Kalt und windig. Früh zum Grafen, nach Hause, konzipierte einen Brief an Stohr. Mein Bruder speiste mit uns. Nach Tische kam Scheiger. Wir spielten 3 Stunden Billard, er verlor 13 Partien. Um 5 h ging ich ins Burgtheater „Octavia“, die Sanenz als Cleopatra; gefiel wenig, am Schlusse war alles still. Rottruff und Krieghammer waren auch im Theater. Nach dem Theater soupierten wir in der Wildgans. Therese besuchte vor Mittag die Traun und am Abend spielte sie bei Braunmüller.
Band 04 (IV.), Seite 41v
1677
1802
3
8
Zum Grafen. Ich verfertigte wegen dem Tausch von Altsohl gegen Simontornya eine Denkschrift an den Kaiser. Mittags speiste Moreau bei uns, nach Mittag arbeitete ich. Um 5 h begleiteten wir die Reyher (?) bis zum Auersperg, gingen über die Glacis zum Neuen Tor herein und begleiteten Therese zur Frau v. Lang, wo sie den Abend blieb. Vor Mittag hatte sie Probe von „Adelaide" Ich unterhielt mich den Abend bei Rottruff, wo beide Moreau, Denk (?) von der Post, Massburg (?), Korn, Latzl (?) und Krieghammer waren. Ich brachte Slivovitza mit, von welchem vortrefflicher Punsch gemacht wurde. Ich war froh, munter, wir blieben bis 12 h. Therese sang nach Mittag beim Salieri.
Band 04 (IV.), Seite 41v
1678
1802
3
9
Außerordentlicher Schnee und Kot. Therese hatte Probe von „Adelaide". Im Kärntnertor-Theater „Stille Wässer sind betrüglich“, Pichlers 2. Debutrolle als Baron Witzburg (?). Früh zum Grafen. Bei unserem Herrn kam ich mit Stohr zusammen, übergab ihm den Brief vom Sonntag und fuhr mit in die Gartengasse, wo man speiste. Donnerstag sehen wir uns wieder. Um 11 h kam ich nach Hause, arbeitete den ganzen Tag. Mittags allein. Nach Tische kam der Kiepach, Baron Grecht (?) und akkompagnierte Theresen die Arie „Ah, torna la bella aurora“. Die Schmirer Jeanette mit der Charlotte kamen und hatten mit Kiepach eine traurige Szene. Patsch kam und erzählte mir, dass er heute wieder im Kärntnertor-Theater 3. Stock rechts den ersten Dienst bei den gesperrten Sitzen mache. Therese ging abends zur Ascher, ich ins Kärntnertor-Theater „Stille Wässer“. Pichler als Baron Witzburg gefiel mittelmäßig, wurde am Ende von einigen ungestümen Burschen mit rasendem Lärm vorgerufen, machte seine Verbeugung und kündigte für morgen in diesem Theater „Prometheus“ und „Haus zu verkaufen“ an; der Fall ist ganz neu. Nach dem Theater soupierte ich beim Lothringer, Moreau und Krieghammer waren [da ?].
Band 04 (IV.), Seite 41v
1679
1802
3
10
Schnee und außerordentlicher Morast. Früh zum Grafen, und mit Rottruff, Krieghammer und Hebenstreit ins Natural- und Physikal-Kabinett, welches ich wieder vermehrt fand. Mittags allein. Nach Mittag kam Baron Massburg, Korn, Dichter Huber, Neumann und Frau. Auf eine Stunde ging ich zu Rottruff, dann nach Hause. Um 7 h kam Kiepach und fuhren in die Musik zum Hofrat Schouppe. Keller geigte ein neues Quintett, Fräule Gisberg (?) schlug eine Sonate, welcher ein russischer Offizier mit der Klarinette. Therese sang die Arie von Cimarosa „Ah, torna la bell' aurora". Um ½ 11 h kamen wir nach Hause. Ich unterhielt mich wenig.
Band 04 (IV.), Seite 41v
1680
1802
3
11
Trübe. Früh zum Grafen, wo ich neue Wollkontrakte verfertigte und bis 1 h blieb. Therese hatte Probe von „Adelaide". Mittags allein, nach Mittag arbeitete ich. Moreau kam und führte mich zu Rottruff, wo ich mich den Abend mit Krieghammer unterhielt. Therese war bei Neumann. Um 9 h ins Burgtheater „Besuch“, dann zum Lothringer soupieren.
Band 04 (IV.), Seite 42r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).