Ein angenehmer Tag. Im Kärntnertor-Theater zum 2. Male „Adelaide“. Früh zum Grafen und ins Bureau, expedieren der Briefe. Kaufte die „Spazierfahrten um Wien“. Mit uns speiste die Agnes. Sie blieb den Nachmittag da und fuhr mit Therese in die Oper. Ich arbeitete nach Mittag. Nach 8 h kamen Moreau und Korn und wir gingen zu Rottruff. Abends ein paar Stunden bei Rottruff, spielten mit ihr und Nina Préférence.
Band 04 (IV.), Seite 43v
1697
1802
3
28
Ein schöner, angenehmer Tag. Früh zum Grafen, dann mit Therese zum Kärntnertor hinaus, ins Kadettenstift, den Csekonics abzuholen und mit ihm in die Stadt. Therese blieb zu Hause, wir gingen auf den Graben, Kohlmarkt und Bastei. Es war außerordentlich voll. Mittags speisten Moreau, Csekonics, Werlen, Jean und die Tischlerin, welcher wir vor Mittag einen Besuch machten, bei uns. Um 4 h fuhr ich mit Scheiger in den Prater, ein unerträglicher Staub verbitterte die Unterhaltung. Abends ins Kärntnertor-Theater „Deutsche Kleinstädter“, wohin Therese, Moreau mit seiner Chaton und beide Brüder Korn kamen. Therese, welche den ganzen Tag Kopfweh hatte, führten wir nach Hause und wir soupierten beim Lothringer.
Band 04 (IV.), Seite 43v
1698
1802
3
29
Ein schöner Tag. Früh zum Grafen, dann zu Hause und bis abends in Institutsgeschäften gearbeitet. Mittags speiste Willmann bei uns, vor Tisch war auch sein Bruder Max da. Nach Mittag kamen Salieri, Jonak, Kiepach, die Etzelt, welche erzählte, dass die Schmirer gestern wegen ihrem Schw[ager ?] beim Marinelli abdankte; später die Rottruff, Chaton, Moreau, Korn und Walther. Therese machte Toilette, um 6 h begleitete ich Rottruff und ging dann ins Burgtheater „Adelaide“, wo ich mit der Mirwag (?) sprach. Bei der Kerkerszene ging ich ins Kärntnertor-Theater, „Seltsame Audienz“, ich kam gerade zum Schluss. Schmid, Rössner (?), Reil, Stegmayer, Pichler, die Goldmann, Müller, Lang figurierten beim Ensemble. Es sah recht gut aus. Ein ländliches Divertissement, mit dem Tamburin-Pas de deux, dann tanzte ein Mädchen von 9 Jahren, Faba war ihr Meister in Italien, ein Solo mit bewundernswürdiger Stärke und Gewandtheit, besonders hat sie eine seltene Höhe im Fuße (?) Ihr Name Marianne Klausen (?). Schmid, Moreau und ich soupierten nachher in der Wildgans.
Band 04 (IV.), Seite 43v
1699
1802
3
30
Ein kalter, windiger Tag. Früh arbeitete ich mit Klimkowsky, dann zum Grafen, in die Theaterkanzlei, wo ich Pfersmann Slivovitza versprach und für Cavriani eine Loge nahm. Zu Mayer in Institutsgeschäften. Therese bekam Besuche von Jonak und Sander (?), welche mit ihr sangen. Indessen rangierte und versiegelte ich die Ärmel von Spitze, das Musselinkleid, die seidenen Handschuhe und den Handspiegel. Goldmann Bruder speiste mit uns. Nach Mittag arbeitete ich, nach 4 h kamen wieder Baron Grecht, Jonak, es wurde abermals gesungen. Die Etzelt, später Sander und Kiesewetter – ersterer singt Tenor, letzterer Bass – Korn und Moreau waren auch da. Abends ging ich ins Burgtheater „Kindliche Liebe“, Schauspiel in 5 Akten von der Weissenthurn. Ich plauderte mit Pletterl und Moreau; letzterer soupierte mit mir beim Lothringer. Therese war bei der Jeanette.
Band 04 (IV.), Seite 44r
1700
1802
3
31
Kalt und windig. Früh zum Grafen, zum Hofrat Holzmeister, dann nach Hause. Ein unbekannter Gönner –- Cziskowsky – schickte uns ein Lamm und ein Fässchen roten Wein. Mittags speisten wir allein, nach Mittag arbeitete ich und schrieb Therese einen kleinen Glückwunsch. Abends gingen Therese, Neumann und ich zum Schouppe. Es wurde zum Anfang die Serenade von Fuchs gemacht, dann die Introduktion vom „Don Juan“, ein Konzert von Mad. Jacobi und ein Terzett aus „Achille“. Abends übergab ich noch der Sepherl die Angebinde für Therese, und befahl, selbe samt der Haube auf den Tisch vor Therese Bett zu stellen, damit sie beim Erwachen alles findet.
Band 04 (IV.), Seite 44r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).