Schlechte, feuchte Witterung. Früh zum Grafen. Therese hatte Probe von „Zauberflöte“; Madame Otto sang die 3. Dame und hat eine sehr schöne Tiefe. Um 11 h fuhr ich mit dem Grafen zur Ingenieursakademie auf die Laimgrube, ging zum General Bourgeois, um den jungen Carl Csekonics über die Faschingstage nach Eisenstadt auszubitten, welches er auch bewilligte; dann sprach ich ihn selbst. Seine Erziehung fand ich sehr vernachlässigt. Zu Hause hörte ich, dass sich die Görlitz sehr verschlimmert habe und ohne Rettung verloren sei. Sie verliert wenig an der Welt, wir verlieren ein gutes Weib und darum erschütterte mich diese Nachricht. Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich. Abends waren wir bei der Etzelt Mutter und spielten Préférence. Die Sepherl blieb in der Nacht bei der Görlitz.
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Den ganzen Tag Regen und Schnee. Früh zum Grafen, dann nach Hause. Therese war immer allein, die Sepherl ließen wir bei der Görlitz. Mittags aßen wir von der Goldmann ihrem Traiteur, schlecht; sie, dann auch Nadastini speisten mit uns. Therese räumte auf, deckte den Tisch, rangierte alles in Ordnung und war sehr geschäftig. Nach Mittag kam die Rotter, der wir 300 fl. geben. Abends besuchte uns Agnes und blieb bis ½ 9 h. Nach 9 h kam die Goldmann und wir schwatzten bis 10 h. Die Sepherl war bei der Görlitz, bei uns schlief ihre Schwester, die Lenerl. Wir schliefen wenig.
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Sterbetag unserer guten Tante Cäclie Görlitz, 45 Jahre, dann der Victoria Müller, eines schönen, blühenden Mädchens, im Alter von 18 Jahren, Tochter des pensionierten k.k. Hofschauspielers Müller. Um 8 h kam die Sepherl und sagte uns die traurige Nachricht, dass die arme Tante nicht mehr sei. Ruhig und still, wie ihr Leben war, verschied sie in der Nacht um ½1 h. Wohl ihr, sie ruht; das schönste Grabmal ist: Das Ende kam und die Liebe aller, die sie kannten. Ich hatte viel Mühe, mich in Fassung zu erhalten und mein liebes vortreffliches Weib zu trösten. Früh zum Grafen, zum Scheiger, wo ich Therese fand, dem wir unser Redoutebillett für heute gaben. Mittags speiste Turnau (?) und mein Bruder bei uns. Nach Tische arbeitete ich zu Hause. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater „Der Vormund“ von Iffland; Gabriele Lang als Louise, gefiel mehr als in Eulalia. Ich war mit den Etzeltschen in der Loge, Therese bei Benkó im Spiel. Die Lang wurde vorgerufen und sagte: „Mein Dank ist so groß als Ihre Güte“.
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Begräbnistag der Tante Görlitz; nach Mittag 4 h wurde sie ohne alles Gepränge bei St. Peter beigesetzt. Die Sepherl und noch ein paar Dienstboten begleiteten ihre Leiche. Früh ging ich zum Walnefer, zur Gräfin, dann nach Hause. Die Sepherl war wieder den ganzen Vormittag bei der Mutter beschäftigt; dies gab Anlass zu Verdruss, den Therese und ich sicher nicht gehabt hätten, wenn die Mutter nicht so indiskret wäre. Um 12 h begleitete ich Therese zur Kohl, welcher sie unser Redoutebillett gab. Dann ging sie zur Ascher und ich auf die Mehlgrube speisen. Ich aß gut, ließ mir, um meiner Lust ein kleines Opfer zu bringen, 15 Austern geben, und machte Bekanntschaft mit einem sicherern Röpen (?), einem Fabrikanten von Stroh-Modewaren. Nach Tische arbeitete ich, schrieb an die Eisenkohl zum morgigen Geburtsfeste und die Befreiung des Schadek (?) und Menge (?). Um 5 h kam Neumann und wir gingen zusammen ins Marinellische Theater, zum 3. Mal „Zauberschwert“, Buch von Hensler, Musik von Anton [sic] Eybler. Schöne Musik, artige Garderobe, mittelmäßige Dekorationen und sehr schlechtes Buch. Kaiser, Kaiserin, Großherzog und Frau waren da. Nach dem Theater nach Hause, Therese kam kurz zuvor. Wir plauderten, aßen etwas, dann ins Bett.
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Kalt, mitunter Schnee. Früh zum Richard, ins Bureau, dann nach Hause, wo ich den ganzen Tag arbeitete. Mittags speiste Willmann bei uns. Nach Mittag kam Salieri. Ich ging zu Rahl und Scheiger. Abends kam die Jeanette, wir gingen mit ihr zu Etzelt, spielten da Préférence bis 10 h, dann nach Hause.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).