir, dass sie Weigl mit tausend Versicherungen von besseren Rollen, von Zulage, beschwor, die Rolle der Vertrauten in der „Medea" zuzusagen; sie versprach es ihm noch nicht. Wir sprachen lange darüber, unser Resultat war, die Rolle anzunehmen Band 04 (IV.), Seite 74v
1884 1802 10 1 Vor 8 h ging ich zum Grafen, Therese zum Salieri, um mit ihm wegen Annahme der Rolle in „Medea“ zu reden. Um 11 h ging ich zu Wisenfeld ins Bureau, machte da für den Grafen wegen Pass auf 10 Zentner Tabak einen Vertrag. Um ½ 1 h versammelte sich eine Gesellschaft von 13 Personen beim Taroni, Koch, Krüger, Koberwein, Leifer, Stegmayer, beide Frankstein, Pelikan, Dietmann, Gewey, Jean Sartory, Stilly (?), Marsano (?), gingen unter die Weissgärber zu den 5 Lerchen. Wir speisten im Garten, aßen gut und es wurde viel getrunken. Die Person zahlte 3 fl. Nach Mittag wurde gespielt, teils mit Kegeln, teils mit Karten. Um 6 h gingen Koch, Frankstein, Stegmayer und ich ins Burgtheater „Gleiches mit Gleichem“. Nach dem Theater ins Bett. Therese speiste allein zu Hause. Abends war sie bei Milloch. Band 04 (IV.), Seite 75r
1885 1802 10 2 Windig. Früh zum Grafen, Therese ins Comptoir zu Braun und erhob die 300 fl., dann ins Theater, wo sie mit Weigl zusammenkam. Er bat sie wiederholt, die Rolle der Neris in der „Medea“ anzunehmen, und versicherte ihr, in anderen Opern gute Parten und auch Zulage zu verschaffen. Sie versprach es ihm, doch mit dem Beding, eher auch noch mit Braun zu reden. Therese lud dann Moreau ein, mit uns zu speisen, dann fuhren wir zum Aschkan, in die Porzellanfabrik und zum Brandmayer. Therese speiste bei der Uhrmacherin. Kárner war einige Stunden hier, ich konnte ihn aber nicht zu Gesicht bekommen. Nach Mittag arbeitete ich zu Hause, ging mit Moreau in die Kupfer-Lizitation und abends ins Burgtheater „Octavia“. Bernardi spielte statt Brockmann den Sklaven Eros, und gefiel. Therese war am Abend bei der Etzelt. Mit Zrust sprach ich abends im Theater und engagierten uns, zusammen morgen in der Mehlgrube zu speisen. Band 04 (IV.), Seite 75r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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